Fritz J. Raddatz – Kritiker, Essayist und Autor wird 75 Jahre alt und ausgestellt

Darunter sind Bilder, Grafiken, Fotografien, Skulpturen, Bücher, Autografen. Manuskripte. Filme und Tondokumente – sie sollen das Leben und Wirken des Mannes  dessen Rezensionen teilweise gefürchtet waren, wenn nicht, so waren sie auf alle Fälle meinungsbildend und sehr bestimmt in ihrer Tonlage. Fritz J. Raddatz hat nie ein Blatt vor den Mund genommen und seine Meinung stets stilsicher und prägnant formuliert. Geboren am 3.9. 1931 in Berlin, wird er 1954 nach dem Studium der Germanistik , Theaterwissenschaften und Geschichte zunächst Lektor beim Staatsverlag Volk und Welt.1958 siedelt er über in die Bundesrepublik und geht zum Kindler Verlag in München, ist aber bereits 1960 stellvertretender Leiter des Rowohlt Verlages in Reinbek und ab 1968 Lehrbeauftragter an der TU Hannover. 1954 promoviert, habilitiert er sich 1971 und arbeitet längere Zeit als Honorarprofessor für Literatur. Gastprofessuren führen ihn nach Frankreich und in die USA. 1977 wird er Feuilletonchef der „Zeit" und ab 1986 auch ihr Kulturkorrespondent. Raddatz hat nicht nur andere Werke beurteilt, sondern auch selbst Romane geschrieben  und Essays zur Literaturwissenschaft- und Geschichte publiziert. Lange Zeit galt er als scharfzüngiger Zeitgeist,  besonders Martin Walser und auch Peter Weiss hat er immer wieder in die Mangel genommen, auch mit dem verstorbenen Rudolf Augstein war er sich nicht grün, nannte diesen einen „Verräter". Die Aufzählung ließe sich weiterspinnen mit wie vielen weiteren  Vertretern des  Literatur-Karussells er in kritischer Freundschaft und zuweilen auch in bissiger Feindschaft verkehrte. Das Fazit seines Schaffens muss allerdings sein, dass er ein unglaublich guter und pointierter Erzähler ist und dass das, was er erzählt, in der Darstellung wächst und gedeiht.  In meinem Bücherschrank steht ein von ihm editierter Band  „Revolte und Melancholie – Essays zur Literaturtheorie dessen Portraits u.a. von Adorno über Benjamin, Lassalle, Brecht bis hin zu Marx und Wittfogel enthalten und sie sind allesamt ein Lesevergnügen, ebenso wie das Buch: Eros und Tod – Literarische Portraits von Aragon bis Christa Wolf. Ich bin gespannt, wie seine schriftstellerische Arbeit, das Arbeiten mit Worten, in einer Ausstellung visualisiert wird.

Museum für Kunst und Gewerbe, ab Sonntag, dem 27.8. täglich außer Montag, 10-18 Uhr.

Eine Meinung

  1. Sind denn alle die Halbheiten, alle die Patzer, all die schiefen Formulierungen, all das Halbwissen vergessen? Bloß weil der Narr alt geworden ist ist er ja nicht gereift. Raddatz ist in seiner Zeit als Feuilletonist wohl eine der peinlichsten Erscheinungen des deutschen Kulturlebens gewesen, und dass er so groß werden konnte, wie er geworden ist, ein bleibendes Beispiel deutscher Albernheit. Da war es mehr ein glücklicher Zufall, dass er über das vorgeblich Goethesche Bahnhofszitat gestolpert ist. Mir ist der jetzige Rummel um diese alternde Seifenblase unverständlich.

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