Progrom oder Pogrom?

In Geschichtsbüchern ist viel über Pogrome nachzulesen.Progrom zu sagen, ist fast ein selbstverständlicher Schreibfehler. Viele würden diesen gar nicht korrigieren, weil Sie das erste „r“ gar nicht als ein „r“ zu viel erkennen würden. Der oder das? Antwort: beides ist korrekt. Pogrom hat eben einen lateinischen Klang, ist leicht zu verwechseln mit dem Programm.

Der Ähnlichkeit mit dem Lateinischen ist wohl auch anzulasten, dass man dem Wort die Zusammensetzung aus der typisch lateinischen Vorsilbe pro- unterstellt. Das Pogrom hat mit der Präposition vor, anstelle, für jedoch nichts zu tun. Es stammt aus dem Russischen.

Das Pogrom – ein deutsches Wort russischen Ursprungs

In einem Wörterbuch von 1900 hat das russische Wort noch andere Bedeutungen: Verwüstung oder Ungewitter. Das Verb pogrómliat bedeutet durch den Krieg verheeren oder jemanden aufs Haupt schlagen.

Als die Untergrundbewegung Narodnaja Volja im März 1881 Zar Alexander II. tötet, müssen die Juden, wie so oft in der Geschichte, als Sündenbock herhalten. Veranlasst durch den Schrei einer Frau soll die erste Verfolgung ihren Lauf genommen haben: „Der jüdische Kneipier wollte mir Blut abzapfen!“ Der Blutlegende, nach welcher die Juden für religiöse Rituale unbescholtenen Christen das Blut abnahmen, wird teils noch heute Glauben geschenkt.

Was auch immer der wahre Auslöser ist – die Geschichte weiß, dass sich 1881 die ersten Menschen zusammenrotten, in Elizavetgrad, Umgebung, später auch in Kiew, und jüdische Geschäfte zertrümmern. Auch die Juden selbst bleiben nicht unversehrt, sie werden verprügelt und vergewaltigt.

Progrom – Bedeutungswandel vor 100 Jahren und heute

Von diesen Ausschreitungen sprach man später als Stürmen im Süden. Genau das bedeutet das russische Wort pogróm – durch Krieg verheert. So kam es, dass man die Judenverfolgungen als Pogrome bezeichnete. Heute verwendet man den Begriff allgemeiner für jede Art von Angriff, der von einem Kollektiv gegen eine ethnische oder religiöse Minderheit erfolgt. Diese Angriffe sind immer gewaltsam.

Die schrecklichsten Pogrome in der Geschichte

Unter einem Pogrom wird die heftige Ausschreitung gegen bestimmte Menschengruppen verstanden, die in den Augen der Ausführenden einer minderwertigen Einheit angehören. Diese Ausschreitungen können sehr gewalttätig ausfallen und fordern in mancher Situation viele Menschenleben. In der Zeit des Nationalsozialismus erfolgten viele Ausschreitungen gegen Juden: Der Holocaust mit über sieben Millionen Opfern, Novemberpogrome 1938 mit der „Reichskristallnacht“, jüdische Geschäfte und Häuser wurden verbrannt. Für den Schutz der bedrohten Völker setzt sich vor allem die GFBV ein, die Gesellschaft für bedrohte Völker.

Foto: Thinkstock, Digital Vision, Jetta Productions

Eine Meinung

  1. Sehr informativ 🙂 Vielen Dank für die Aufklärung.

Schreiben Sie Ihre Meinung

Ihre Email-Adresse wird Mehrere Felder wurden markiert *

*