Hatha- oder Kundalini-Yoga – Welcher Typ sind Sie?

Es gibt viele Yogastile die heutzutage unterrichtet und praktiziert werden. Das macht es für Yoga-Anfänger nicht so leicht die richtige Form für sich zu finden. Die zwei beliebtesten und traditionellsten Strömungen des Yoga sind das Hatha-Yoga sowie das Kundalini-Yoga. Beide unterschiedlich in ihrer Intention und Durchführung – erfahren Sie, worin die Unterschiede liegen und welcher Stil der Ihre ist …

Hatha-Yoga: Inneres Gleichgewicht herstellen

Das Ziel des Hatha-Yogas ist es, das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist herzustellen, den Gedankenfluss zur Ruhe zu bringen und somit Stress abzubauen. (Das Wort Hatha kommt aus dem Sanskrit und bedeutet so viel wie „Kraft, Hartnäckigkeit, Unterdrückung“.) Dies soll vor allem durch körperliche Übungen, die sogenannten Asanas, erreicht werden. Aber auch Atemübungen (die sogenannten Pranayama) und Meditation sind Teil des Hatha-Yoga.

Die Asanas sind überwiegend ruhende Körperstellungen, bei deren Ausübung das bewusste Hineingehen, die richtige Atmung, das bewusste Halten und Auflösen der Stellung im Vordergrund stehen. Zum Teil erfordern diese Körperstellungen ein erhöhtes Maß an Muskelkraft. Klassische Stellungen sind zum Beispiel der Kopfstand (Shirshasana), der Baum (Vrikshasana) oder der Hund (Adhomukha Shavanasana).

Eine Besonderheit der Asanas bilden die Karanas  bzw. Vinyasas. Sie sind atemgeführte Bewegungsabfolgen, die sich aus einzelnen Asanas zusammensetzen. Die einzelnen Asanas werden also nicht statisch gehalten, sondern dynamisch aneinandergereiht. Das wohl bekannteste Beispiel für eine Karana ist der Sonnengruß.

Kundalini-Yoga: Erwecken der Lebensenergie

Im Gegensatz zum Hatha-Yoga besteht das Ziel beim Kundalini-Yoga darin, die gleichnamige Kundalini (Sanskrit für „Schlangenkraft“ oder unter Yogis auch als Lebensenergie bekannt) zu erwecken und ihr das Aufsteigen durch die sogenannten Chakren (die sieben Energiezentren des menschlichen Körpers) ins oberste Chakra, dem sogenannten Sahasrara, zu ermöglichen. Zum einen soll der Yogi durch das Aufsteigen der Lebensenergie Erleuchtung erfahren, zum anderen sollen Körper und Geist „geweckt werden“, sodass man sowohl physisch als auch mental über mehr Energie verfügt.

Um das Aufsteigen der „Schlangenkraft“  oder Lebensenergie zu erfahren, werden in der Praxis Asanas, Pranayama, Mudras (Handbewegungen, Handstellungen), Mantras (Silben, einzelne Wörter oder Verse, die wiederholt gesprochen oder gesungen werden) und Visualisierungen (Bilder, die man mithilfe seiner Vorstellungskraft erzeugt) angewandt. Viele Übungen zeichnen sich auch durch eine Kombination dieser Elemente aus.

Im Gegensatz zum Hatha-Yoga handelt es sich beim Kundalini also typischerweise um dynamische Bewegungsabläufe. Jedoch können das auch kleinere Bewegungen sein, die nur von den Händen (oder Fingern), Armen oder dem Oberkörper ausgeführt werden, während der Yogi mit dem Unterkörper in der einfachen Sitzhaltung (Schneidersitz) verharrt. Zusätzlich werden die Übungen häufig mit Feueratem (schnelle Bauchatmung, Ein- und Ausströmen durch die Nase) unterstützt, der dabei helfen soll, die Lebensenergie aufsteigen zu lassen. Ein letzter Unterschied besteht darin, dass die Übungen über einen längeren Zeitraum (bis zu 11 Minuten!) gehalten werden als beim Hatha.

Zwei unterschiedliche Ansätze

Es gibt viele Yogis, die entweder das Hatha- oder das Kundalini-Yoga bevorzugen. Ein paar wenige machen beides. Im Allgemeinen sagt man, dass sich Hatha-Yoga eher für Leute eignet, die viel Stress haben oder zu innerer Unruhe neigen und innere Ausgeglichenheit suchen. Kundalini-Yogis suchen in der Regel, die mentale und physische Energie bzw. den Energiefluss im Körper zu steigern oder gar zur Erleuchtung zu gelangen. Sie erhoffen sich davon, insgesamt leistungsfähiger und belastbarer zu werden oder Heilungsprozesse im Körper zu beschleunigen. Ob man eher dem Hatha- oder dem Kundalini-Yoga zugetan ist, muss allerdings jeder für sich selbst herausfinden.

Foto: Thinkstockphotos, iStock, 160621563, Jacob Wackerhausen

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