Ingmar Mruk

Warum hast du dich für ein Kunststudium entschieden?

Es mußte sein. Die Entscheidung für ein Kunststudium war gründlich überlegt, da ich im schon etwas „reiferen“ Alter von 33 Jahren anfing. Ich wollte immer Kunst machen, hatte aber lange keine Linie in der Arbeit, keinen schlüssigen Ansatz. Nach einigen Jahren Pause habe ich mich nochmal beworben,da ich mittlerweile besser wußte was mich am Machen von Kunst interessiert und ganz klar war, daß es mich ewig gewurmt hätte, es nicht wenigstens ein letztes Mal versucht zu haben.

Wie definierst du für dich die Kunst?

Sehr unspektakulär. Kunst ist für mich ein Weg, mit Dingen, Phänomenen, die mich interessieren zu arbeiten, meine eigene Umgangsform damit zu finden, was immer auch der Gegenstand der Auseinandersetzung sein mag.

In welche Richtung geht momentan die Kunst deiner Meinung nach?

Kunst ist schon lange nicht mehr auf fest definierte Strategien oder Medien zu begrenzen, (fast) allen stehen Werkzeuge und Medien zur Verfügung, um sich zu äußern.Die Grenzen zu Bereichen wie Journalismus oder auch Design verschwimmen, es kann sich überall bedient werden. Daraus ergibt sich natürlich die Notwendigkeit, sorgfältig seine Mittel zu wählen, um totale Beliebigkeit zu vermeiden.

Es gibt keine Epochebildenden Stile, allenfalls temporäre Erscheinungen, Beispiel Leipziger Schule in der Malerei, die dann eine zeitlang auch den Markt prägen. Eine Gefahr dieser Erscheinungen ist die Behinderung einer stetigen Weiterentwicklung der Arbeit, ein schnelles sich-einrichten in einer Arbeitsweise, die gerade gut läuft. Das ist kein Vorwurf, man kann ja durchaus mitnehmen was möglich ist und es ist naiv, den kommerziellen Aspekt in der Kunst ständig zu verfluchen. Die Frage ist nur, ob Markt und Publikum es verzeihen, wenn man einen Punkt erreicht, an dem neue Wege eingeschlagen werden müssen, um nicht nur noch Variatonen des einmal Etablierten abzuliefern. Es ist, wichtig,(Binsenweisheit) konsequent dem eigenen Weg zu folgen, mit allen Höhen und Tiefen, die das gemeinhin so mit sich bringt.

Kannst du mir etwas über deine Installationen bzw. zu deinen Arbeiten im Allgemeinen sagen? Was steht für dich dahinter?

Generell geht es um die Beschäftigung mit Raum im allgemeinen und mit Umgebungen, Szenerien, die wir aus dem Alltag kennen und sehr routiniert benutzen, im speziellen. Meine Plastiken behandeln den zweiten Aspekt. Ich rekonstruiere ausgewählte Ausschnitte einer Umgebung durch Nachbau, dabei wird der Gegenstand aller Details beraubt und auf die reine, äußere Form reduziert. Übrig bleibt ein Zeichen für eine vertraute Umgebung, die disfunktional geworden ist, ruhiggestellt. An dem Punkt wird es unwichtig, was an äußerer Form zu erkennen ist, da der Gegenstand das Versprechen, daß in seiner Form liegt, nicht einlöst.
Es ist klar, hier wird nichts passieren. Der Blick auf die Szenerie wird idealerweise gestört, eine gewisse Irritation ausgelöst. Dabei ist keinerlei Belehrung intendiert, eher denke ich an einen Ruhepunkt für die Wahrnehmung, die Schaffung einer nüchternen, stillen Atmosphäre. Die extreme Reduktion in der Darstellung schafft einerseits einen solchen ereignislosen Nullpunkt, andererseits liegt darin auch ein Potential für Pathos, Möglichkeiten der Entwicklung von diesem Nullpunkt aus. Die Reibung zwischen völliger Nüchternheit und einer Anfälligkeit für ein gewisses Pathos ist ein Hauptspannungsfeld in meiner Arbeit, da das weitere Erkunden der Möglichkeiten von Reduktion für mich nach wie vor wichtig ist.

Ich möchte weiter daran gehen, die Dinge, wenn ich von realen Gegebenheiten ausgehe, während der Arbeit von allem zu befreien, was ihren Kern nur dekoriert.

Was bedeutet dieser Preis für dich?

Der Rundgangspreis der Sparkassenstiftung ist eine schöne Anerkennung der bisherigen und aktuellen Arbeit und wird bei der Realisierung weiterer Arbeiten sehr von Nutzen sein. Sehr erfreuliche Sache, passiert ja nicht eben häufig.

Wie stellt du dir deine Zukunft nach dem Studio vor?

Realismus ist angebracht. Niemand wartet i.d.R. nach dem Abschluß auf einen oder rollt einen roten Teppich aus. Nur von der eigenen künstlerischen Arbeit zu leben ist schwer, wenngleich natürlich genau das anzustreben ist. Ich denke, daß aus finanziellen Gründen zumindest zeitweise auf anderen, möglichst Kunstnahen Gebieten schlicht und einfach Geld verdient werden muß. Das Arbeitspensum wird noch größer werden. All das wußte ich jedoch schon vor dem Studium, als realistischer Optimist (oder umgekehrt) mache ich mir nichts vor. Pessimismus ist völlig fehl am Platz, allerdings auch ein Festhalten an Sicherheiten. Eine gewisse Risikobereitschaft muß sein, ansonsten ist man in der Kunst falsch aufgehoben.


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