Prison Break und das Stahlbad Fernsehen

Jetzt, da wir „Hinter Gittern" endlich los sind, kommt – wie Quotenmeter berichtet – mit „Prison Break" nun endlich eine gute Knast-Serie ins deutsche Fernsehen. Dass „Prison Break" nicht schon längst gestartet ist, mag daran liegen, dass wir es nicht mit mehr oder weniger abgeschlossenen Einzelfolgen zu tun haben, sondern mit einer Erzählung, die sich über viele Teile fortsetzt (und scheinbar nie ein Ende nimmt bzw. nicht unbedingt muss).

Genau aus diesem Grund wird – so Quotenmeter – die Serie auch auf RTL ausgestrahlt und nicht, wie überlegt worden war, auf dessen Schwestersender VOX. Laut VOX-Programmchefin Ladya van Eeden gebe es nämlich gewisse Schwierigkeiten, die durch den „Roten Faden" der Serie bedingt seien. Da muss der Zuschauer nämlich müsse "konsequent am Ball bleiben, um den Anschluss nicht zu verlieren."

Auch Quotenmeter meint, solche Serien hätten es bei uns „generell" sehr schwer, und belegt dies mit den suboptimalen Quoten von „24" und „Lost" (das ja die unsagbar grauenhafte RTL-Eigenproduktion „Verschollen" inspiriert hat, die auch nicht unbedingt schlechter war als „Hinter Gittern"). Ausgerechnet „Lost", wo sich doch gerade bei dieser Serie der „Rote Faden" so gewaltig verheddert hat, dass irgendwann eine Zwangspause fällig war. Wenn schon die Fernseh-Autoren Gefahr laufen, den Durchblick zu verlieren, was mutet man dann den armen Zuschauern zu, die von einer länger zu verfolgenden Serie leicht mal überfordert sind.

Vielleicht ist ja wirklich was dran an Frau van Eedens Bemerkung, die auch ihr Chef, VOX-Geschäftsführer Frank Hoffmann stützt, wenn er – ebenfalls gegenüber Quotenmeter – „Prison Break" als eine „interessante Serie" beschreibt, die "auch gute Chancen hat, hohe Marktanteile zu generieren – und das, obwohl es eine `On-Going-Story´" ist.

Vielleicht ist es der normale Zuschauer tatsächlich nicht mehr gewohnt, einer längeren Geschichte zu folgen. Die Aufmerksamkeitsspanne durch schnelle Schnitte im Fernsehen und ständiges „Jackbauering" in Berufs- und Privatleben extrem verkürzt, ist er auf Häppchen angewiesen, kleine Erzählbröckchen, die ihm das Medium vor die Couch wirft.

Nicht zuletzt der Erfolg, den die so genannte Situationskomödie heute bei uns hat, zeigt, dass ein großer Teil der (unserer?) Gesellschaft einfach keine Muße mehr hat, einer größeren Geschichte zu folgen, die über die Länge eines Sketches hinausgeht, oder größere Zusammenhänge zu überblicken. Und wie es scheint, haben Horkheimer und Adorno immer noch manchmal Recht, denn Fun ist immer noch ein Stahlbad und die Kulturindustrie hat uns jetzt so richtig in der Mangel, Gefängnis nichts dagegen.

3 Meinungen

  1. Da ist wohl etwas dran, eine durchgängige Erzählkultur mit durchgehenden Handlungssträngen gibt es in Deutschland schon seit längerem nicht mehr, und Serien die auch in jüngster Zeit eine solche Erzählweise versucht haben sind gnadenlos gefloppt.Beispiele: Bis in die Spitzen (Sat.1), Verrückt nach Clara (ProSieben) und auch KDD – Kriminaldauerdienst (ZDF) tut sich ziemlich schwer.

  2. Benjamin Herbert

    Die Serie ist richtig gut, allerdings hab ich sie in den USA auf Englisch gesehen.Auf jeden Fall einschalten!

  3. Ja, alle Einschalten – eine der besten Serien, die ich in den letzten fünf Jahren gesehen habe.

Schreiben Sie Ihre Meinung

Ihre Email-Adresse wird Mehrere Felder wurden markiert *

*