Laura Gibson im Interview: In Portland blüht die Musikszene

Laura Gibson ist nicht neu in der Musikszene, das ehemalige Mathematik Ass hat schon einige Alben veröffentlicht, darunter auch jüngst eine Kollaboration mit Ethan Rose, die Laura auf mehr als eine Weise inspirierte.

La Grande: Nostalgie auf vielen Wegen

Auf ihrem aktuellen Soloalbum „La Grande“ probiert sie sich und Musikstile aus, die ein zärtliches Gefühl der Nostalgie aufwallen lassen. Mit altmodischen Radiomikrophonen werden Songs wie „Milk-Heavy ollen-Eyed“ zu Lieblingsstücken, die an The Low Anthem und alte Kinderlieder erinnern.

Im Gegensatz zu ihren früheren Werken versuchte Laura dieses Mal, die Musik vor den Texten zu schreiben, was nicht ganz einfach war.

Laura: Es gibt ein paar Songs, bei denen die Texte zuerst da waren aber bei den meisten Songs war ich sehr inspiriert durch Sounds und Rhythmen und die Instrumentalisierung und hab darin vertraut, dass ich dadurch zu den Texten komme. Und für alle hatte ich schon kleine Splitter an Text und Grundideen, bzw. Zeilen, ich wollte, dass die Musik quasi die Geschichten vorgibt, wovor ich etwas Angst hatte aber ich glaube, dass teilweise meine besten Texte dadurch entstanden sind.

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Dies nahm sie vielleicht auch von der Zusammenarbeit mit Ethan Rose mit, mit dem sie das Album „Bridge Carols“ aufgenommen hatte. Für diese Aufnahmen ließ sie nämlich das Schreiben zeitweise sein und ließ den Gedanken beim Singen freien Lauf.

Laura: Die Zusammenarbeit hat meine Herangehensweise neu definiert, quasi meine Geschmacksknospen neutralisiert.

Laura Grande und ihre Musikerkollegen aus Portland

Aber in Portland sind es nicht nur einzelne Kollegen, die einen inspirieren, die Künstlerhochburg aus der auch Modest Mouse, Tu Fawning und die Decemberists kommen, ist ein nährreicher Boden für neue Ideen. Und Laura hatte viel Hilfe von Kollegen, so fanden sich die Dodos ein, Nate Query und Jenny Conlee von den Decemberists und nicht zuletzt Jilly Coykendall an der Klarinette, die den besonders ruhigen Momenten eine Wärme einhaucht, die sich wie Zuhause anfühlt.

Ihr Zuhause findet sich auch auf dem Album, so ist die Decke, in die Laura sich auf dem Albumcover einwickelt, ein altes Familienerbstück, das auf einen ehemaligen Helden La Grandes Bezug nimmt, der trotz Feindseligkeit für Frieden und Stärke plädierte.

„La Grande“ wurde viel von der Natur inspiriert, nicht nur während der Woche in Mountain Hood, auch auf Tour und zurück in Portland umgab sich Laura viel mit frischer Luft und Grünzeug.

Mountain Hood als Künstlerdorf

Laura: Ein paar der Songs habe ich in einer Künstler Enklave geschrieben, es gibt da eine in Mountain Hood, der direkt bei Portland liegt und das Projekt nennt sich „Signifier“ Arts und dort werden vier Künstler verschiedener Richtungen in diese wunderschönen Zelte für eine Woche geschickt und man ist weit genug draußen, um quasi in der freien Natur zu sein und für sich zu sein, aber man ist nicht so weit draußen, dass man dadurch völlig isoliert ist. Und jeden Abend haben wir uns zum Essen getroffen und darüber geredet, was wir gemacht haben.

Inmitten der Stadt fand sie außerdem Ruhe in einem Vintage Trailer, den sie sich kaufte, nachdem sie nirgends einen ruhigen Platz zum Schreiben finden konnte und den sie neben des Schreibens und der Produktion des Albums nach und nach renovierte.

