In der Ehre gekränkt: Warum Koran-Verbrennungen so gravierende Folgen haben können

Religion bietet immer die Möglichkeit sich kulturell und politisch von anderen Menschen abzugrenzen. Verschiedene Religionen bilden immer auch Konfliktpotentiale, sie grenzen ab und sie könne zu Kriegen führen. Ein brisantes Beispiel dafür erleben wir gerade in Afghanistan. US-Soldaten hatten, möglicherweise unwissend, Exemplare des Koran, dem Heiligen Buch der Muslime, verbrannt. Das führte zu einem regelrechten Aufschrei in der Afghanischen Bevölkerung. Amerikanische Flaggen wurden auf offener Straße verbrannt, „Tod den USA“ wurde gebrüllt und so mancher über die Wochen und Monate hart erarbeiteter Friendenprozess wurde schlichtweg zu nichte gemacht. Diese Geschehnisse zeigen erneut deutlich, dass man auf westlicher Seite die Bedeutung der Religion unterschätz. Man darf bei anderen nicht auf die gleiche Toleranz hoffen, wie man sie selber vorlebt.

Religion kann starke Reaktionen auslösen

Dass Muslime besonders heißblütig auf die „Schändung“ ihrer Religion reagieren, dürfte sich auch bei den US-Soldaten schon herumgesprochen haben. So sorgten einst die sogenannten Mohammed-Karrikaturen eines dänischen Karikaturisten dafür, dass in weiten Teilen der muslimischen Welt heftig gegen das sonst eher neutrale Dänemark demonstriert wurde. Auch terroristische Aktivitäten wurden mit diesen Ereignissen in Zusammenhang gebracht. Auch dieser Fall zeigte erneut, dass man mit anderen Religionen nicht so liberal umgehen darf, wie mit seiner eigenen. Hierzulande wäre eine Jesus-Karikatur beileibe kein Grund zum großangelegten öffentlichem Protest. Aber Deutschland ist nicht Afghanistan. Man darf hier nicht den Fehler machen und Äpfel mit Birnen vergleichen. Den Koran, der muslimische Glaube hat im nahen Osten und der arabischen Welt eine ganz andere Bedeutung. Dies zu akzeptieren ist auch eine Form von Toleranz.

Unverständlich: geplante Koran-Verbrennungen in den USA – „Burn a Koran Day“

Umso unverständlicher sind daher die oftmals angekündigten öffentlichen Koran-Verbrennungen erzkonservativer Christen in den USA. Ein besonders bekanntes und schwachsinninges Beispiel hierfür ist der amerikanische Pfarrer Terry Jones. Dieser organisierte im Zuge des Jahrestages des Terroranschlages vom 11. September im Jahre 2010 einen sogenannten „Burn a Koran Day“, an welchem er öffentlich viele Exemplare des Koran verbrennen wollte. Nur dem engagierten Entgegentreten Präsident Obamas ist es zu verdanken, dass dieser Tag nicht zu Stande kam. Bereits im Vorfeld hatte es weltweit heftige Diskussionen gegeben. Muslime in aller Welt waren ob des Vorhabens des US-amerikanischen Pastors empört, es wrude mit Vergeltungsschlägen gedroht. Diese geplante Koran-Verbrennung unterstreicht die Einschätzung vieler Amerikaner, welche den Koran als Hetzschrift sehen und ihn als Ursache für 9/11 ausmachen. Dies wiederum schürt natürlich den Hass auf die USA in den muslimischen Ländern weiter. Ein Teufelskreis.

Gefahr für den Friedensprozess

Die Vergangenheit hat nun mehrmals gezeigt, dass es für weite Teile der muslimischen Welt nicht tolerabel ist sich in irgendeiner Form abschätzig über den Islam, den Koran oder die muslimische Lebensweise zu äußern. Man darf schlichtweg die Gefahr, welche von diesen, oft leichtfertigen Aktionen augeht, nicht unterschätzen. Viele Monate Friedensprozess können durch die stumpfsinnigen Aktionen einiger weniger nichtig gemacht werden. Es ist logisch, dass wir uns als westliche Welt irritiert zeigen, wenn es um die heftigen Reaktionen auf kleinste Aktionen geht. Man kann die Reaktionen mit dem eigenen Verstand nicht erklären, das ist auch nicht relevant. Relevant ist was die betroffenen von solchen Aktionen denken. Fühlen sich jene in der Ehre gekränkt verbietet es uns unsere Toleranz dies außer Acht zu lassen.

Verschiedene Religionen führen in der Regel zu Konflikten. Schuld daran ist meist der Anspruch der Alleinherrschaft. Nach dem Motto: Es gibt nur einen echten Gott. Wird die Toleranz unter den Religionen nicht gesträkt wird es auch weiterhin zu Konflikten kommen. Es gibt keine wahre Religion auf Erden, echte Religion, echter Glaube möchte das aber auch nicht sein.

Werbung

Schreiben Sie Ihre Meinung

Ihre Email-Adresse wird Mehrere Felder wurden markiert *

*