Polemik – Stimmen zum Nahostkonflikt, das Neuste aus dem Krieg der Köpfe:

Heraklit, der erste Dialektiker sah im Streit (Polemos) den „Vater aller Dinge“. Im Kampf der Polaritäten soll sich angeblich eine tieferliegende Gemeinsamkeit finden lassen. Viel Erfolg beim Suchen:
 
Wie die Juden den Holocaust missbrauchen, indem sie heute nicht über die Klinge der Hisbollah springen wollen


Henryk M. Broder am 07.08.2006 in seinem Blog „Die Achse des Guten“:
Der Schwiegervater von Konstantin Wecker hat mich vor einiger Zeit angezeigt, weil ich ihn in einem Brief höflich gefragt hatte, ob er noch alle Tassen im Schrank hätte [……]
 
Die USA können dem Nahen Osten keine Lösung aufzwingen


Interview mit Jimmy Carters ehemaligem Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski, veröffentlicht in der Welt am 04.08.2006:
….Wenn man weiterhin neokonservativen Strategien folgt, werden die USA schließlich aus der Region vertrieben werden, und das wäre auch der Anfang vom Ende Israels. […..]
 
Blinde Linke


„Franka“ Meyer kommentiert im Züricher Sonntagsblick (Die Blöd für Eidgenossen) am 06.08.2oo6:
In Bern protestierten vor einer Woche 3000 Menschen gegen Israel. Gegen die Hisbollah hatten die meist linken Manifestanten nichts einzuwenden.[……]
 
Kriegsjunkies


Von Uri Avnery (Kein Kumpel von Henryk) am 05.08.2006 auf seiner Home-Page:
Es war für mich ein erschreckender Augenblick, als es mir wie Schuppen von den Augen fiel. Ich hörte eine der täglichen Reden unseres Ministerpräsidenten. Er sagte: „Wir sind ein wunderbares Volk!“ Er sagte: „Wir haben diesen Krieg schon gewonnen, es ist der größte Sieg in der Geschichte unseres Staates.“ Und weiter: „Wir haben das Antlitz des Nahen Ostens verändert“. Und noch mehr in dieser Art.
 
Irgendwie kann man allen Argumentationslinien folgen, bloß wohin?


Der Stern hat statt dessen in wortkarger Illustriertenmanier eine Chronologie des Libanon-Krieges als Fotostrecke ins Netz gestellt; schrecklich schöne Bilder –  Drama Nahost: Chronologie eines Konflikts 



Die Chefarztfrau

7 Meinungen

  1. Ich sagte ja schon, ZITAT/…der letztlich aus flexiblen Einzelelementen erwächst (geliehenem Geistesgut), die Ihnen wiederum Wendebewertungen Ihre eigenen Aussagen ermöglichen //ZITATENDE.

  2. Ganz ohne jeglichen Zweifel werden in diesem Krieg von beiden Kriegsparteien permanent Kriegsverbrechen begangen, und wer hegt schon ernsthafte Sympathien fuer die baertige, fanatische, zu allem bereite Soldateska der Mullahs, die bei der Wahl ihrer Opfer wahrlich nicht zimperlich ist. Doch was die moerderische israelische und die us-amerikanische Toetungsmaschinerie vollbringen, sind wahre Massaker am laufenden Band. Wenn man sich vorstellt, wozu die Kriegsverbrecher aus Tel Aviv und Washington noch in der Lage sein koennten und moeglicherweise auch werden, stockt einem der Atem. Irak brennt, Gaza brennt, der Libanon brennt, Syrien brennt – noch – nicht, der Iran brennt – noch – nicht. Schon werden von Abgeordneten sog. demokratischer Parteien im US-Kongress in Washington die Stimmen jener Scharfmacher und Kriegstreiber laut, die fordern, die US-Regierung moege doch endlich offiziell bekanntgeben, ihr Land befinde sich im 3. Weltkrieg, um entsprechend agieren zu koennen. Die Nah- und Mittelostpolitik / Aussen- und Kriegspolitik der USA und Israels zumindest der letzten 15 Jahre und wohl weit darueberhinaus zeigt eine ganz besondere Kontinuitaet: die Expansion durch widerrechtliche Besetzung, Annektionen, Angriffskriege und Apartheid bzw. ethnische Saeuberungen an der palaestinensichen und uebrigen arabischen Bevoelkerung der Region.Wenn Bush und seine Schergen von der internationalen Gemeinschaft nicht – unter Einsatz aller gebotenen Mittel – davon abgehalten werden, stuerzt das Imperium unter seiner Fuehrung die Welt tatsaechlich vollends in den Weltkrieg, wenn er demnaechst Syrien und den Iran in Brand schiessen lassen wird.Boykottiert israelische und US-amerikanische Interessen weltweit!

  3. @ sorebrekSchön wenn man noch Träume hat, oder?“israelische und die us-amerikanische Toetungsmaschinerie“ – nun, dass Armeen nicht gerade dazu da sind Kinderbelustigung zu betreiben, sollte bekannt sein. Und das die Welt noch nicht völlig im Chaos versinkt liegt eben an den USA – der Führungsmacht der Welt. Ob man das nun gutheißt oder nicht. Was würde der Iran wohl machen, wenn die USA ihm nicht auf die Füße treten würden? Was würde Sadam Hussein wohl heute machen? Kurden mit Giftgas umbringen oder lieber nur foltern lassen? Und was würde Kim in Nordkorea tun? Atombomben testen? Die USA sind derzeit der einzige Stabilisator der Weltgemeinschaft. Für welche Interssen möchtest du dich denn einsetzen, wenn schon nicht für israelisch/amerikanische? Iranische? Syrische? Chinesische? Bolivianische? Deutsche?

