Hunde aus dem Ausland: Das sollten Sie beachten

Die armen Tiere kommen meist aus ost- oder südeuropäischen Ländern zu uns geflogen, Hunde aus Spanien, Italien, Griechenland, Rumänien, Slowenien, aus der Türkei … Doch wer sich für einen Hund aus dem Ausland entscheidet, sollte dies nicht blauäugig machen.

Hund aus dem Ausland: Risiken

Zunächst besteht die grundlegende Problematik, dass ein solch tierischer „Import“ nicht die Ursachen der herrenlosen Hunde in anderen Ländern beseitigt und eventuell erst einen lukrativen Markt schafft: statt die Situation zu verändern, leben nicht wenige im Ausland – wie zum Beispiel Tierärzte – inzwischen gut von den deutschen Tierschutzgruppen und es entsteht sogar der Anreiz, Hunde für den Export nach Deutschland zu züchten.
Ein anderes Problem stellen die Krankheiten dar, die Hunde aus dem Ausland einschleppen, so die als Mittelmeererkrankungen bezeichneten Leishmaniose, Babesiose, Ehrlichiose oder Dirofilariose.
Es gibt deswegen Tierschutzvereine, so der Dortmunder Tierschutzverein, die den „Hunde-Import“ nach Deutschland ablehnen und stattdessen den Tierschutz in süd- und osteuropäischen Ländern unterstützen.

Verhaltensprobleme bei Straßenhunden

Die meisten ausländischen Hunde haben auf der Straße im Rudel gelebt – das hat gravierende Konsequenzen. Die häufigsten Probleme sind

  • Sie sind das Zusammenleben mit dem Menschen nicht gewohnt.
  • Alleinsein.
  • Aggressionen gegenüber Kindern, Männern, Katzen.

Für Straßenhunde sind unsere Verhaltenweisen, unsere Handbewegungen, unser Tonfall, unser Gesichtsausdruck erst einmal fremd und unverständlich – und was das Tier nicht versteht, nimmt es häufig als Bedrohung wahr. Zugleich kennen auch wir den neuen Hausbewohner und seine „Ausdrucksweisen“ noch nicht. Das kann besonders in den ersten Wochen und Monaten und in hektischen oder beengten Situationen zu brenzligem Fehlverhalten führen. Der Hund fühlt sich dann eventuell bedroht und könnte angreifen. Zugleich ist der neue Besitzer nicht vorgewarnt, weil er die spezifische Sprache dieses Hundes noch nicht versteht.

Tipps zur Annäherung und Vermeidung gefährlicher Reaktionen

Zwei beispielhafte Situationen dafür: ein fest schlafender Hund hat manchmal keine ausreichende Reaktionszeit, wenn er plötzlich gestreichelt wird. Er wacht urplötzlich auf und fühlt sich bedroht – und beißt. Denn er kennt menschliche Verhaltensweisen ja noch nicht gut und so ganz traut er Ihnen nicht, denn bislang hat er in der Regel nur erfahren, dass ein Mensch normalerweise nichts Gutes im Schilde führt, wenn er ihn plötzlich anfasst. Mit einer Vorwarnung, zum Beispiel aufweckenden Gesten oder Lauten, kann man dies einfach verhindern.

Die anderen potenziell gefährlichen Situationen sind beengte Verhältnisse so wie im Auto. Das Auto ist einerseits eine Schutzhütte, es bietet aber andererseits keine Ausweichmöglichkeiten. Ein ehemaliger Straßenhund kann sich dort daher leicht beengt und bedroht fühlen. Sitzt er auf dem Rücksitz und steigt das Kind (das meist sowieso in der Rudel-Rangfolge recht weit unten steht) hinzu, könnte er angreifen.

Hier kann zum einen helfen, den Hund im Kofferraum zu transportieren, eine andere Möglichkeit ist aber auch, immer zuerst ins Auto einzusteigen und den Hund nachkommen zu lassen – das trainiert gleichzeitig auch seine Belastbarkeit in diesen angstbesetzten beengten Situationen.
Ein behutsamer, vorsichtiger Umgang mit Ihrem neuen Familienmitglied ist in jedem Fall ratsam.

