Comics für Erwachsene: fünf ausgewählte Beispiele

Das Massenmedium Comic ist inzwischen längst als Kunstform anerkannt, was allein der seit einem Vierteljahrhundert laufende Erlanger Comic-Salon zeigt, der von Mal zu Mal mehr Interessierte anzieht.

Der Begriff Comic kommt übrigens aus dem Englischen und ist eine Abkürzung von „comic strip“, dem komischen Streifen. Und obwohl sie nicht immer komisch sind und auch gar nicht sein sollen, eines haben alle Comics gemeinsam: Sie erzeugen eine Art Kopfkino, bei dem es auch mal um Sex oder Gewalt, gern auch mal um beides zusammen gehen darf. Doch Comics für Erwachsene sind nicht automatisch welche, in denen es „zur Sache“ geht.

Das Angebot an Comics für Erwachsene ist inzwischen riesig und die ausgewählten Beispiele sind lediglich ein kleiner subjektiver Ausschnitt. Ein lesenswerter allerdings.

Comics für Erwachsene: So wirds gemacht!

1

Die Bielefeld Verschwörung

Seit vielen Jahren kursiert im Internet eine Theorie, die angeblich mal auf einer Studentenparty entstanden ist und es sogar bis in die Tagesschau geschafft hat: Die Bielefeld Verschwörung – ein Spiel um die gängigen Verschwörungstheorien, bei dem es letztendlich darum geht, zu behaupten, die Stadt Bielefeld gibt es überhaupt nicht. Auch das bei Pendragon erschienene Comic spielt mit dieser Idee: Ein Professor der Uni Bielefeld nimmt gemeinsam mit einigen Studenten den Kampf auf und setzt alles daran, die Stadt zu retten. Es könnte in sich flüssiger und stimmiger sein, dieses Comic. Und es könnte noch mehr mit der Grundidee spielen. Embes Stil drängt sich ein bisschen zu sehr in den Vordergrund, ein paar Elemente, die einzeln gesetzt durchaus Wirkung beim Leser zeigen, werden überstrapaziert und nutzen sich fast schon in Richtung „aufdringlich“ ab. Schade. Embe/Walden/Hopfauf: die Bielefeld Verschwörung, erschienen bei Pendragon im Mai 2010, zu haben für 10,95 Euro. 

2

Zits – Sind wir schon auf der Straße?

Mit Verschwörungen hat Jeremy Schulz reichlich wenig am Hut. Der hormongeplagte Teenager kämpft eher mit den Widrigkeiten des Alltags, der Peinlichkeit seiner Eltern und seiner unausgegorenen Gefühlswelt. Und seine Eltern kämpfen mit Verständnis. Auch im zehnten Band der Reihe noch. Ein Familienurlaub auf einer Hütte ohne Handyempfang, feuchte Träume und ein Selbstbild zwischen Rockgott und totaler Niete machen es dem Youngster alles andere als leicht. Seit 1997 handelt es sich hier um ein Erfolgsmodell, abgedruckt in über 800 Zeitungen, übersetzt in sieben Sprachen und bereits mit Preisen wie dem Max- und Moritzpreis für den besten internationalen Comic ausgezeichnet. Wer einen Teenager zuhause hat oder selbst noch innerlich nah genug an dieser Zeit dran ist, der wird sich schieflachen. Alle anderen werden diese Comics für Erwachsene für im wahrsten Sinne des Wortes „überzeichnet“ halten. Jerry Scott und Jim Borgman: Zits Band 10 / Sind wir schon auf der Straße?, erschienen bei Achterbahn im Juli 2011 zu einem Preis von 10 Euro. 

3

Baby Blues – Unser Server is down

Jerry Scott hat nicht nur mit Pulitzerpreisträger Jim Borgman Erfolgsgeschichte geschrieben, sondern auch mit Rick Kirkman: Baby Blues ist eine Erfolgsserie, die bereits in die 13. Runde geht. Die Familie ist gewachsen, Mamas Gesamtumfang auch. Die Nerven liegen blank und die drei Kinder tun einiges dafür, dass das auch so bleibt. Die Erschaffer der Familie MacPherson verarbeiten nicht zuletzt ihre eigenen Familienerfahrungen in diesen Erwachsenencomics, die in Amerika von der National Cartoonist Society als bester Comicstrip ausgezeichnet wurden. Und das merkt man. Denn wer selbst Kinder hat, wird sich ziemlich schnell wiedererkennen und auch, wenn dieser Band nicht ganz so witzig gemacht ist, wie einige seiner Vorgänger, lesenswert ist er auf alle Fälle und für einige Lacher sorgt er vor allem mit seinem detaillierten Wissen um die mütterliche Psyche mit Sicherheit. Jerry Scott und Rick Kirkman: Baby Blues 13 – Unser Server ist down, erschienen ebenfalls Mitte Juli und ebenfalls bei Achterbahn, auch der Preis ist mit 10 Euro der gleiche wie bei Zits. 

4
Die „Graphic Novels“, wie man sie auch nennt, bedienen jede erwachsene oder fast erwachsene Zielgruppe. Allein die Manga-Comics haben inzwischen eine riesige Fangemeinde und überfluten regelrecht den Markt. Taumelige Enten und coole Superhelden in seltsamer Unterwäsche wurden rasend schnell ins Aus gestellt und selbst die japanische Lesrichtung von hinten nach vorne konnte die Manga-Fangemeinde nicht abschrecken. Im Manga-Bereich gibt es alles, was das Herz begehrt. Ein bisschen SM-Erotik gepaart mit Unschuld und Humor bei „Nana & Kaoru“ findet man genauso wie die Bände von Haruka Fukushima, die ihr preisgekröntes Debüt als Mangaka mit „Cherry Kiss“ gab. Ihre Geschichten sind völlig harmlos, drehen sich vor allem um die Schule und die erste Liebe. Ganz anders ein Manga, der in Japan unter dem Titel „Lernen mit Manga“ erschien und zwar in einer Reihe mit Goethe und Kafka: Hitlers „Mein Kampf“ soll in ästhetisch ansprechender Form den japanischen Schülern Geschichte nahebringen. Ein logischerweise reichlich umstrittenes Unterfangen. Kämpfe, Sex, Skurilles – es gibt kaum etwas, was es in Manga-Form nicht gibt. Der Markt wächst zunehmend, die Anzahl der Apps auch und wer sich dafür interessiert, wird schnell infiziert vom Manga-Virus. 

5

Bringmann & Koetzki und die Technoszene

Komplett was anderes sind die Ergüsse von Jens Bringmann und Valentin Kopetzki, die sich dem Techno verschrieben haben und als waschechte Raver genau wissen, was auf der Afterafterafterhour-Party so los ist. Ihre Zeichnungen sind teilweise krass, treffen aber recht deutlich die häufig reichlich chemieverseuchten Partypeople. Mit „Hotze – Eine Handvoll Party“ und „Wild Life“ haben sie Klassiker geschaffen, die von elektronischen Beats, Euphorie, Sex und Absturz handeln und in einer Zeit spielen, in der eine Kassette, die der DJ persönlich aufgenommen hat, ein Heiligtum war. Bringmann und Kopetzki: Hotze – Für eine Handvoll Party, (wieder) erschienen im Juli 2011 bei Ehapa zu einem Preis von 12 Euro. 

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