Kinder verboten! Kinderfreie Zonen für Ruhe und Frieden?

Kinder verboten – überall!?

Im schottischen Dorf Firhall sind nur Familien mit Kindern ab 16 Jahren erlaubt.

Das vorwiegend für ältere Menschen konzipierte Dorf soll etwas Ruhe vermitteln, jagt aber keine Familien mit Hunden (die übrigens erlaubt sind), sollten sie die Grenze übertreten, ganz im Gegenteil, Besuch ist immer willkommen.

Die Airline aus Malaysia verbietet Babys in der ersten Klasse, nicht nur, weil selbst lärmdämmende Kopfhörer nicht gegen das Gebrülle von Babys gewappnet sind und die stundenlangen Flüge keinen Schlaf bieten, sondern auch, weil die Beinfreiheit der Passagiere verhindert, dass genügend Platz für eine Wickelstation frei ist.

Restaurants und Cafés – besonders in den Hauptstädten – führen immer häufiger kinderfreie Zonen ein, so dass die Kunden ihr Mahl genießen können, ohne, dass mit Rotz verschmierte Kleinkinder sie minutenlang von der Seite anstarren, kurz bevor sie das Tischtuch runter reißen.

Dürfen die das?

Die dürfen das. Ein Restaurant, Hotel oder Café ist kein öffentliches Gebäude, der Betreiber hat also jederzeit das Hausrecht und kann Gäste verweisen und verbieten. die beispielsweise nicht elegant genug gekleidet, zu betrunken oder zu klein und weinerlich sind. Und rein ökonomisch gesehen rentiert sich das auch noch, denn die Anfrage bestimmt den Markt und in diesen Bereichen – traurig aber wahr – ist „kinderfrei“ beliebter denn je und wo früher die Kunden stürmten, weil kleine Minimenschen zu laut und anstrengend waren, fluten sie jetzt die kinderfreien Zonen.

Unverständlich!

Natürlich, denn wie kann man es nicht überaus reizend finden, wenn Kinder quer durch das Restaurant toben, die Kellner aus dem Gleichgewicht bringen, die Salatbar mit schmierigen Fingern antatschen, in Tischdecken schnauben und lustige Spiele daraus machen, sich unter den Tischen anderer Gäste zu verstecken, während diese nicht einmal austreten dürfen? Man muss schon ein Menschenfeind höchster Güte sein, um da genervt zu denken, dass man doch bei der Bezahlung auch ein wenig Ruhe verdient hätte. So denken zumindest viele Eltern, die sich im Restaurant eine ruhige Entspannungszeit gönnen, weil ja sicherlich das Personal und die anderen Gäste ein Auge auf die lieben Kleinen werfen werden, ganz so, wie sie es tun soll…äh, einen Augenblick mal. Cafés und Hotels als Kindertagesstätten? Wohl kaum, denn wenn es verlangt werden darf, dass Kleinkinder von den Kellnern beschäftigt werden, dann wünsche ich mir demnächst auch einen Kellner, der mir während meines 3-Gänge-Menüs etwas Fitzgerald vorliest, ich bevorzuge literarische Genüsse beim Speisen und wenn ich die nicht bekomme, renne ich eben quer durch den Raum und male Häuser und Blumen an die Wände.

Wer beschwert sich denn da?

Nun, die Eltern beschweren sich über alle Maßen, es gibt Websites, die auf Fahndung nach „Kinder verboten“ Schildern sind, um gegen die Besitzer vor zu gehen und sehr viele Eltern, die empört über die neue Welle an kinderfeindlichen Marketingstrategien sind. Und wer kann es ihnen verübeln, es scheint doch fast, als würde es eine Welle an Anti-Kinder Haltungen geben, jüngste Statistiken haben sogar bewiesen, dass die ältere Generation nicht daran interessiert ist, was aus der jüngeren Generation wird (zugegeben, dabei hat es sich vor allem um alte, verbitterte Singles gehandelt).