Der neue Hund: Alleinsein

Oft können Hunde aus dem Ausland nicht gut allein bleiben. Aus Verzweiflung zerstören sie blindwütig Ihre Wohnungseinrichtung. Zwar betrifft dies nicht nur ausländische Hunde, aber bei ihnen ist dieses signifikant häufiger als bei einheimischen. Hunde sind Rudeltiere – kein Hund bleibt daher gerne allein. Für einen Straßenhund ist die Situation aber noch viel schlimmer:

  • er ist ohne seine Artgenossen (die in seinem Leben bislang die wichtigsten Wesen waren!),
  • er befindet sich in einer ihm völlig unvertrauten Umgebung und 
  • er befindet sich nicht draußen, sondern in (ab)geschlossenen Räumen. 

Das ist Stress pur!

Kinder, Männer, Katzen, Rasse

Viele Hunde aus dem Ausland haben mit Männern und Kindern schlechte Erfahrungen gemacht – sie sind es, die in südlichen Ländern wilde Hunde oft ärgern, quälen oder gar töten. Katzen sind ebenfalls oft ein Problem.

Und natürlich gibt es rassebedingte Verhaltensprobleme, so sind Terriermischlinge erheblich öfter kleine aggressive Giftzwerge als Chiwawa-Mixes. Hütehunde sind in der Stadt fehl am Platz. Manche Hüte-Rassen sind auch so selbstständiges Handeln gewohnt, dass sie schwer erziehbar sind. Auch diese Punkte sollten Sie im Vorfeld berücksichtigen.

Sicher geben sich viele Verhaltensweisen mit der Zeit, gerade manche Ängste verschwinden aber nicht ganz.

Hunde aus dem Ausland: Das sollten Sie beachten!

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Probleme mit Hunden aus dem Ausland

  • Ein Hund, der aus der ihm vertrauten Lebensumgebung herausgerissen wurde, ist schneller verunsichert
  • Alleinsein & im Haus wohnen bilden große Stressfaktoren.
  • Die menschliche Sozialisation fehlt. Verhaltensweisen sind von beiden Seiten aus, sowohl aus Hunde- wie aus Menschensicht, fremd, ungewohnt und eventuell sogar beängstigend.
  • Gesundheitliche Anfälligkeit: Ausländische Hunde sind ein wärmeres, oft auch trockeneres Klima gewohnt, können allergisch auf hier übliche Ausstattungen wie die Fußbodenheizung reagieren oder haben öfter körperliche Beeinträchtigungen, zum Beispiel aufgrund verschleppter Karnkheiten oder Mangelernährung.
  • Fremde Krankheiten werden eingeschleppt und müssen zuerst hier behandelt werden.
  • Kinder, Männer, Katzen sind oft „Feindbilder“ des Hundes.
  • Rassebedingte Eigenschaften berücksichtigen!

2

Tipps: So verhalten Sie sich richtig

  • Das A und O: viel Geduld, um sein Vertrauen zu gewinnen.
  • Vorsicht beim Umgang, bis man sich wirklich kennt.
  • Ein Hund muss ausgelastet werden. Ein müder Hund hat wenig Lust, Spaziergänger und Jogger anzufallen, hinter Autos und Fahrrädern herzujagen, die Wohnung auseinanderzunehmen oder den ganzen Tag zu bellen. Also: Ballspielen, Spazierengehen, Fahrradfahren – egal was, nur körperlich nicht nur fordernd, sondern wirklich erschöpfend muss die Beschäftigung sein.
  • Langsam ans Alleinsein gewöhnen, in der ersten Zeit am besten gar nicht alleine lassen. Nehmen Sie sich Ihren Jahresurlaub in den ersten Wochen nach der Aufnahme des Hundes.
  • Vor dem Alleinsein Hund möglichst auspowern. Rituale, wie Leckerchen beim Abschied, helfen ebenso wie Ablenkung, zum Beispiel Eierkartons, die der einsame und frustrierte Hund nach Herzenslust zerfetzen darf.
  • Zwei Hunde aufnehmen – Straßenhunde fühlen sich im Rudel am wohlsten.
  • Kälte und Regen anfangs meiden und den Hund ruhig überfürsorglich schützen.
  • Gründliche Untersuchung beim Tierarzt (auch nach Parasiten).

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Wirklich ein ausländischer Hund?

  • Tierschutz in den jeweiligen Ländern unterstützen.
  • Gibt es nicht vielleicht auch „arme“ Hunde in Deutschland, die Sie aufnehmen könnten?

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