Laura: Ich habe mir einen 1962 Shasta Trailer gekauft, um meine Ruhe zu haben, ich hab Fotos davon auf meinem Handy und zeig sie jedem, als wäre es mein Kind.

Was das Album ausmacht, ist die Großzügigkeit, mit der Instrumente und kleine Melodie-Ideen eingearbeitet werden, so etwa in „Skin, warming Skin“, der mit Backgroundchören aufwartet, die Sirenenartig durch den Song gleiten.

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So viele Details entstehen oftmals nur dann, wenn man sie während des Songwritings auch zulässt und sich erst später ans Editieren macht. Kein leichtes Arbeiten.

Laura: Ich war sehr darum bemüht, meinen eigenen inneren Editor bis zum Ende aus dem Prozess auszuschließen und es war sehr schwer, am Ende alles wie ein Puzzle zusammen zu fügen und es gab Momente, wo ich dachte, dass ich es nicht schaffen würde. Am Ende hat alles seinen Platz gefunden, aber es hat definitiv mehr Anstrengung gekostet, als alles, was ich bisher gemacht habe. Aber am Ende bin ich so stolz darauf, dass ich durch so etwas Intensives gegangen bin, um etwas daraus zu kreieren.

Mathematik und Laura Gibson: Ein Herz und eine Seele

Die Frustration, die sich dabei gelegentlich aufstaute, verarbeitete Laura Gibson auf langen Spaziergängen oder im Kino. Ein weiterer Aspekt, der ihr vielleicht die nötige Ruhe gab, ist auch ihre Liebe zur Mathematik und kleinen Knobelaufgaben, die dankbare Ablenkung bieten.

Laura: Ich hatte früher T-Shirts mit Aufdrucken wie „Oregon State Mathematic Invitational“ und merkwürdigerweise hab ich immer eine XXL bekommen, als kleines dürres Mädchen. Aber ja, ich liebe Mathematik, ich bin immer dabei, an Dingen zu knobeln während ich durch den Alltag gehe.
Es gibt so viel Mathematik in Musik, wenn es um die Symmetrie geht oder zwei Zeilen zusammen zu fügen, die sich nicht direkt reimen, aber sich gegenseitig ausbalancieren. Ich denke dabei nicht direkt an Mathematik, aber irgendwie fühle ich da eine Verbundenheit.

„La Grande“ ist ein Album, das von Freunden des neuen Folk Movements, als auch der klassischen Soulmusik der 40er Jahre genießen können. „The Rushing Dark“ etwa könnte so auch als spiritueller Bluessong geschrieben worden sein. Dass die Vergangenheit musikalisch längst noch nicht angestaubt klingt, hört man immer wieder heraus, nicht zuletzt durch Lauras Stimme, die unglaublich wandlungsfähig ist und gleichzeitig so markant, dass man sie überall wieder erkennen könnte.

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„Wandlungsfähig“ auch das macht das Album aus, das nach Reisen und Bewegung klingt, wie passend ist es da, dass es nach einer Stadt in Oregon benannt wurde, die eher zur Durchreise dient, als zum Niederlassen.

Derzeit ist Laura Gibson übrigens auch wandernd auf Tour zu erleben, also schnell zum entsprechenden Club, Tickets gekauft und fest ans Herz gedrückt.

Tourdaten

April 17 – Hamburg, Germany – Übel & Gefährlich
April 18 – Dresden, Germany – Beatpol
April 19 – Berlin, Germany – Gruner Salon
April 20 – Gera, Germany – BAP (Songtage)
April 21 – Magdeburg, Germany -Oli-Kino Madgeburg
April 23 – Leipzig, Germany – Nato
April 24 – Dusseldorf, Germany – Zakk
April 25 – Frankfurt, Germany – Das Bett
April 26 – Erlangen, Germany – E-Werk
April 27 – Geislingen, Germany – Rätschenmühle
April 28 – Dachau, Germany – Kulturschranne

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