Huhn mit Pflaumen: Französisches Drama von Marjane Satrapi

Während es in „Huhn mit Pflaumen“ um das Erzählen einer Geschichte geht, ist die Geschichte selbst nicht schnell erzählt – der meisterhafte Violinist Nasser-Ali Khan (Mathieu Amalric, „Tournée“, der hier den Großonkel Marjane Satrapis spielt) lebt scheinbar nur für seine Musik und seine Geige, die seine Frau Faranguisse (Maria de Medeiros, deutlich spröder als noch in „Pulp Fiction“) vor Eifersucht zerbricht. Ohne sein Instrument möchte Nasser-Ali nicht mehr leben und entschließt sich – nach einigen Gedankenspielereien – einfach im Bett zu bleiben und auf den Tod zu warten, während er sich an seine Vergangenheit und seine große Liebe Irâne (Golshifteh Farahani) erinnert.

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Huhn mit Pflaumen: märchenhafte und visuell innovative Biografie

Die Exil-Iranerin Marjane Satrapi hat mit „Persepolis“, der Comic-Aufarbeitung ihrer Kindheit im Iran, sowohl in Buchkreisen wie auch mit der Verfilmung Aufsehen erregt, in „Huhn mit Pflaumen“ schilderte sie ebenfalls zuerst in Comicform die letzten Tage ihres Großonkels in der Tradition arabischer Erzählkunst und lenkt dabei den Blick auf das Erzählen selbst: Die komplexe Geschichte stellt über visuelle Umwege die Frage nach der Perspektive auf Gesehenes und Erzähltes – eine Methodik, die sich auch die Filmversion, die sie gemeinsam mit Vincent Paronnaud inszenierte, bedient und dabei eine innovative, traumhafte Welt erschafft.

Unterstützt wird dieses visuelle und erzählerische Experiment, dessen ähnlichste Verbindungen vielleicht in Baz Luhrmans „Moulin Rouge“, in Jean-Pierre Jeunets „Delicatessen“ oder „Die fabelhafte Welt der Amélie“ und den visuellen Effekten Pitofs zu finden sind, sich aber ebenso auf die Historie filmischen Erzählens bei George Méliès etwa beziehen, durch die Beteiligung namhafter Schauspielerinnen und Schauspieler aus Frankreich. Neben Mathieu Amalric ist auch Marcello Mastroiannis Tochter Chiara zu sehen, Isabella Rosselini in einer kleinen Nebenrolle und der Komiker/Schauspieler Jamel Debbouze („Asterix & Obelix: Mission Kleopatra“, „AngelA“).

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Comicverfilmung von und nach Marjane Satrapi

Wie zuvor bei „Persepolis“ hat die Zeichnerin/Autorin/Filmemacherin die biografischen Eckdaten Nasser Alis auch in „Huhn mit Pflaumen“ (dessen Lieblingsspeise) vor den Hintergrund der Geschichte ihres Heimatlandes gestellt und so werden die politischen Verwicklungen um 1958 in Persien ebenso mit den Erzählstrukturen verbunden, wie Satrapis eigene Verbundenheit zu und Trennung von der Heimat. Ebenfalls wie zuvor zeigt sie ihre Geschichte humorvoll, melancholisch, dramatisch, traurig und gerade durch die Durchmischung von Märchen und Realität auch authentisch.

„Poulet aux prunes“ wurde in den Studios Babelsberg bei Berlin gedreht und wurde bei den 68ten Filmfestspielen in Venedig zum ersten Mal vorgestellt. Am 05. Januar 2012 erscheint der märchenhafte Film auch in den deutschen Kinos.

Huhn mit Pflaumen
(Poulet aux prunes)
Buch und Regie: Marjane Satrapi, Vincent Paronnaud
Buchvorlage: Marjane Satrapi
Mit: Mathieu Amalric, Maria de Medeiros, Golshifteh Farahani, Jamel Debbouze, Chiara Mastroianni, Isabella Rosselini
Studio: Celluloid Dreams
Verleih: Prokino Filmverleih
Kinostart: 05.01.2012

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