Marc-Uwe Kling: Kabarettist mit Känguru und Klasse

Marc-Uwe Kling ist eine messerscharfe kleine Intelligenzbestie. Tatsächlich sind es verbale Rasierklingen, die Kling bisweilen schwingt. Seit fast 10 Jahren tourt er als Autor, Poetry Slammer und Kabarettist mit Klampfe durch die Republik. Aber Kling ist (trotz Klampfe) kein gewöhnlicher Comedian. Vielmehr ist er ein Punk sogar im Bereich Kabarett. Kling liefert den Beweis dafür, dass Systemkritik und Entertainment durchaus zusammen funktionieren. Und wie erfreulich: Sein Programm wird immer beliebter.

Kritisches Kabarett in Deutschland?

Es gibt aktuell nicht viele erwähnenswerte deutsche Kabarettisten, die ernstzunehmendes Kabarett mit Breitenwirkung (und Unterhaltungswert!) liefern, ohne nebenher als Comedians in die Klischee- oder Mottenkiste zu greifen und immer weitere Opiate zur Verdummung des Publikums über den Äther zu schicken. Zu nennen wären da Volker Pispers, dann Hagen Rether (mit Klavier und Pferdeschwanz) vielleicht. Auch Mathias Richling (mit seinem Studio), Urban Priol (mit seiner Anstalt) und Serdar Somuncu (mit seinem unendlichem Hass) haben es geschafft, im Unterhaltungsbetrieb mindestens so bissig und politisch zu bleiben, wie man es von Profis doch eigentlich erwarten dürfte. Danach jedoch kommt leider lange Zeit nichts. Außer der Erkenntnis, dass die wenigen Dornen im Hintern der German Couchpotatoe von einer XXL-Packung Marzipankartoffeln mit deutschem Barth-Wurstgeschmack neutralisiert werden. Wie erfrischend also, dass es in diesem humoristischen Ödland kreative Instanzen wie Marc-Uwe Kling gibt.

Marc-Uwe Kling: Hut ab für so viel Rückgrat

Seine Laufbahn begann vor gut zehn Jahren mit dem Vorlesen selbstverfasster Kleinode auf Berliner Lesebühnen. Als Solokünstler räumte er 2006 und 2007 bei den deutschsprachigen Poetry Slams den Hauptgewinn ab. Seitdem hat Kling schon so einige renommierte Auszeichnungen erhalten, darunter den Bayrischen Kabarettpreis 2011 und den Deutschen Kleinkunstpreis 2012. Heute moderiert er seine eigenen Lesebühnen-Events und Programme. Mit denen füllt der bissige Entertainer nicht nur sämtliche Hallen, seine Shows sind meist sogar lange im Voraus ausgebucht.

  • „Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht!“ (Roland Koch)
  • „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ (Bob der Baumeister)
  • „Ich denke, also bin ich.“ (Till Schweiger)

Besonders beliebt sind Kling's „Falsch zugeordnete Zitate“, bei denen historische Aussprüche aus dem Ursprungszusammenhang gerissen und (herrlich willkürlich!) umstrittenen Protagonisten der Gegenwart zugeordnet werden. Mit diesem Kunstgriff gelingen dem Kabarettisten herrlich doppelbödige und brandaktuelle Aphorismen.

Klings preisgekrönter Podcast „Neues vom Känguru“ wird wöchentlich vom Radiosender Fritz ausgestrahlt. Die extrem unterhaltsamen Texte des Podcasts treffen beim Publikum auf derart große Begeisterung, dass sie als „Die Känguru-Chroniken“ (Band 1) und „Das Känguru-Manifest“ (Band 2) inzwischen sogar in gedruckter Form sowie als Hörbuch erschienen sind. Notabene: Mit seinem politisch linken Kabarett eckt Herr Kling einigermaßen häufig an. So wurde sein umstrittenes „Lied für Ackermann“ seinerzeit weder vom WDR Rundfunk noch vom SWR Fernsehen ausgestrahlt. Legendär sind auch seine Auftritt bei Stefan Raab (Pro7) und im 3sat: Nicht immer ist dort klar, ob Künstler und Publikum über dasselbe lachen(!?)…

In Marc-Uwes kleinem Laden findet man nicht nur Klings großartige Känguru-Bestseller, sondern kann für jeweils 50 Cent auch die beliebten „Scheißverein“-Aufkleber bestellen. Weitere Fundstücke sind „Über Wachen und Schlafen, ein Standardwerk des systemrelevanten Humors“ und das Spaß-Punk-Album „Marc-Uwe Kling und die Gesellschaft“. Prädikat: Besonders hörenswert!

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