Kleine Jungen kommen auch vom Mars

Es ist Freitagnachmittag. Dank des Vorteils der gleitenden Arbeitszeit verlasse ich das Büro überpünktlich und besuche meinen Friseur. Das silberne grau in meinen Haaransätzen verrät mein wahres Alter, welches ich so gut wie möglich zu verschleiern versuche.

Zwei Stunden später und siebzig Euro leichter bin ich auf dem Weg, meinen Sohn abzuholen. Insgeheim ärgere ich mich, siebzig Euro sind einhundertfünfzig Mark. Was man damit alles kaufen konnte. Meine Kinder sagen mir immer, ich solle aufhören mit der blöden Umrechnerei und das wir keine Mark mehr haben, doch manchmal kann ich es eben nicht lassen. Einhundertfünfzig Mark nur für ein bisschen Farbe? Der Friseur hatte doch noch nicht einmal die Schere in die Hand genommen. Ich knirsche mit den Zähnen…

Mein Sohn steigt ins Auto und erzählt mir von den tollen Aktionspielen, welche er mit seinem Freund auf der Playstation gespielt hat. Ich kann mir die Namen der Helden nicht merken und bin insgeheim froh, dass wir keine Playstation besitzen. Den ganzen Nachmittag lang haben die beiden Jungen bei schönstem Sonnenschein vor der Konsole gehockt und sich virtuelle Schlachten geliefert. Natürlich macht das mehr Spaß als draußen im Sand zu buddeln oder Räuber und Gendarm zu spielen, auf der anderen Seite weis so gut wie jeder Bescheid über Bewegungsmangel und Fettleibigkeit. Mit der Entscheidung gegen die Playstation habe ich mir die Rolle der ständig herumnörgelnden Mutter erspart. Ich grinse.

Sohnemann stoppt seinen Redeschwall und ich frage ihn: „Na, wie seh ich aus, gefalle ich dir?"

Sohn schaut mich an: „???????"

„Na meine Haare, wie sehen sie aus?"

Langsame Antwort: „Wie sollen die aussehen, wie immer."

Ich starre auf die Straße, denke mir dass ich ja weiß dass die Männer vom Mars kommen und ihre Nachfolger genetisch vorbelastet sind.

Plötzlich startet mein Sohn im nicht zu verkennendem Bohlen Akzent: „Eh mann eh, guck dich ma an wie du aus siehst eh, an deiner Stelle würd ich ma zum Friseur gehen."

Mir bleibt die Spucke weg! Der Kleine grinst mich fröhlich an: „Stimmt's Mammi, der war gut, fast wie der Bohlen!"

Ich werde mich nicht ärgern!!

Durch Besuche bei Bekannten gerieten wir während der ganzen DSDS Phase zwei Mal in den „Genuss" dieser Fernsehshow. Was ich davon halte, junge Menschen öffentlich zu denunzieren und abzuwerten, dazu sage ich jetzt nichts.

Ich freue mich, dass mein Sohn diese und ähnliche Worte des Hr. Bohlen nicht ernst nimmt, auch wenn es wahrscheinlich an der Schule im Moment total „in" ist diesen nachzuäffen.

 Mein Sohn möchte einmal Komiker werden, sein größtes Vorbild ist Otto Walkes, und den mag ich auch ganz gern.

Wie wäre DSDS mit Otto? Mit Sicherheit lustiger als mit Bohlen!

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