Präpositionen

Viele Präpositionen unterliegen dabei regionalen Besonderheiten. Einem waschechten Bremerhavener ist beispielsweise nicht beizubringen, dass die Präposition "zu" nur Personen (auch ‚juristische Personen‘) als Ziel einer Handlung benennt, während die Präposition "nach" auf Orte oder Länder verweist. Ein Mann von der Unterweser geht unbeirrt "nach Karstadt", egal was der Lehrer dazu sagt, und morgens geht er "nach der Bäckerei". An diesem Beispiel wird zugleich deutlich, wie präzise wir mit Hilfe der Präpositionen einen Zuhörer oder Leser in unserem Sinne leiten können. Hört er das Wörtchen "zu", dann stimmen wir ihn auf eine nachfolgende Person ein ("heute nachmittag gehe ich ZU meiner Oma"), erklingt die Silbe "nach", dann ist auf einen Ort oder ein Land als Reiseziel gefasst ("in diesem Jahr fahren wir NACH Venezuela"). Mit Präpositionen führen wir folglich die Aufmerksamkeit des Leser, seine Vorerwartungen deuten schon in die erwünschte Richtung, sofern wir nur Präpositionen richtig verwenden. Präzision ist dafür unumgänglich, weshalb präpositionale Fehler besonders schwerwiegend sind. Leider aber auch häufig, obwohl wir mit falschen Präpositionen die Leser förmlich aus unserem Text hinauskegeln.

Dieser ‚Finanzengel‘ hier dürfte beispielsweise in seinem Blog über die sinnvolle Anwendung von Präpositionen noch nie so recht nachgedacht haben: "Mit Vollgas ins Eigenheim". Oder höre etwa nur ich die Scheiben klirren und scheppern?  Abgesehen von der windschiefen Metapher, die gewissermaßen Motorsport und Bausparen sprachbildlich zu verschmelzen trachtet, wäre hier natürlich das Wörtchen ‚zum‘ die korrekte Präposition gewesen, die seinen Absichten entsprochen hätte.

Auch dieser Texter, obwohl er sich ‚professionell‘ nennt, hat die Präpositionalklasse noch nicht durchlaufen: "So entsteht Kommunikation massgeschneidert auf Ihre Bedürfnisse, aber mit einer Effizienz, die sich für Sie und Ihr Unternehmen rechnet." Statt des ‚auf‘ muss hier natürlich die Präposition ‚für‘ stehen, selbst dann, wenn später – wie hier – ein zweites ‚für‘ folgt. Denn ‚auf‘ die genannte Art erfahren wir nur etwas über den Blickwinkel des Schreibers. Mitsamt seinem Können blickt der Satzkonstrukteur gewissermaßen von oben herab ‚auf‘ die Bedürfnisse des Kunden; ‚godlike‘, wie Manna schwebt seine maßgeschneiderte Kompetenz dann auf die Blöße des Kunden hinab. Verständniserschwerend sieht er dann zwischen diesem ‚Maßgeschneiderten seiner Kommunikation‘ und der ‚Effizienz der Kommunikation‘ auch noch einen Widerspruch, denn sonst hätte er die Konjunktion ‚aber‘ nicht verwendet. ‚Aber‘ gut – solche Beckmesserei führt uns zu weit vom eigentlichen Thema fort.

Unseren Präpositionen jedenfalls können wir gar nicht genug ‚an‘ Aufmerksamkeit widmen, sie tragen eine Hauptverantwortung dafür, dass der Leser sich in unseren Sätzen mühelos zurechtfindet. Hier dürfen wir auf gar keinen Fall schludern oder ‚ungebräuchlich‘ werden, nahezu jedes deutsche Verb, jede Redewendung, verlangt nach einer einzigen, nach ihrer Präposition: Jemand steht ‚zwischen‘ allen Stühlen (und nicht ‚mitten unter‘), er hat ‚auf‘ etwas geboten (und nicht ‚für‘), ihr wurde ‚während‘ der Vorlesung schlecht (und nicht ‚in‘ – oder höchstens ‚im Vorlesungssaal‘) usw.

Und wer jetzt glaubt, dass dies alles schwer umzusetzen oder gar korinthenkackerisch zu nennen sei, der kennt andere Sprachen noch nicht, die nicht nur über jenen kleinen Trupp von deutschen Präpositionen verfügen, sondern über ganze Heerscharen wie bspw. das Englische. Für die zahllosen Präpositionen einer sehr raumorientierten Sprache – für Wörter wie ‚beneath‘, ‚hence‘ oder ‚beyond‘ – haben wir gar keine exakten Entsprechungen im Deutschen.  

3 Meinungen

  1. Hmm … bin grundsätzlich einverstanden, finde die Beispiele aber unglücklich gewählt. Denn ein bisschen Kreativität darf schon sein.Beispiel 1: „Mit Vollgas“ ist natürlich dämlich. Ersetzt man es aber durch „so schnell wie möglich“, dann finde ich „so schnell wie möglich _ins_ Eigenheim“ schöner als „so schnell wie möglich _zum_ Eigenheim“. Ersteres ist lebendiger und lässt gleich ein Bild vor dem geistigen Auge entstehen. Hier ist die „falsche“ Präposition fast schon eine Metapher für sich.Beispiel 2: Klingt natürlich nach schrecklichem Buzzword-Gelaber. Aber das „auf“ soll hier, denke ich, einen Anklang an das schöne „auf den Leib geschneidert“ sein und ist damit das einzig originäre in dem ansonsten furchtbaren Satz.Oder sollte mein Sprachgefühl schon verroht sein?

  2. Das Buzz-Word ‚maßgeschneidert‘ in Kombination mit einem ‚auf‘ erfordert – wenn schon, denn schon – den Dativ, also: ‚maßgeschneidert auf Ihren Bedürfnissen‘. Das würde sich jeder Kunde aber indigniert verbitten. Eine Alternative wäre ‚maßgeschneidert NACH Ihren Bedürfnissen‘. Oder von mir aus auch ein beamtiges ‚gemäß Ihren Bedürfnissen‘ (*würg*)‘, was zwar wilhelminisch, aber nicht direkt falsch wäre. So schnell wie möglich‘ kann man natürlich zusammen mit ‚ins‘ verwenden, die Wendung steht aber auch nur in einem losen semantischen Verhältnis zur Metapher vom ‚Vollgas‘, woraus nämlich ein Bild entsteht: ein Auto mit eilfertig qualmenden Reifen, das sich in die Terrassentür dieses neuen Häuschens bohrt …

  3. Manchmal hat man ja das Gefühl, man könnte auch noch mal eine kleine Auffrischung gebrauchen.

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