Nein sagen: Lernen und Üben

Notorische Ja-Sager geraten oft in Situationen, die Ihnen gar nicht recht passen. So entwickeln sich später Konflikte und angestaute negative Emotionen, die sich kaum mehr lösen lassen. Der Ja-sagende Partner wird häufig für den Anderen zu einer Selbstverständlichkeit und löst eine Revolution aus, wenn er plötzlich „Nein“ sagt. So manche Beziehung wird für den Angepassten zur Qual, wenn eigene Wünsche und Bedürfnisse jahrelang zurückgestellt wurden. Oft äußern sich dann angestaute Bedürfnisse explosionsartig und es kommt zu schmerzhaften Befreiungsversuchen.

Solche Konflikte lassen sich vermeiden, wenn das Nein-Sagen beherrscht und nicht verlernt wird. Denn viele sagen „Ja“, wenn sie eigentlich „Nein“ meinen. Die „Vielleicht“-Sager sind übrigens auch schwierige Partner, weil es schwierig ist, zu wissen, was diese wirklich wollen. Oft spiegelt ein „Vielleicht“ die Angst vor dem „Nein“ sagen wieder. Vielleicht-Sager trifft man häufig unter Männern, die sich weder „Ja“ noch „Nein“ zu sagen getrauen, aber innerlich doch ein „Nein“ meinen.

Fazit: Nein zu sagen ist eine Kunst und gehört zur Schule der Diplomatie.

Nein sagen: Was wird benötigt?

  • Mut und Selbstvertrauen
  • Klare Meinung
  • Was will ich?

 

Nein sagen: So wird's gemacht!

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Warum ist das Wort „nein“ so schwer zu sagen?

Bevor es zu kompliziert wird, sollten man sich vielleicht besser mit den wahren Gründen auseinandersetzen, warum so mancher das Nein-Sagen verlernt hat. Es wurde uns regelrecht aberzogen, nein zu sagen. Vesuchen Sie herauszufinden, warum es so schwer fällt, „Nein“ zu sagen. Ist es die Angst, nicht mehr gemocht zu werden? Fürchten Sie, als Egoist dazustehen? Mitunter kann die Angst vor Konsequenzen – vor allem im Beruf – durchaus Gründe haben. Man solte sich darüber klarwerden, was ein „Nein“ für Folgen hätte. Im Allgemeinen hat das Wort „Nein“ eine negative Konnotation, es drückt Dissens, Verweigerung oder Ablehnung aus. Die meisten von uns haben gelernt, dass, „Nein“ zu sagen falsch ist und „Ja“ zu sagen richtiger ist. Wir fühlen uns durch gesellschaftliche oder familiäre Regeln gebunden. Während Kinder mit einem gesunden Selbstwertgefühl ganz natürlich „Nein“ sagen können, wird ihnen diese Fähigkeit im Laufe des Erwachsenwerdens regelrecht abtrainiert. Es gilt als unhöflich und ablehnend und egoistisch, einen Wunsch abzulehnen. Tatsächlich wird der Bittende enttäuscht und der „Nein-Sager“ könnte in emotionale Konflikte geraten und Schuldgefühle entwickeln. Es zeugt von Selbstbewusstsein und gilt als wichtiger Aspekt unseres Selbstwertempfindens, zwischen Ja und Nein wählen zu können. Denn es bedeutet auch, dass man sich selbst schätzt und somit seine Energie, sein Talent und seine Lebenszeit für wichtig erachtet. Das „Nein“ bedeutet auch, in der Lage zu sein, gesunde Grenzen zu setzen. Viele Menschen haben schlichtweg Angst, sich unbeliebt zu machen, wenn sie anderen einen Wunsch abschlagen. Wir halten uns oft deshalb entgegen unseren wirklichen Wünschen zurück, aus Furcht vor Ablehnung oder gar Strafen. Dabei wird niemand per se zum Egoisten, wenn er oder sie an sich denkt. Auch ist ein aufrechter „Nein-Sager“ keineswegs unbeliebter. Mitunter wird er als eine aufrechte Persönlichkeit anerkannt. Umgekehrt wird gerade den notorischen „Ja-Sagern“ ein ungewohntes „Nein“ übel genommen. Das mag daran liegen, dass das plötzliche „Nein“ nicht natürlich vorgebracht wird. Wer dagegen von vornherein seine echten und wahren Gedanken äußern kann und seine wirklichen Wünsche gut kennt, dem fällt es leichter, etwas abzulehnen.

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Was kann man tun?

