Man Ray – Fotopioniere des 20. Jahrhunderts Teil 4

Man Ray (1890 – 1976) gilt als einer der innovativsten und vielseitigsten Fotokünstler des letzten Jahrhunderts. Sein langes Leben als Fotograf, Filmregisseur, Maler und Objektkünstler spiegelt die Geschichte dieser Zeit ebenso wieder wie die verschiedenen Strömungen in Fotografie und Kunst.

Kind jüdischer Emigranten

Geboren wurde Man Ray (richtiger Name: Emmanuel Radnitzky) als Kind jüdisch-russischer Emigranten am 27.08.1890 in Philadelphia, Pennsylvania (USA). Nach ersten Kunstkursen während der Schulzeit lehnte er sehr zum Unwillen seiner Eltern ein Architekturstipendium ab, um als freier Künstler arbeiten zu können. Nachdem er sich eine Zeit lang relativ erfolglos als Porträt- und Landschaftsmaler versucht und ein Kunststudium abgebrochen hatte, traf der zunächst vom Surrealismus und Kubismus inspirierte Künstler auf Marcel Duchamp. Das Treffen war nicht nur der Beginn einer über ein halbes Jahrhundert andauernden Künstlerfreundschaft, sondern auch inspirierend: Zusammen mit Duchamp und Francis Picabia wurde Man Ray eine führende Figur in der Dada-Bewegung – und die einzige aus den USA. Die Bewegung stellte die tradierte Wahrnehmung der damaligen Kunstrichtungen in Frage. Bekanntestes Werk aus dieser Zeit ist „Cadeau“ („Geschenk“) ein Plätteisen, dessen Unterseite mit einer Reihe Nägel versehen ist. Bei Gegenstände sind „Found Objects“ (Zufallsfunde).

Umzug nach Paris, Frankreich

Angeregt von Duchamp, zieht Man Ray im Jahr 1921 nach Frankreich, wo er
bis auf ein weiteres Jahrzehnt in Hollywood zu Zeiten des zweiten Weltkrieges den Rest seines Lebens verbringt. In Paris wird Ray endgültig Teil der modernen Avantgarde und trifft Persönlichkeiten wie Dali, Max Ernst, Paul Eluard, Picasso, André Breton, Gertrude Stein und Ernest Hemingway. Gleichzeitig beschäftigt sich Man Ray künstlerisch mit Fotografie, Film und Bildhauerei.

„Rayographie“ und die „Violon D’Ingres“

In diese Zeit fallen auch zwei berühmte fotografische Arbeiten von Man Ray.
Zunächst seine „Rayographie“, Fotografien ohne Kamera („Fotogramme“): Gegenstände werden in der Dunkelkammer auf dem Fotopapier angeordnet und kontrolliert belichtet. Das Ergebnis sind kontraststarke Bilder mit einer surrealen, holzschnittartigen Anmutung.

Zweites berühmtes Werk aus dieser Zeit ist die „Violon D’Ingres“, das den Rücken seiner damaligen Muse und Freundin Kiki de Montparnasse zeigt. Zuerst fotografierte Man Ray das Aktmotiv, um dann auf dem Abzug die f-förmigen Öffnungen des Korpus eines Violoncellos zu malen, um ihn dann erneut zu fotografieren. Außerdem experimentierte Ray bei seinen Fotografien mit dem Sabattier-Effekt, mit dem er seinen Motiven einen silbrigen Effekt verlieh. Zusätzlich drehte der Künstler auch mehrere Kurzfilme.

Flucht vor dem Krieg – nach Los Angeles

1940 kehrte man Ray in die USA zurück, um den Deutschen zu entgehen. Hier heiratete er und blieb zehn Jahre. Obwohl er als Fotograf in Hollywood und New York erfolgreich war, zog es ihn wieder nach Paris, wo er weiter seiner Kunst nachging, während in aller Welt bereits Ausstellungen seinen Weltruf untermauerten. Hier starb er in seinem Studio, im November 1976, mit 86 Jahren.

Image: Screenshot von manraytrust.com

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