Morbus Bechterew: Mehr als nur Rückenschmerzen

Morbus Bechterew: Mehr als nur Rückenschmerzen

Wer an Morbus Bechterew leidet, erfährt das manchmal erst Jahre später. Die diffusen Symptome machen eine eindeutige Diagnose oft schwierig. Selbst wenn bekannt ist, dass es sich um Morbus Bechterew oder ankylosierende Spondylitis (AS) handelt, wissen die wenigsten Betroffenen, was zu tun ist. Dabei lassen sich die typischen Anzeichen wie über Monate anhaltende Rückenschmerzen in Kombination mit Gelenkbeschwerden, Entzündungen der Augen sowie Darmerkrankungen frühzeitig richtig deuten – und mit einer passenden Therapie eindämmen.
 
 
 
 

Rund 350.000 Deutsche sind betroffen

In Deutschland leiden rund 0,5 Prozent der Bevölkerung an der chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankung Morbus Bechterew. Das klingt nach wenig, in totalen Zahlen handelt es sich aber um rund 350.000 Menschen! Oftmals treten erste Symptome zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr auf, manchmal auch schon in der Pubertät. Prinzipiell kann jeder erkranken. Bei vielen Betroffenen stellen Ärzte jedoch ein bestimmtes genetisches Merkmal fest, das aus noch ungeklärten Ursachen eine Fehlreaktion im Immunsystem auslöst und zu chronischen Entzündungen in Gelenken und Wirbelsäule führt: Wird das Blut von Patienten untersucht, befindet sich oftmals ein spezielles Eiweiß auf der Oberfläche der weißen Blutkörperchen. Dieses Eiweiß namens HLA-B27 kann auch auf der Blutzellenoberfläche gesunder Menschen auftreten und erfüllt wichtige entzündungsbedingte Abwehrfunktionen im Körper.

Typische Symptome für Morbus Bechterew

Deshalb reicht eine Blutuntersuchung nicht immer aus, um die eindeutige Diagnose Morbus Bechterew zu stellen. Der Arzt muss zusätzlich wissen, welche Art von Beschwerden auftreten. Im Frühstadium leiden die Betroffenen vor allem unter Schmerzen im unteren Bereich der Wirbelsäule. Neben Rücken und Gelenken können auch die Fersen und das Brustbein schmerzen. Wenn zwei der folgenden Symptome auftreten, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die rheumatische Gelenkentzündung:

  • Müdigkeit
  • Beschwerden durch Schmerzen in der zweiten Nachthälfte
  • eingeschränkte Bewegungsfähigkeit am Morgen, sogenannte Morgensteifigkeit
  • nachlassende Steifigkeit durch Bewegung
  • Schmerzen im Gesäß, abwechselnd in der rechten und der linken Gesäßhälfte

Schreitet der Verknöcherungsprozess weiter fort, kann es zu andauernden Bewegungseinschränkungen kommen, zum Beispiel wenn die Verbindungen der Rippen mit den Wirbeln oder die Kreuz-Darmbein-Gelenke angegriffen sind. Werden die Gelenke durch den Krankheitsverlauf in Mitleidenschaft gezogen, kann es durch die Versteifung langfristig zu einer nach vorn gebeugten Körperhaltung kommen, im Volksmund auch Buckel genannt. Durch Röntgenaufnahmen oder eine Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) werden solche Schädigungen sichtbar. Bei vielen Patienten treten neben den Rücken- und Gelenkbeschwerden zudem Schmerzen an Sehnenansätzen, Entzündungen der Augen, entzündliche Darmerkrankungen oder Störungen anderer innerer Organe wie Lunge, Herz oder Nieren auf.

So wird die entzündliche Gelenkerkrankung behandelt

Bei der Behandlung von Morbus Bechterew kommt es vorrangig darauf an, die Schmerzen zu lindern, die Versteifung der Gelenke aufzuhalten, strukturelle Schädigungen zu verhindern und körperliche Funktionen zu erhalten. Des Weiteren spielen auch die psychologische Betreuung und das Aufrechterhalten von Arbeits- und Erwerbsfähigkeit der AS-Patienten eine große Rolle. Um die körperliche Beweglichkeit zu bewahren, Körperhaltung und Koordination zu verbessern, werden nichtmedikamentöse Bewegungstherapien eingesetzt. Mithilfe von regelmäßigem Training, Krankengymnastik und Physiotherapie wird einer Verknöcherung und Verformung der Wirbelsäule vorgebeugt.

Eine Behandlung mit Medikamenten kann die entzündlich-rheumatischen Symptome von Morbus Bechterew zusätzlich mindern und den Krankheitsverlauf verlangsamen. Da es sich bei der ankylosierenden Spondylitis um eine chronische Krankheit handelt, ist eine vollständige Heilung nicht möglich. In schweren Fällen muss eine Operation in Betracht gezogen werden, um die Wirbelsäule wieder aufzurichten.

Bildquelle: Thinkstock, 183113818, iStock, mactrunk

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