Leitzins auf Rekordtief

Die EZB (Europäische Zentralbank) überrascht mit einer erneuten Senkung des Leitzinses auf 0,25 Prozent. Ein Rekordtief; wobei EZB-Chef Mario Draghi verkündete, dass weitere Zinssenkungen nicht ausgeschlossen seien. Die Ökonomen reagieren damit auf die überraschend schwache Preisentwicklung in Europa. Gerechnet wurde mit einer Inflation von 1,1 Prozent, erreicht wurde im Oktober gerade einmal eine Teuerungsrate von 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Niedrige Inflation

Der Einlagesatz, zu dem Banken ihr Geld bei der EZB parken können, wurde bei dieser Maßnahme allerdings nicht angefasst. Dagegen wurde der Satz, zu dem die Institute kurzfristig Geld leihen können, auf 0,75 Prozent gesenkt. Insgesamt verspricht sich die EZB davon günstiges Geld für die Märkte. Und damit nicht genug: Die Notenbank erwarte über einen längeren Zeitraum eine niedrige Inflation, sodass die Zinsen auf dem aktuellen Niveau längerfristig bleiben oder gar weiter gesenkt werden.

Dax sprengt 9100-Punkte-Marke

Der deutsche Leitindex (kurz: DAX) sprang unmittelbar nach Verkündigung der Senkung um mehr als 100 Punkte nach oben und durchbrach erstmalig die 9100-Punkte-Marke. Der Euro dagegen fiel prompt um mindestens ein Prozent auf 1,3359 Dollar ab. Im Finanzsystem des Euro-Raums ist dadurch mehr und günstigere Liquidität frei, die von den Investoren wohl an den Aktienbörsen untergebracht werden dürfte.

Überraschte Ökonomen

Das Ziel der Notenbank, die Teuerungsrate auf etwa zwei Prozent zu halten, wurde zwar deutlich mit den 0,7 Prozent unterwandert, doch trotzdem hatten die Ökonomen mit einer Zinspause gerechnet. Die niedrige Inflation aber zwang die EZB zu einer Reaktion, damit sie ihrem vorrangigen Ziel der „Gewährleistung von Preisstabilität“ Folge leisten. Griechenland kämpft seit März mit sinkenden Preisen. Auch Irland, Portugal, Spanien und Zypern sehen sich bedroht. Weiter sinkende Preise im Euro-Raum bedeuten Deflation. Doch EZB-Präsident Draghi meint, dass der Euro-Zone kein Preisverfall auf breiter Front drohe. Im Dezember werde die EZB Details zu der erwarteten Preisentwicklung bekannt geben.

Mögliche Szenarien auf die EZB-Niedrigzinspolitik

  • Die Schuldenwirtschaft wird durch niedrig gehaltene Zinsen befördert, vor allem die der Staaten und Bankenindustrie.
  • Inflationäre Spekulationswellen könnten ausgelöst werden. Das heißt, wir stehen überhitzten Situationen gegenüber, in denen alles zusammenbrechen kann, weil niemand mehr Kredite finanziert.
  • Fehlinvestitionen, das heißt unprofitable Investitionsprojekte, werden künstlich aufrechtgehalten.
  • Krisenländer wie Griechenland spüren kaum Druck, ihre Haushalte respektive Bilanzen zu verbessern.

Gesamtwirtschaftlich birgt eine Deflation damit große Gefahren. Ein Teufelskreis droht: Die Erwartung sinkender Preise kann zu einer Verschiebung wichtiger Investitionen führen. Die Wirtschaft wird geschwächt und drückt das Preisniveau weiter. Japan hat in den Neunzigerjahren eine solche Phase erlebt und merzt heute noch die Folgen aus.

Wie Sie als Verbraucher auf den gesenkten EZB-Leitzins reagieren sollten? Am besten mit Informationen. Sprechen Sie mit Ihrem Bankberater, den Verbraucherzentralen, einem unabhängigen Finanzberater. Und informieren Sie sich im Internet, beispielsweise auf swisslife-select.de.

Bildurheber: beermedia – Fotolia.com

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