Ian Kopacka: Kleine Fische – Ein Drogenroman

Wenn das Leben plötzlich nicht mehr so will wie man selbst

Eigentlich könnte alles so prima laufen. Paul, Stefan und deren Freund Fisch, allesamt dem Kiffen ziemlich zugetan, sind zufrieden, solange sie etwas zum Rauchen und damit ihre Ruhe haben. Der Dealer des Viertels und sein persönlicher Hofhund sind zufrieden, solange alle nur bei Bess kaufen und sich keiner in seine Geschäfte einmischt.

Und die beiden Jugendlichen Willi und Thomas sind zufrieden, solange sie ihre ätzenden Familiensituationen und ihren Lebensfrust an anderen auslassen können. Nur Erich ist nicht zufrieden. Er hat keine Lust mehr, bei seinem Onkel in dessen Dorfspelunke zu arbeiten und dessen Frau zu beschlafen. Er will mehr vom Leben. Und auch, wenn er für seinen Vater nichts hinbekommt, weil dieser sich noch spät zu seiner Homosexualität bekannt hat, etwas hat er doch von ihm gelernt: wie man Cannabispflanzen so zieht, dass sie richtig viel und richtig guten Ertrag bringen.

Ian Kopacka spielt geschickt mit der Zeit

In Ian Kopackas Buch nimmt das Schicksal nicht geradlinig seinen Lauf. Im Gegenteil, der Autor spielt mit den Tagen rund um „das große Spiel“, vermischt die Zeiten und Erlebnisse seiner Figuren und erzählt seine Geschichte alles andere als geradlinig. Was zwar auf der einen Seite eine höhere Kombinationsgabe und auch ein mehrmaliges Zurückblättern erfordert, auf der anderen Seite aber auch gerade deswegen einen besonderen Reiz hat. Denn so erfährt man Stück für Stück, wie sich ein Puzzleteil zum anderen fügt. Wie Geschehnisse, die vorher unwichtig schienen, plötzlich immense Dimensionen annehmen. Ian Kopacka scheint eine Vorliebe für Blutiges zu haben, die Brutalität einiger seiner Protagonisten wird in allen Einzelheiten wiedergegeben, aber auch das Abgestumpfte der Kiffer und das Verzweifelte der Jungs finden Raum in ausführlichen Beschreibungen.

Ein durchaus bemerkenswertes Debüt

Ob das Buch „das Drogenmilieu an sich“ wirklich gut trifft und damit glaubwürdig ist, sei mal dahingestellt. Ist aber auch nicht wichtig. Denn die Machart ist gut, der Schreibstil fast blumig für einen jungen Mathematiker, der übrigens, ganz nebenbei gesagt, bereits mit Auszeichnung promoviert hat. Dem österreichischen Autor gelingt es, seinen Leser in die Geschichte über Freundschaft an sich und Moral im Besonderen zu ziehen. Und das ist letztendlich das Entscheidende.

Ian Kopacka: Kleine Fische, erschienen bei Leykam im März 2011, broschiert zu haben für 14,50 Euro.

Eine Meinung

  1. Beatrix Petrikowski

    Der Autor hat es verstanden, die Spannung beim Leser auf einem hohen Niveau zu halten, indem er erst am Schluss die Fäden zusammenlaufen lässt. Die Aussagen zu Freundschaften sind außerdem sehr treffend!

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