Marketing ist tot

 Diese Anlehnung an ein weltberühmtes Zitat kommt nicht von ungefähr. Denn das Marketing, wie es an den Hochschulen gelehrt wird, wie es von den selbst ernanntn Gurus immer noch gepredigt wird und wie es auch die in die Jahre gekommenen Marketingleiter und CEOs immer noch vertreten, hat ausgedient. Vielmehr wird eine völlig neue Sichtweise und auch ein neues Selbstverständnis von Marketing benötigt.

Doch bleiben wir noch mal beim alten, dem Marketingmix und den Maßnahmen die jeder Marketier irgendwo in Petto hat. Geht es um Reichweite gibt es Werbung, Promotions und Events. Geht es um Image spielt die Presse eine Rolle, geht es um Inhalt vor allem Direktmarketing, Broschüren und so weiter. Das ganze kombiniert mit eine, soliden Produktbezug und natürlich gewürzt mit einer großen Prise Preis. Man nimmt sich viel Zeit um Kampagnen vorzubereiten, durchzuführen und zu messen um ganz am Ende doch wieder ausschließlich durch Abverkäufe den Umsatz zu steigern.

Manchmal habe ich den Eindruck diese Leute leben auf der Insel der Glückseligen und merken gar nicht, was um sie herum passiert: Trends kommen und gehen immer schneller, Produktlebenszyklen werden kürzer,  Kunden werden immer individueller und auch die Möglichkeiten zur Kommunikation mit dem Kunden werden vielfältiger. Warum nur bleibt der Großteil der Marketiers in den alten Strukturen hängen? Warum ist immer das wichtigste ein einheitliches Design aufzubauen, noch bevor man überhaupt sich mit dem Kunden beschäftigt hat. Warum  steckt man soviel Geld in Werbung, wo doch jeder selbst weiß, daß die kaum noch betrachtet wird? Warum gibt das T-Unternehmen soviel Geld für ein Bundesligasponsoring aus und verliert gleichzeitg massiv Kunden, weil die internen Prozesse nicht stimmen? Fragen über Fragen, die zu beantworten mir schwer fällt. Ich weiß nur, daß Marketing so wie es bis jetzt größtenteils gemacht wird, nicht mehr lange erfolgreich sein wird.

Ein Grund dafür ist immer noch die vorherschende Trennung zwischen den Prozessen und den Inhalten. Warum darf ein Pressesprecher nicht über Inhalte reden, sondern muß die Produktspezialisten dazu nehmen? Ein weiterer Grund ist die
Trennung der Dsiziplinen im Marketing. Warum gibt es eine PR Abteilung, eine IR Abteilung, eine Direkt Marketing Abteilung und so weiter, die sich gegenseitig nicht grün sind? Es geht doch um die Vermittlung einer konsistenten Aussage. Dritter, aber nicht letzer Grund. Der Kunde als Person mit Werten, Gefühlen und einem eigenen Kopf spielt in den Marketingabteilungen keine Rolle. Er ist zu Segmenten zusammengefaßt die doch bitteschön alle so agieren sollen, wie man das selbst vorher denkt. Das schlimmste Beispiel dafür ist für mich die werberelevante Zielgruppe von 14 – 49. Mal abgesehen davon, daß es außerhalb dieser Gruppe auch noch Menschen gibt, die Werbung aufnehmen, so gibt es doch innerhlab dieser Gruppe so massive Unterschiede die es unmöglich machen auch nur ein Zehntel zu erreichen.

Marketing stehe also am Scheideweg. Oder liege ich falsch?

6 Meinungen

  1. Entscheident ist, was hinten dabei rauskommt. „Marketing muss so anziehend sein, dass uns die Leute in ihrem Leben haben wollen“ (Jim Stengel, P&G).Um sich weiterführend über neue Denk- und Handlungsweisen (die einzeln gesehen garnicht so neu sind) schlau zu lesen und anstecken zu lassen, empfehle ich Ihnen Marketeasing

  2. Heiko Walkenhorst

    Keine Ahnung, Sebastian, ob du falsch liegst, aber wenn, dann liegst du da nicht allein. Die Buzzmachine prophezeit nahezu dasEnde der Werbung.Ich denke, es gibt drei Sorten von Macher im Marketing:die, die nichts falsch machen wollendie, die nichts machen wollendie, die nichts machenAber ich glaube ja an die Kraft der Phrase. Von daher wird mit der Zeit gehen, der nicht mit der Zeit geht.

  3. Glückselig auf der Insel

    Mir schoss gerade ein ziemlich alter Witz über drei französische Stewardessen, einen Flugzeugabsturz und jede Menge notgeile Kannibalen durch den Kopf. Ihn zu erzählen würde zuviel Zeit in Anspruch nehmen. Und letztlich (nicht nur bei Witzen) kommt es auf die Pointe an, die da von einer jener Stewardessen ausgesprochen wurde: „Isch kann nisch sehén das Problem.“

  4. Es gibt viele Wege Werbung zu verbreiten, es werden viele veralten und es werden viele neue kommen. Das Problem an Hochschulen etc ist, dass sie meist die veralteten Werbungen lehren.

  5. Martin Oetting

    Interessant ist, dass auch hier, insbesondere in den Kommentaren, Werbung und Marketing verwechselt werden – wie so oft. Die klassische Massenkommunikation (vor allem „Werbung“) ist in einer schwierigen Lage, weil die massenhafte Ansprache der Bevölkerung mittels Gießkanne einfach immer schlecher funktioniert. Die Leute vermeiden Werbung, suchen sich Nischenkommunikation, produzieren eigenen medialen Content. Daher muss die Kommunikation auf neuen Wegen organisiert werden.Das Marketing ist eine ganz andere Baustelle. Marketing ist doch der Überbegriff für sämtliche Maßnahmen, die man ergreift, um ein Produkt oder eine Dienstleistung am Markt anzubieten. Die Kommunikation dazu ist nur ein einziges, und nicht unbedingt das wichtigste, Element. Marketing ist aber auch Produktpolitik – welche Art Produkte biete ich an, welche lasse ich bleiben? Marketing ist Distributionspolitik – auf welchen Wegen findet mein Angebot zu seinen Kunden? Diese und viele andere Fragen müssen sich Unternehmen ständig stellen, und immer häufiger ständig neu stellen. Das Marketing ist damit daerhaft gefordert, neue Antworten zu finden, und damit ständig damit befasst sich neu zu erfinden.Das kann es letztlich nur, wenn es als Teil aller Unternehmensfunktionen angesehen wird. Das kann es auf keinen Fall, wenn alle Welt meint, Marketing sei Werbung.

  6. Sebastian Grimm

    Danke für den letzten Kommentar. Marketing ist definitiv nicht nur Werbung, sondern enorm viel mehr. Leider hat das in den Führungsetagen keiner wirklich erkannt, sondern man reduziert Marketing auf das eine, möglichst viele neue Kunden in möglichst kurzer Zeit zu gewinnen ohne Rücksicht auf längerfristige Überlegungen oder gar stabile Kundenbeziehungen.

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