Luthermörder wird Dithmarscher Propst

Eine Sage berichtet, dass papsttreue Dithmarscher Bauern nach der Ausbreitung der Reformation im 16. Jahrhundert Geld gesammelt hätten, um einen jungen Mann mit Namen Nicolaus Craisbach mit dem Mord am Reformator Martin Luther in Wittenberg zu beauftragen. Craisbach habe sich nach Wittenberg aufgemacht, habe aber dann aus Überzeugung bei Luther Theologie studiert. Nach seiner Heimkehr habe er das „Blutgeld" zurückgeben wollen, niemand habe es aber haben wollen. So stiftete der Geläuterte von dem Geld eine Glocke für die Henningstedter St. Marien-Kirche. Dor hängt sie noch heute und erinnert als „Lutherglocke" an das Henningstedter Mordkomplott.

Dass dem jedoch nicht so gewesen ist, hat der Dithmarscher Heimatforscher Theodor Lübbe aufgrund neuer Quellenstudien herausgefunden. Nicolaus Craisbach kam nicht aus Dithmarschen sondern aus Bodeck in Westfalen und sollte auf Drängen dortiger Papstanhänger Martin Luther in meuchelmörderischer Weise umbringen. Die Dithmarscher sind demnach nicht die Auftraggeber gewesen.

In Wittenberg angekommen war Craisbach jedoch tatsächlich bald von Luther und von seiner Reformation so überzeugt, dass begann, bei ihm Theologie zu studieren. „Unter Bezeugung einer herzlichen Reue" habe er dem Reformator schließlich sein Vorhaben gestanden. Er blieb und wurde Assistent Luthers und später Prediger im Westfälischen Soest. 1545 kam er, nachdem er seine Stelle verlassen musste, nach Dithmarschen. Dort wurde er Diakon und später Pastor in Neuenkirchen. Später ging er nach Wöhrden, wo er Propst wurde. 1598 starb er im Alter von 95 Jahren, 54 Jahre nach Luthers Tod.

Warum die Sage den Hennigstedter Bauern das Mordkomplott anhängen will, ist bisher nicht ganz klar. Allerdings waren sie in jener Zeit als „grobes Volk" verschrienen gewesen, das auch den ersten Reformator des Landes, Heinrich von Zütphen auf grausame Weise umgebracht hatte, was historisch verbürgt ist. Trotz allem hat die Reformation gesiegt. 1532 wurden katholische Gottesdienste in Dithmarschen verboten.

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