Wie man nein sagt  lernen kann oder das Verlernen verhindern kann, erfahren Sie hier. Lassen Sie sich nicht länger ausnutzen. Lernen Sie wieder, „Nein“ zu sagen!Zunächst muss die entsprechende Situation eingeschätzt werden, für die das „Nein“ oder „Ja“ gilt. Es gibt Lebenslagen, da darf kein Nein gelten wie einem Freund in Not zur Seite zu stehen. Doch es gibt auch Situationen, in denen ein klares „Nein“ hilfreicher als ein gut gemeintes, aber nicht ehrlich empfundenes „Ja“ ist. Man sollte sich klarmachen. Bedeutet meine Zusage nur einen Gefallen und zusätzliche Arbeit? Wie viel Kraft und Zeit muss ich aufbringen – steht diese im Verhältnis? Lassen Sie sich nicht gleich zu einer schnellen Antwort hinreißen. Denken Sie lieber ein paar Minuten darüber nach und gewinnen Sie Zeit. Falls Sie sich überrumpelt fühlen, sollten Sie sich die Freiheit nehmen und das auch ausdrücken. Sagen Sie freundlich, aber bestimmt: „Ganz ehrlich, ich fühle mich gerade etwas überrumpelt. Ich möchte erst einmal darüber nachdenken. Ich sage dir in 5 Minuten Bescheid!“Die Lage muss gut durchdacht und analysiert werden. Mitunter werden Arbeitnehmer über ihre Arbeitszeit hinaus ausgenutzt und lassen sich, gerade wenn sie neu im Job sind, zu freiwilligen Arbeiten überreden. Es ist die Frage, wie weit man im Beruf gehen kann und will, ohne in eine auswegslose Situation zu geraten. Mitunter lässt sich die Sache nicht mehr rückgängig machen und man wird immer wieder ausgenutzt. Dann muss das Nein-Sagen gelernt und zur Not ein neuer Job gesucht werden. Erfüllbaren, kleineren Bitten sollte man nachkommen, aber dann beim nächsten Mal auch einmal ablehnen können.Seien Sie auf der Hut. Andere könnten versuchen, Ihnen dennoch ein „Ja“ abzuringen. Das wird mit verschiedenen Strategien versucht: die Methoden reichen von Schuldgefühlen, über Erpressung bis zum Mitleid. Erkennen Sie, wie der Andere Ihnen das „Ja“ abringen will und handeln Sie. Decken Sie vor dem Anderen die Strategie freundlich, aber bestimmt, auf. Sagen Sie etwa: „Ihnen ist es sehr wichtig, dass ich diese Arbeit noch heute Abend abschließe, das merke ich. Aber wie ich Ihnen bereits vorhin gesagt habe, mein Kalender ist bereits übervoll und ich habe andere Verpflichtungen angenommen. Es tut mir leid!“ Wenn Sie sich den von Ihnen aufzubringenden Aufwand bewusst gemacht haben, können Sie auch schneller das „Nein“ innerlich zulassen.

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Mit etwas Vorbereitung leichter Absagen erteilen!

Das gekonnte „Nein-Sagen“ lässt sich auch trainieren. Überlegen Sie sich einige Formulierungen, die Sie nutzen können, wenn Sie partout nicht auf die Forderung oder Bitte eingehen können oder wollen. Zum Beispiel:

  • „Es tut mir leid, aber ich sehe keine Möglichkeit…“
  • „Das ist leider ist für mich unmöglich…“
  • „Leider kann ich diesmal nicht dienen…“

Üben Sie die Sätze in Gedanken, um dann im wichtigen Moment vorbereitet zu sein. Ist es dann soweit, dass Sie sich entscheiden müssen, brauchen Sie keine Angst davor zu haben, Ihre Meinung und Ihren Standpunkt zu vertreten. Üben Sie täglich für sich und wiederholen Sie:

  • „Ich bin auch für mich selbst da, nicht nur für die Anderen.
  • „Ich darf, meine Meinung äußern, wann und wo ich will“
  • „Ich bin in meinen Entscheidungen frei.
  • „Ich muss niemandem einem Gefallen tun und darf mir nicht selbst schaden…“

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Hohe Kunst der Diplomatie: Freundlich, aber bestimmt bleiben!

Es ist schon eine gewisse Kunst, einem Freund oder Gesprächspartner eine Absage erteilen zu müssen. Statt den Anderen vor den Kopf zu stoßen oder Freunde zu enttäuschen, sollten Sie Ihre Lage erklären. Denn niemand kann Ihre Gedanken lesen oder wenn ja, werden sie gar falsch gelesen. Erklären Sie deshalb, dass Sie es ehrlich bedauern, nicht helfen zu können. Ein einfühlsames und begründetes „Nein“ wird eher akzeptiert als eine brüske Absage. Wenn es Ihnen möglich ist, schlagen Sie eine Alternative vor. Dann haben Sie auch weniger Probleme mit dem Schuldgefühl und ihr Freund weiß, dass Sie es gut meinen.

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Nein, nein, nein und basta!

Es gibt jedoch auch Psychologen, die empfehlen, ein „Nein!“ durchaus auch als vollständigen Satz anzuwenden. Das sei jedermanns Recht. So müssen keineswegs Erklärungen mitgeliefert werden, um seinNein“ zu behaupten. Mit der Zeit gewöhne man sich daran, Forderungen und Bitten klar abweisen und gesunde Grenzen ziehen zu können. Damit erlange man sein innerliches Gleichgewicht und lerne wieder wie ein Kind, die Dinge zu tun, die man wirklich möchte, und die, welche man ablehnt, einfach bleiben zu lassen.

Tipps und Hinweise

  • Seien Sie diplomatisch, aber ehrlich. Begründete Absagen sind leichter zu akzeptieren.
  • Wer von vornherein seine echten und wahren Gedanken äußern kann und seine wirklichen Wünsche gut kennt, dem fällt es leichter, etwas abzulehnen.
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