Kein Handel mit Diktaturen!

Turkmenistan ist zwar arm an Menschenrechten, aber reich an Erdgas. Das dritthäufigste Erdgas-Vorkommen weltweit – so wird geschätzt. Da liegt es auf der Hand, dass auch die EU an diesen Reserven Interesse zeigt. Wäre ja auch an sich kein Problem, gebe es da nicht Saparmyrat Nyýazow. Oder auch Turkmenbaschi, wie er sich selbst, eine Stadt, mehrere Schulen, Flughäfen und selbst einen Meteor nennt. Aber so ein Spitzname ist ja auch noch kein Problem. Doch dieser Turkmenbaschi, Führer der Turkmenen, ist Führer der einzigen Partei Turkmenistans, die er ironischerweise auch noch Demokratische Partei nennt. Bei den ersten „freien“ Präsidentenwahlenerrang er stolze 99,5 Prozent der Stimmen und da es offensichtlich an Führungspersonal in dem 5 Millionen-Einwohner-Land fehlt, machte er sich gleich noch zum Ministerpräsidenten.
 
Wenn es nur einen Führer gibt, dann gibt es auch nur eine Religion, die Arbeit anderer Religionen ließ Turkmenbaschi verbieten. Andere Nationen sind in dem Land seit 2003 auch nicht mehr geduldet. Die russischstämmige Bevölkerung wurde aufgefordert das Land zu verlassen oder aber sich als Turkmenen registrieren zu lassen. Oppositionelle (wohl die 0,5 Prozent, die ihn nicht gewählt haben) werden verfolgt und in psychiatrische Anstalten eingewiesen. Besonders viele Oppositionelle kann es aber nicht geben, da alle Turkmenen von klein auf an auf ihren Führer eingeschworen werden – und zwar höchstpersönlich. Denn Turkmenbaschi ist auch ein grandioser Schriftsteller. Seine Bücher sind für Turkmenen Pflichtlektüre. Sein Buch Ruhnama („Buch der Seele“) handelt von Liebe, Moral, und Eintracht unter Nachbarn und auch ein Geschichtsbuch hat Turkmenbaschi verfasst. Die Ruhnama ist Pflichtlektüre in allen Schulen und gibt es sogar in englischer Übersetzung. Erwachsene müssen es jeden Samstag lesen. Führerschein und Zulassung zum Studium erfordern eine Prüfung in Kenntnissen der heiligen Schrift.
 
Doch auch damit nicht genug. Abgesehen von unzähligen goldenen Statuen, die im ganzen Land verteilt stehen, hat Turkmenbaschi auch Monatsnamen umbenennen lassen. Sie tragen nun unter anderem den Namen seiner Mutter, seines Buches oder schlicht Turkmenbaschi. Die Bezeichnung totalitär erscheint in Zusammenhang mit dem Regime in Turkmenistan schon fast euphemistisch.
 
Doch mit diesem Land gedenkt die EU laut BBC World nun Geschäfte zu machen. Russland und China haben es schon getan und so ist nun höchste Eile für die EU geboten, denn bald werden die Ressourcen verteilt sein. Es scheint fast als werden Menschenrechte nur noch von Staaten eingefordert, die wirtschaftlich nichts zu bieten haben, alle anderen erhalten Freifahrtscheine. Der Türkei die Aufnahme in die EU verweigern und mit Nyýazow Geschäfte machen ist wie das Atomprogramm Irans abzulehnen und ihnen die Atombombe zu verkaufen.

Schreiben Sie Ihre Meinung

Ihre Email-Adresse wird Mehrere Felder wurden markiert *

*