Perspektive Brasilien 2014: Jogi Löws Jungs auf den ersten Metern in Richtung WM-Finale

Groß war der Kater nach dem verpatzten EM-Halbfinale im deutschen Fußballlager. Zweieinhalb Wochen lang hatten die Anhänger der Löw-Truppe vom Titel geträumt, doch in der Runde der letzten Vier kam das ebenso bittere wie plötzliche Aus gegen Angstgegner Italien. Bitter deshalb, weil sich der Trainer mit einem Fehlgriff in die Taktikkiste und die Spieler durch individuelle Fehler in den entscheidenden Szenen des Matches, selbst um die Lorbeeren der zwei Jahre langen akribischen Arbeit gebracht hatten. Doch nach Ende der Sommerpause gaben sich Philipp Lahm & Co. wieder gewohnt kämpferisch im Hinblick auf die kommende Weltmeisterschaft im Land des Sambas, für das der Kick ums runde Leder kaum weniger wert ist als zum Beispiel in England – ein Spiel auf Leben und Tod. Dort möchte die DFB-Elf in der Ägide Joachim Löws nun endlich wieder einmal ein WM-Finale erreichen und schließlich den lang ersehnten Pokal in den Himmel recken dürfen. Doch wie immer ist vorher ein Qualifikationsmarathon zu bestehen. Oft machte die deutsche Mannschaft dabei den Eindruck, als seien nur lästige Pflichtaufgaben zu bewältigen. Doch zuletzt waren auch Qualispiele häufig Fußballfeste. So sollte es auch auf dem Weg zum WM-Titel 2014 wieder sein.

Bilanz der ersten beiden deutschen WM-Qualifikationsspiele für Brasilien 2014

Tatsächlich stehen nun zwei Siege, 5:1 Tore und Platz 1 in der Gruppe C zu Buche. Auf den ersten Blick hat Joachim Löw mit seiner Mannschaft also einen tollen Start in die neue Länderspielsaison hingelegt. Nach der weißen Weste während der EM-Qualifikation, als sämtliche zehn Partien siegreich gestaltet wurden, gab es also eine nahtlose Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte. Und dennoch: Bislang hat die Art der Siege und die Form, welche die Mannschaft dabei zeigte nicht zu Begeisterungsstürmen geführt. Im Gegenteil: Leistungen wie beim 3:0 gegen die Färöer-Inseln, vor allem aber beim 2:1 in Österreich geben zu berechtigtem Zweifel Anlass, ob der Löw-Elf einen erneuten Durchmarsch nach Brasilien 2014 gelingen wird.

Beim Heimspiel gegen die „Schafsinseln“ in Hannover konnte man zumindest noch von einer souveränen und ungefährdeten Vorstellung reden. Die Deutschen mühten sich allenfalls, den an diesem Abend über sich hinauswachsenden Keeper Gunnar Nielsen zu überwinden. Schließlich gelang dies den beiden Mittelfeldwirblern Mario Götze und zweimal Mesut Özil. Von einem Duell mit einem derartigen Underdog wird zwar stets erwartet, dass ein hoher Sieg dabei herausspringt, doch seit auch die Kleinsten unter den Kleinen gelernt haben, wie man hinten kompakt zusammen steht, ist auch das Toreschießen gegen die Färöer kein Selbstläufer mehr. Der Sieg war mühelos und das Publikum in der niedersächsischen Landeshauptstadt zeigte sich sogar recht dankbar für den glanzlosen Auftritt und die ersten drei Punkte.

Ernüchternder Abend in Wien

Anders sieht das Fazit hingegen nach der dürftigen Leistung im Ernst-Happel-Stadion aus. Dass die deutsche Mannschaft hier als 2:1-Sieger vom Feld gehen durfte, war mehr dem Glück und dem Unvermögen der Österreicher geschuldet als der eigenen Leistungsfähigkeit. Die erste Halbzeit hindurch zeigten sich die Gastgeber bissiger, zielstrebiger, leidenschaftlicher und besaßen auch die größere Anzahl an Tormöglichkeiten. Die deutsche Elf legte obendrein mit einigen Abspiel- und Stellungsfehlern dem Gegner noch einige dieser Chancen selbst auf. Doch da das Austria-Team keine davon nutzen konnte, brach kurz vor der Pause der bis dahin blasse Marco Reus ein einziges Mal durch die gegnerische Defensive und erzielte mit einem satten Schuss, der allerdings noch glücklich von Torwart Almer gegen den Pfosten und dann erst ins Tor gelenkt wurde, das 1:0. In Hälfte 2 traten die DFB-Mannen dann endlich strukturierter und überlegener auf. Ein Elfmeter lud Mesut Özil zum zweiten Treffer ein und der Abend schien gelaufen zu sein, zumal die Österreicher dem hohen Tempo der ersten 45 Minuten Tribut zollen mussten.

Doch dann begann das große Zittern auf Deutschlands linker Abwehrseite, namentlich bei Marcel Schmelzer. Auch andere Spieler erlangten an diesem Abend bei weitem nicht ihre Bestform, doch der Dortmunder Verteidiger erwischte einen schwarzen Tag. Nach einer Stunde wanderte Marko Arnautovic fast ohne Gegenwehr an ihm vorbei und legte auf seinen Spielmacher Junuzovic auf, der in der Mitte bloß noch einzuschieben brauchte. Danach entspann sich eine erneute Zitterpartie. Deutschland gewann einfach nicht die Kontrolle über das Spiel, Österreich mühte sich, seine letzten Kräfte zu bündeln. Doch erst kurz vor Schluss ergab sich die Riesenchance durch Arnautovic, der aus wenigen Metern, das Kunststück fertig brachte, den Ball am Tor vorbei zu schießen. Irgendwie wankten Löws Jungs also bis zum Schlusspfiff, ohne zu fallen. Die Österreicher hatten es trotz ansprechender Leistung erneut nicht geschafft, den großen Rivalen zu schlagen.

Man kann also höchstens erleichtert, nicht jedoch fröhlich auf die ersten beiden Qualifikationsspiele der deutschen Elf zurückblicken. Viel Arbeit steht dem Trainerteam noch bevor. Vielleicht wirkt auch die EM noch nach, oder es liegt der Fokus bei vielen Spielern zur Zeit stärker bei ihrem Bundesligaclub.  Doch wer Weltmeister in Brasilien 2014 werden will und dies auch vollmundig ankündigt so wie Philipp Lahm, der muss auch Taten folgen lassen. Bei den nächsten beiden Partien werden die Spieler Gelegenheit zur Verbesserung haben und beweisen müssen, dass sie sich für Deutschland neu motivieren können. Bei der schweren Auswärtspartie in Dublin gegen Irland und auch im Heimspiel gegen den wohl größten Konkurrenten Schweden warten mindestens genauso ernst zu nehmende Gegner wie beim Klassiker gegen Österreich.

Eine Meinung

  1. Die DFB-Elf wird sich als Gruppen erster Qualifizieren keine Frage, jedoch denke ich, dass man noch nicht das Zeug hat Weltmeister zu werden (so sehr ich es den Jungs wünsche).
    Ich bin der Meinung, dass es noch keine Mannschaft auf diesem Planeten gibt, die der spanischen Nationalmannschaft das Wasser reichen kann. Und zudem kommt, dass die DFB-Elf immer bei großen Turnieren immer auf Italien trifft und dann immer ins zittern gerät:(.

    Aber mal sehen, was die Zukunft bringt:)

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