Nicht so schlimm

Auf die Suche nach einem Spielmacher für die kommende Saison, einem, wie man so schön sagt: echten Zehner, habe er sich nie begeben, gab Ottmar Hitzfeld vor ein paar Wochen bekannt. Dass die Lobpreisungen an Zé Roberto, die der Bayern-Trainer gleich nach seinem Amtsantritt am 31. Januar 2007 schwärmerisch verkündete, mit dem Verzicht auf einen herkömmlichen Spielmacher in Zusammenhang stehen, ist zwar unwahrscheinlich- die Rückkehr des Brasilianers zum FC Bayern dürfte vor dem Rückrundenauftakt kaum ein Thema gewesen sein- dennoch gibt sie einen Hinweis darauf, welch entscheidende Rolle dem einstigen Hochgeschwindigkeitsdribbler im neuen Millionen-Konstrukt zufallen wird:

"Zé Roberto kann mit seiner Dribbelstärke jederzeit ein Spiel ganz alleine entscheiden". Das sagte Ottmar Hitzfeld vor einigen Jahren über den damaligen Flügelspieler, als er zum ersten Mal dessen Trainer war. Im Gegensatz zum ersten Aufeinandertreffen der beiden, wird Zé Roberto in der kommenden Spiezeit aber nicht auf den Außenlinien auf Zuspiele lauern, die ihn in Szene setzen, nein, diesmal soll er selbst seine Mitspieler von der Position vor der Abwehr aus ins bestmögliche Licht rücken.

Darauf deutet zumindest einiges hin: Zum einen hat Zé Roberto diese Aufgabe in den letzten zwei Jahren in der brasilianischen Nationalelf, die er, extra für seinen neuen Vertrag beim FCB, sausen ließ, ausgefüllt. Und das mit so durchschlagendem Erfolg, dass sein Rücktritt aus der Selecao für großes Bestürzen in Brasilien gesorgt hat. Auch den FC Santos führte er in der abgelaufenen Saison zu nationalen Ehren, indem er im Mittelfeld Regie führte. Wenngleich er dort offensiver auftrat als in der Nationalelf und vielleicht künftig in München.

Laut SZ soll Zé Roberto ein Angebot des FC Chelsea ausgeschlagen haben, der für ihn lediglich die Rolle des Wettstreiters Arjen Robbens auf dem linken Flügel vorgesehen hatte. Welch große Wertschätzung ihm hingegen beim FC Bayern zukommen wird und wie sehr er diese im Gegenzug zu schätzen weiß, macht sein Verzicht deutlich, weiterhin für sein Land zu spielen. Freilich, er wird sich diese Entscheidung zusätzlich vergüten lassen, aber der sportliche Reiz, der Dirigent dieses Starensembles zu sein, dürfte ihn letztlich überzeugt haben. In Chelsea sollen sie ja angeblich auch ganz gut zahlen.

Auch die Personalsituation im Münchner Mittelfeld lässt darauf schließen, dass Zé Roberto dem Begriff Führungsspieler – Hoeneßsches Lieblingswort- in der kommenden Saison entsprechen könnte: Franck Ribérys anarchische Spielweise kommt dann am Besten zur Geltung, wenn er sie unter einem ordenden Fuß entfalten darf. Selber ein Spiel zu entwerfen, das liegt ihm nicht. Ein anderer Neuzugang, José Ernesto Sosa, gilt als Spezialist für eins gegen eins Situationen, Mark van Bommel werden zwar ebenfalls die Qualitäten einer Führungskraft zugesprochen, was jedoch wenig mit seiner spielerischen, als vielmehr mit seiner kämpferischen Qualität zu tun hat. Auch das Experiment, Bastian Schweinsteiger zum Antreiber des Mittelfelds zu machen, schlug wegen ständiger Formschwankungen fehl. So könnte man sie alle einzeln aufzählen, die bayerischen Mittelfeldler und bliebe zum Schluss bei ihm, bei Zé Roberto hängen, wenn es gilt, den Spielentwickler zu benennen.

Übrigens: Mit seiner individuellen Klasse mache Ribéry "in entscheidenden Situationen den Unterschied aus", sagte Ottmar Hitzfeld neulich über den Franzosen. Über Zé Roberto ließ er derart nichts verlauten. Nicht so schlimm, wird der sich gedacht haben.

Eine Meinung

  1. So wird es wohl enden… Bommel und Zé in der Mitte, Sosa und Ribery auf den Flügeln…Bemerkenswert, wie der Brasilianer in den letzten Jahren gelernt hat auch defensiv stärker zu werden und die ordnende Hand in einer Mannschaft zu werden. Mit seinen (neu dazu gewonnenen Qualitäten) wäre es fast schon fahrlässig, wenn Zé Roberto auf dem linken Flügel eingesetzt wird…

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