Peter Gabriel mit ‚New Blood‘: Das etwas andere Best Of Album

New Blood, den alten Songs neues Leben einhauchen, das tat Peter Gabriel bereits mit „Scratch my Back“ auf dem er geliebte und respektierte Künstler mit orchestraler Untermalung neu interpretierte, nun endlich gibt es auch eine Sammlung seiner eigenen Songs.

New Blood scheut sich nicht vor dem Drama

Die Idee kam Peter Gabriel während der Arbeiten am Arrangement einiger seiner Songs, denn wer ihn live kennt, weiß, dass kein Konzert dem anderen gleicht, die Songs immer wieder anders wirken. Zusammen mit John Metcalfe machte er sich an die eindrucksvollsten Songs, nicht immer die größten Hits, aber definitiv für Gabriel Fans die Krönungen seines Schaffens als Songwriter. Dabei wurde kein Orchester zur Rockband zugefügt, was ja in den meisten Fällen für moderat-kitschige Erlebnisse sorgt, sondern das Orchester ersetzt die Band und gibt damit eine ganz neue Richtung in den herausragenden Songs vor.

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Der Opener „The Rhythm of the Heat“ ist wahrlich bombastisch, es ist offensichtlich, dass die Wahl der Tracks aus dem Potential einer kompositorischen Neuerfindung heraus geschah, die meisten Tracks profitieren davon, selbst wenn die Originale bereits Perfektion definierten. So wird „In your Eyes“ zu einem euphorisch, beinahe aufgeregten Sprössling des bedacht-zärtlichen Originals, während „Mercy Street“ die schwere Stimmung durch afrikanische Percussion anhebt und so die Ode an Anne Sexton aufblühen lässt.

Gesangliche Unterstützung hat er sich wieder einmal von seiner Tochter Melanie und der Sängerin Ane Brun geholt, die es im Kate Bush Klassiker „Don't give up“ kaum schafft, im Schatten der Grande Dame des experimentellen Pop über Wasser zu bleiben, denn mit beinahe brüchiger Stimme fällt es schwer, die starke, liebende Ehefrau eines gebrochenen Mannes zu verkörpern.
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Bombastische Arrangements

„New Blood“ bringt eine Komplexität mit sich, die nicht selten zu erdrücken droht, ein Album zum bedächtigen Nachmittagskaffee hat Peter Gabriel damit wirklich nicht geschaffen, aber – wenn wir ehrlich gestehen – das hat er noch nie. Stattdessen bietet er annähernd dekadente Arrangements, die niemals in den gefährlichen Kitsch abdriften, den so ein Orchester in den Händen eines Popstars zu erliegen droht, sondern vielmehr dramatische Kreise ziehen, um immer zu Gabriels Stimme als rettenden Anker zurück zu kehren.

Neues Blut, neues Leben, fast ausnahmslos gelingt das Projekt von Peter Gabriel, lediglich beim letzten, wohl beliebtesten Track „Solsbury Hill“ fehlt – trotz der wunderbar leichten Untermalung – der Biss und die Entschlossenheit des Originals, es sei verziehen, für die letzten, wunderbaren, opulenten, großzügigen und warmen 80 Minuten.
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Tracklist:

01. Rhythm of the Heat
02. Downside Up
03. San Jacinto
04. Intruder
05. Wallflower
06. In Your Eyes
07. Mercy Street
08. Red Rain
09. Darkness
10. Don't Give Up
11. Digging in the Dirt
12. The Nest that sailed the Sky
13. A Quiet Moment
14. Solsbury Hill

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