Reisewarnung für Deutschland?

Naja, vielleicht etwas übertrieben, aber so ganz unbegründet
sind die Warnungen nicht. Nach dem Angriff in Potsdamm auf einen deutsch-äthiopischen Ingenieur ist die
Problematik des Fremdenhasses und rassistischer Gewalt wieder ins Bewusstsein
der deutschen Regierung und Bevölkerung gerückt. Nicht, dass das Problem jemals
gelöst worden wäre. Doch jetzt ist es (immerhin) wieder in der Debatte. Nun hat
der Afrika-Rat angekündigt, zur WM einen Warnkatalog herauszugeben, der
gefährliche Orte auflistet, die Farbige meiden sollten.
 
Politiker
und Polizei reagierten empört: Es gebe in Deutschland keine „No-Go-Areas“.
Natürlich nicht, ist ja auch schlecht für das Image, so direkt vor der
Fußball-WM. Der brutale Überfall wird als Einzelfall gewertet, der keinesfalls
das Motto „Zu Gast bei Freunden“ in Frage stellt. Genau, ein Einzelfall unter Dutzenden.
So sehr sich die Politiker dagegen wehren, in internationalen Reiseführern
werden No-Go-Areas bereits beschrieben. So findet man beispielsweise im
englischen Reiseführer „Time out Berlin“ den Satz: „Meiden Sie östliche Vororte, wenn
Sie homosexuell oder nicht-deutsch aussehen.“ Eine weitere Beschreibung,
wie man homosexuell aussieht, wäre interessant gewesen, folgt aber nicht. Der
beliebte und bekannte „Lonely Planet“ beschreibt Berlin als eine der sichersten
und tolerantesten Städte Europas. „Aber in Marzahn und Lichtenberg, die von
Arbeitslosigkeit und „Post-Wiedervereinigungs-Depression“ betroffen
seien, könne es Vorurteile gegenüber Homosexuellen und Fremden geben.“     
 
Kein Grund zur Sorge, Deutschland wird weiterhin als Sicher
angesehen und es gibt in jeder Stadt Gebiete, in die man nicht unbedingt gehen
sollte/möchte, aber vielleicht sollte man sich auch über die WM hinaus Gedanken
über die vorsichtigen Warnungen in internationalen Reiseführern machen, denn
aus der Luft gegriffen, ist die Kritik bestimmt nicht.
 
Eins hat der Afrika-Rat jetzt schon geschafft: in den Medien
sind die No-Go-Areas bereits heiß diskutiert. Siehe beispielsweise Spiegel, Welt,
Netzeitung,
Tagesspiegel,
taz
Und in den blogs: problematik.net, kokolores.info

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2 Meinungen

  1. „Aber in Marzahn und Lichtenberg, die von Arbeitslosigkeit und „Post-Wiedervereinigungs-Depression“ betroffen seien, könne es Vorurteile gegenüber Homosexuellen und Fremden geben.“Und es gibt sie doch! Damit sind auch schon die Wurzeln des Übels aufgezeigt. Wer über ein neues Auto oder Haus oder Urlaubsreisen nachdenkt, der prügelt nicht. Btw., es gibt in vielen Städten der Welt No-Go-Areas, was aber keine Entschuldigung für deutsche System-Errors sein soll.

  2. tja, wenns einfach damit getan wäre, dass alle leute auf ihr haus oder ihr auto sparen, und wir dann alle glücklich und zufrieden sind…eine sache noch zu den „no-go-areas“: am schönsten wäre es doch, wenn wir es in deutschland mal hinbekommen würden, dass unser land zum No-GO-Area für nazis wird. welch schöne vorstellung: ein nazi traut sich nicht auf die Straße, weil er sich unter all den toleranten, aufgeschlossenen, mit Gehrirn und Courage versehenen Leuten nicht „sicher“ fühlt. die realität sieht leider anders aus: meist nur große worte von der politik, zu viel desinteresse oder gar sympathie für die braune soße in der bevölkerung und eine polizei, die die demonstrationen der rechten auch noch schützt.p.s.: in hamburg werden die rechten nach einer demo öfters mal mit eigens für sie bereit gestellten öffentlichen verkehrsmitteln und unter dem schutz der polizei nach hause gebracht.armes deutschland!

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