Die Frage ist allerdings, ob das wirklich so eine Trendwendung ist. Immerhin gab es früher kaum so viele Kinderhotels, Restaurants extra für Familien und Kinderecken, Wickeltische und Babystühle in allen möglichen Venues, wie heute. Es scheint eher, dass die große, kaum 20 Jahre alte, kinderfreundliche Trendwelle ein wenig Widerstand bekommen hat, da sie auch dafür gesorgt hat, dass niemand mehr etwas sagen darf, wenn ein Kind einen halbstündigen Brüllanfall mitten in einem Kinofilm bekommt, für den alle anderen, leisen Zuschauer auch bezahlt haben. Manchmal fühlt man sich – darunter darf man auch Eltern zählen, die in ihrer Erziehung etwas sorgfältiger waren -, als hätten Eltern anstrengender Kinder exklusiv-Rechte auf gesamte Kinos, Restaurants und Hotels, während alle anderen bitteschön leise und ohne zu murren die Episoden der Kinderschar ertragen muss.

Dass die Eltern dabei oftmals in ignoranter Heiterkeit vollkommen taub gegenüber dem Lärmpegel ihrer eigenen Bagage sind, ist bis heute ein physikalisches Phänomen. Dass sie aber bei dem geringsten, enervierten Tonfall eines Außenstehenden wie Harpien auf diesen niederstürzen, ist das andere Phänomen, denn während eben noch alle dafür zuständig waren, das Kind zu bespaßen und zu umsorgen, während die Eltern in angestrengter Unterhaltung mit ihren Freunden waren, hat es plötzlich niemanden mehr zu kümmern, was die Kinder machen, selbst wenn sie damit die Lautstärke einer Feuersirene übertönen und mit (natürlich wasserfesten) Filzern an Wände, Möbel und Gäste ihre Malkünste ausprobieren.

Kinder- oder Elterndiskriminierung?

Sollte man deshalb etwa alle Kinder über einen Kamm scheren und sie der Freuden eines schönen Cafés verwehren? Natürlich nicht, aber hier ist ein Diskussionsansatz für geruhsame Kneipenstreitereien: Kindern ist es auch total egal, ob sie in einem bestimmten Café sitzen oder nicht, wenn es ein familienfreundliches Café mit Spielecke ist, ist es ihnen sicherlich noch eher recht, als ein kultiger Hotspot, in dem nur naserümpfende Kinderhasser sitzen. Das Gleiche gilt für Hotels. Die Einzigen, die hierbei das Nachsehen haben, sind die Eltern. Aber Eltern sind es ja auch schließlich, die gerne gnädig über die Kreischepisoden ihrer lieben Kleinen hinweg sehen, anstatt sie zu fragen, ob sie etwas leiser sein könnten und sie quer durch Restaurants laufen lassen, egal, ob die Kellner dadurch einen Herzinfarkt nach dem anderen kriegen oder nicht.

Letzten Ende ist es ja auch keine Epidemie an „Kinder verboten“-Schildern, Etablissements und Reiseveranstaltern. Sollen die Kinderlosen doch ihre handvoll Venues kriegen, in denen nicht mit Babybrei um sich geworfen wird. Immerhin fallen diese Fälle auch vorwiegend auf Gegenden (bzw. Großstädten), wo man nun wirklich genug Auswahl an anderen Möglichkeiten hat.
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PS:

Das Gleiche gilt übrigens auch für Kinderlose, denn ob man es glaubt oder nicht, nicht ausnahmslos alle Orte, an denen Kinder erlaubt sind, strotzen vor nervigen Brüllaffen, man muss also nicht gleich zum Kinderschreck werden, sondern kann auch einfach ein Café weiter seine Koffeindosis einnehmen, wo es ruhiger ist. Und in den Etablissements, wo es ausgezeichnete Kinderspielecken, Babystühle und mehr bereits im Eingangsbereich gibt, sollte man wirklich auf das gestresste Augenbrauen-Hochziehen verzichten, niemand zwingt einen, sich dort hinzusetzen und niemand mag einen, wenn man es doch tut, sich aber die ganze Zeit über die anwesenden Kinder beschwert. Man geht ja auch nicht zu einem Live Fußballspiel und beschwert sich über die lauten Fans…

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