  4. @ Martin, ehrlichgesagt beneide ich Dich um Deine klare Position in den Konflikten der Gegenwart. So entschieden wie Du die us-amerikanischen Engagements vertrittst, könnte ich nicht mal eine europäische oder wenigstens deutsche Außenpolitik gutheißen, wenn es sie denn gäbe.Dummerweise sind die übelsten Gegner Amerikas selbstproduziert (Nordkorea nehme ich da aus). Saddam war ein von den USA gegen Iran hochgerüsteter Diktator, Bin Ladens Truppe wurde gegen die Sowjetische Besatzung in Afghanistan armiert. und die Mullahs in Teheran sind die Konsequenz auf die bedingungslose Unterstützung des faschistoiden Schahregimes. Es wurden „Tiger“ bestellt und dann auch geliefert, offensichtlich schlechte Reittiere!Leider ist die Vergangenheit nicht mehr gestaltbar, um so wichtiger für den Westen nun endlich eine perspektivische Politik in der Region zu betreiben. Im Libanon wäre vielleicht der jüngste libanesische Vorschlag erwägenswert. Israel geht bei Zustimmung ein erträgliches Risiko ein. Beim Scheitern der Vereinbarung, kann die Israelische Armee den Status quo, leicht wiederherstellen. Ein Gelingen wäre ein erster Schritt zur Deeskalation. Im Atomstreit mit Iran ist nach Expertenmeinung noch kein unmittelbarer Zugzwang gegeben. Deeskalation würde der iranischen Opposition endlich Luft geben ihren Einfloß zu stärken. Wie Brzezinski in seinem Interview feststellte: „Und auf historisch lange Sicht hat er (Der Iran) alle Voraussetzungen für eine konstruktive innere Entwicklung – gemessen an seiner Alphabetisierungsrate, dem Zugang zu höherer Bildung und der Rolle der Frauen in der Gesellschaft. Die Mullahs sind Teil der Vergangenheit des Landes, nicht seine Zukunft. Aber der Wandel im Iran wird durch Engagement, nicht durch Konfrontation herbeigeführt. Wenn wir dieser Strategie folgen, können wir das Schlimmste verhindern. Wenn nicht, fürchte ich, dass es die Region sprengt. Auf lange Sicht wäre Israel dann in großer Gefahr“Die Gefahr für Israel besteht meiner Meinung nicht in einem tatsächlichen Atomangriff, sondern in der nuklearen Möglichkeit/Bedrohung. Alleine durch diesen mentalen Dauerterror wächst für Israel die Gefahr durch Auswanderung auszubluten. Wer will schon in einem Land leben, dass unter unkalkulierbaren nuklearen Bedrohungen leben muss, dazu Raketenterror und Selbstmordattentate und zunehmend in der Welt durch sein Militär moralisch diskreditiert. Welche Motivation sollte also ein Mensch haben, ausgerechnet in Israel zu leben, besonders wenn noch ein US-Reisepass auf der Kommode liegt???Und um perspektivisch zu bleiben: Was geschieht in den nächsten zehn Jahren in Saudi Arabien?

  5. Update:Lesetip zum Thema: Ein Versuch, den Libanon-Krieg rational zu erklären von Georg Meggle am 08.08.2006 auf Telepolis. Der Artikel ist absolut lesenswert und für alle Diskutanten relevant, da ohne Parteilichkeit, ganz in „Risiko-Der Krieg als Spiel“-Manier……..Was steckt hinter dem neuen Libanonkrieg? Was sind die wirklichen Kriegsgründe? Was die finalen Kriegsziele? Die bisherigen offiziellen Erklärungen taugen nicht viel. Eine bessere Erklärung betrachtet diesen Krieg im größeren Kontext: [……..]

  6. Ihr kleinen Möchtegern und Wichtigtuer … Klopft bei Euren Nachbarn mal wieder an die Tür, ladet Euch Menschen ein und fragt wie es ihnen geht,hebt den Arsch hoch, geht raus vor die Tür und macht die Augen auf.

  7. @chefarztfrauTja, das mit der Position ist doch gar nicht so schwer. Wie du schon bemerkt hast, gibt es keine europäische oder deutsche Position zu den aktuellen Konflikten. Bleiben also die USA und deren Gegner, wenn man dieses einfache Schema aufmachen will. Und da weiß ich dann wo ich stehe…ist doch gar nicht so schwer. Zudem muss man nicht alles gutheißen was Uncle Sam so treibt. Dennoch sind die USA im Moment die einzige Ordnungsmacht auf dem Globus – ob man das gut findet oder nicht, in Betracht ziehen muss man es. Zum Thema Iran „Deeskalation würde der iranischen Opposition endlich Luft geben ihren Einfloß zu stärken.“ Kann sein, muss aber nicht. Man könnte genauso gut argumentieren, dass wenn der äußere Druck vom Regime genommen ist, es sich wieder verstärkt den Feinden in Innern (= der Opposition) widmen kann. Aber mal angenommen man (die EU, USA, UNO etc.) würde Deeskalation betreiben wollen, was wenn man in Teheran andere Pläne hat? Was wenn man gar nicht so auf Deeskalation steht, sondern eher auf Eskalation? Was wenn man die Bombe haben will – koste es was es wolle? Teheran ist doch einzig und allein wegen der Aussicht auf Sanktionen usw. an den Verhandlungstisch zurückgekommen. Wenn man jetzt den Druck wieder zurücknimmt, wirkt man unentschlossen, zögerlich und wirr. Deswegen sollte der Druck aufrechterhalten werden und parallel dazu versucht werden, über Gespräche zu einer nachhaltigen Lösung des Konflikts zu gelangen.

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