Beziehungen: Verzeihen will gelernt sein

Es kommt immer wieder vor. In einer Beziehung wird ein Partner verletzt und reagiert traurig und wütend. Aber: Der Gekränkte muss in der Lage sein, zu verzeihen. Alles andere schadet der Beziehung. Manche Dinge sind unverzeihlich, keine Frage: Gewalt oder Missbrauch zum Beispiel. Aber alle anderen Fälle – unbedachte Äußerungen, Lügen oder sogar ein Seitensprung – lassen sich verarbeiten, auch wenn der Getroffene in seinem Selbstwertgefühl erschüttert wurde. Ja, sie müssen verarbeitet werden, denn Nicht-Verzeihen kann krank machen. Wissenschaftliche Studien zeigen: Besonders nachtragende Menschen leiden häufiger an Stress-Symptomen, etwa Schlafstörungen Bluthochdruck oder Magen-Darm-Problemen. Verzeihen, so das Ergebnis einer anderen Studie, kann sogar Übergewicht, Depressionen, chronische Rückenschmerzen lindern.

Lernen Sie, zu verstehen

Allerdings darf man auch wiederum nicht zu oberflächlich vergeben und vergessen – in vielen Fällen ist das Ereignis noch nicht verarbeitet, rumort im Inneren weiter und kann die Beziehung sogar noch stärker gefährden. Daher ist es wichtig, das Problem zu verstehen: Warum wurde ich gekränkt? Was ist mein eigener Anteil? Wichtig ist vor allem, miteinander zu sprechen. Kränkungen sollten nicht einfach hingenommen werden. Manchmal ist der große Streit, den eigentlich niemand will, ein heilsames Gewitter: Beide Partner vertreten ihre Positionen und äußern Erwartungen. Das hilft dabei, den anderen zu verstehen. In vielen Fällen ist nämlich auch derjenige, der den anderen verletzt, schlichtweg überfordert und versteht nicht, was er falsch gemacht haben soll. Jeder hat seine eigenen wunden Punkte, die für Außenstehende aber nicht immer erkenntlich oder nachvollziehbar sind. Wer jedoch darum weiß, kann bei zukünftigen Auseinandersetzungen verständnisvoller reagieren.

Schritte zum Vergeben

Wer lernen will, zu vergeben, für den gibt es einige Schritte, die er oder sie sich in jeder kritischen Situation wieder vor Augen rufen sollte. Zunächst sollte man seine Gedanken sortieren und unterscheiden zwischen dem, was wirklich passiert ist und dem, was dieser Vorgang emotional auslöst. So lassen sich die Wurzeln der Kränkung freilegen. Dann erfolgt ein gemeinsames Gespräch. Ergründen Sie, was genau zu den Verletzungen geführt hat. Können Sie nachvollziehen, warum der Partner so gehandelt hat? Überlegen Sie auch mit Ihrem Partner, was sich ändern muss, um solche Situationen in Zukunft zu vermeiden. Rufen Sie sich die guten und schönen Seiten Ihres Partners vor Augen. Wer dabei zu dem Ergebnis kommt, dass die positiven Seiten nicht mehr viel wert sind, sollte auch bereit sein, die Beziehung zu beenden.


Foto: Thinkstock, 466176189, iStock, Ridofranz

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