Real Madrid setzt Özil und Khedira auf die Abschiebebank

Real Madrid muss in dieser Saison unbedingt die Liga gewinnen und am besten noch gleich die Champions League und den spanischen Pokal. Diese hehren Ziele werden zwar jedes Jahr mit großem Gedöns ausgerufen, aber nie war der Erfolgsdruck so hoch wie in dieser Rückrunde der laufenden Saison.

Der stolze Hauptstadtklub aus Spanien arbeitet nach dem Prinzip, immer die besten Spieler zu verpflichten und auch die besten Trainer zu holen. Die Direktive der Einkaufspolitik lautete dann im zweiten Dienstjahr des ehrgeizigen Trainers José Mourinho Shoppen in Alemania. Den Talentespähern aus Madrid ist die technische Qualität der jungen Deutschtürken aus der Bundesliga nicht entgangen – die Jungs stehen für Ehrgeiz, Disziplin und Ballfertigkeit. Mit Mesut Özil und Sami Khedira holte man sich 2010 gleich zwei deutsche Nationalspieler ins Ensemble. Mit Nuri Sahin und den für lau erstandenen Hamit Altintop wurde das Starensemble aus der Bundesliga aufgestockt. Nun ist Real auch noch in den Bieterstreit um Talent Mario Götze (Borussia Dortmund) und Marco Reus (Mönchengladbach) eingetreten.

Özil wird in Madrid als neuer Messi gefeiert

Als Mesut Özil gleich in seiner ersten Saison im Trikot der Königlichen mit eleganten Dribblings die Kritiker im San Bernabéu überzeugte, kannte der Jubel über die neuen Deutschen keine Grenzen mehr. Özil wurde mit der Trikotnummer 10 geadelt und durfte Freiheiten genießen, die nicht einmal dem millionenschweren Kaká vergönnt waren. Madrid feierte Özil als seinen neuen Messi. Tatsächlich schien Özil als kongenialer Passgeber auf Mannschaftsstar Cristiano Ronaldo die ideale Besetzung.

Auch Sami Khedira, der als Sechser vor der Abwehr die Aufräumarbeiten erledigt, war in Mourinhos Liste der Besten stets als Stammspieler gesetzt. Khediras physische Präsenz und Ambition sind im Spielkonzept von Mourinho ein fester Bestandteil des Erfolges.

Mourinho droht Özil mit Liebesentzug, wenn er nicht besser spielt

Doch nun scheint die Stimmung umzuschwenken und der Stern für Özil und Khedira zu verblassen. Beide bislang hochgelobten Spieler sitzen derzeit bei Madrid auf der Abschiebebank. In den letzten drei Partien in der Primera División vor der Weihnachtspause hatte Mourinho die beiden Deutschen erstmals öffentlich abgestraft. Dabei hatte Mourinho Özil besonders ins Herz geschlossen und den begabten Spielmacher stets in Schutz genommen.

Als Khedira sich im September einen naiven Fehler gegen Levante erlaubte und mit Rot vom Platz flog, schimpfte Mourinho vor der Presse über seinen Spieler und gab ihm die Schuld am verlorenen Spiel. Kein feiner Zug des Portugiesen, der sich sonst immer eher väterlich-beschützend vor seine Jungs stellt und sie gegen die wilde Pressemeute verteidigt. Doch Khedira wurde in diesem Spiel bereits aussortiert. Tatsächlich lässt Mourinho seither den auf die Abschiebebank gesetzten Lass Diarra wieder bevorzugt auflaufen.

Özil taucht ab wie Nemo – jetzt stellt Real ihm ein Ultimatum

Doch besonders hart trifft es Kreativgeist Özil, dem sein stetes mysteriöses Untertauchen in den wichtigsten Spielen gegen den Erzfeind aus Katalonien, FC Barcelona, schwer angekreidet wird. In den letzten Clásicos – den Begegnungen der beiden Topklubs Real Madrid und FC Barcelona, konnte Madrid kaum überzeugen. Die letzte spanische Meisterschaft hatten wieder die kleinen Dribbler von Barça gewonnen. Die Spiele gegen die Katalanen sind dann jedes Mal richtungsweisend für Madrids zukünftige Einkaufspolitik. Ein zeitweilig desillusioniert wirkender José Mourinho hat vorgebaut. Er scheint bereits innerlich Abschied genommen zu haben und liebäugelt mit einer Rückkehr in die Premier League. Sätze wie „Ohne den FC Barcelona hätte Madrid jedes Jahr die Liga gewonnen!“ zeugen vom inneren Eingeständnis, dass die Katalanen nicht zu schlagen sind. Wenn Barça in diesem Jahr trotz eines Rückstandes von derzeit drei Punkten auf den Tabellenersten Real Madrid wieder das Triple holen sollte: Champions League, Copa del Rey und Ligatitel, dann wird sich The Special One – Mourinho wohl verabschieden und die deutschen Spieler wie Özil und Khedira werden abserviert.

Die katalonische Sportzeitung Mundo Deportivo (MD) aus Barcelona spricht von einem Ultimatum für Özil. Wenn sich der 24-Jährige nicht enorm steigere – sprich Siege gegen den FC Barcelona einfahre – dann stehe er demnächst zum Verkauf. Özil solle, laut MD für rund 25 Millionen Euro auf dem Spielermarkt angeboten werden. Gekauft hatte man den Spielmacher ursprünglich für 15 Millionen Euro von Werder Bremen – ein kleines Geschäft macht die Einkaufsabteilung bei Real aber doch.

Beim letzten Clásico im Dezember 2011 gegen den FC Barcelona durfte Özil nur 58 Minuten spielen. Mourinho erklärte hinterher vor versammelter Weltpresse: „Ich hatte erwartet, dass Özil in einem Heimspiel bessere Leistung zeigt.“ Real Madrids Präsident Florentino Pérez gibt dem Deutschen gar noch fünf Monate, um sich zurück in die Herzen der Madridanhänger zu spielen. Mesut Özils Spitzname in Spanien ist übrigens Nemo – benannt nach dem berühmten Clownfisch, der immer verschwindet. Die Zeitung Marca hält einen Fluch der Trikotnummer Zehn für Özils Formtief verantwortlich. Als Özil im ersten Jahr noch die bescheidene 23 als Rückennummer trug, spielte er brillant. Seit dem Weggang von Luis Figo habe bei Real Madrid kein Spieler mehr einen guten „Zehner“ abgegeben. Weder Robinho, Wesley Snejder oder Lass Diarra, dessen Trikotnummer Özil geerbt hat, konnten bislang überzeugen.

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Eine Meinung

  1. Traurig aber war.Die 2. Saison ist immer die schwerste. Aber die beiden Stars packen das!!!

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