Comeback eines vergessenen Pop-Helden: Der Brite John Howard begeistert mit neuem Album

Manche Geschichten sind zu schön, um wahr zu sein – und dennoch wahr: Mit dem traumhaft schönen Album „John Howard & The Night Mail“ gelingt dem Briten John Howard ein Meisterwerk der Pop-Musik – nachdem er 40 Jahre lang in der Versenkung verschwunden war.

Das Debütalbum floppt – und John Howard verschwindet von der Bildfläche

1975 veröffentlicht der begnadete Sänger und Pianist John Howard sein Debütalbum „Kid in a big World“ – doch sein frühes Meisterwerk erhält kaum Beachtung und der hochtalentierte Künstler verschwindet von der musikalischen Bildfläche. Knapp 40 Jahre später entdeckt der in Großbritannien lebende österreichische Musiker Robert Rotifer das Frühwerk Howards, auf einer Autofahrt spielt ihm sein Bassist Darren Hayman die Songs des weithin unbekannten Sängers vor.

Rotifer ist wie elektrisiert von diesem „Album voller Grandezza, breiter Klavierakkorde und wunderschöner Melodien“, wie er sich erinnert. Von Hayman erfährt er, warum es nichts mit Howards Karriere wurde – die Texte des schwulen Musikers, die das heimliche Doppelleben von Familienvätern oder Teenagerinnen, die abtreiben und sich danach umbringen, behanden, kommen in der Siebzigerjahren bei den Radiosendern nicht sonderlich gut an – die Songs werden trotz der tollen Melodien nicht gespielt.

Howard sagt zu, ein neues Album aufzunehmen

Rotifer bringt mehr über John Howard in Erfahrung und erfährt, dass dessen Debütalbum mittlerweile wieder veröffentlicht wurde und der Musiker daraufhin in seinem spanischen Exil wieder begonnenen hat, neue Songs zu schreiben und in einem Heimstudio aufzunehmen. Rotifer nimmt Kontakt zu John Howard auf – und um eine lange Geschichte kurz zu machen: Er schlägt Howard vor, mit seiner Band ein neues Album aufzunehmen – und der Sänger sagt zu.

Die Kritiker bejubeln „John Howard & The Night Mail“

In nur vier Tagen spielen sie das Album „John Howard & The Night Mail“ ein, das elf neue Songs enthält, von dem Hamburger Label Tapete Records veröffentlicht wird – und die Kritiker zu wahren Jubelstürmen verleitet. Die Onlineausgabe des „Stern“ etwa schreibt: „Vom Sixties-Pop-Opener ,Before‘ bis zum erhebenden Abschluss ,Tip Of Your Shoe‘ gibt es keinen Füller oder Ausfall zu verzeichnen. Inklusive der mittig platzierten Walzer-Ballade «,Small World‘ als einziger Cover-Version (im Original von Roddy Frame/Aztec Camera) ist dieses Projekt zur Wiederentdeckung eines tollen Musikers restlos gelungen.“ Und „MDR figaro“ findet: „Die Beatles, Fleetwood Mac, 10CC oder Hall & Oates – eine Menge von früher hört man in dieser Musik. Es ist eine heutzutage etwas aus der Zeit gefallene Popmusik, und trotzdem passt sie“.

Passen scheint auch das Gespann Howard-Rotifer: Gemeinsam will man auf Tour gehen – das Comeback eines vergessenen Pop-Helden geht in die nächste Runde.



Foto Credit: Tapete Records

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