Gott ist tot – Das Remake

Die Neurologen forschen fleißig, doch weder von Seele noch von Gott irgendeine Spur – so Metzinger. Mit leichter Verzögerung wird die Gesellschaft das verstehen und in ein Sinnes-Vakuum eintreten. Die Frage ist, was setzt die Neuroethik an die freigewordene Stelle? Kann Sie dem Menschen dabei helfen, die neu gewonnenen Freiräume erfinderisch und mit Abenteuergeist zu füllen oder kippt die Welt in den Fundamentalismus frei nach dem Motto „Jetzt erst recht!“?
Nun ist die Filmrolle mit dem „Ende der Religion“ ja nicht mehr ganz taufrisch. Wir hatten da doch schon einmal vor einem Jahrhundert einen Herrn mit Schnauzbart, der den Tod Gottes proklamierte und vom Übermenschen schrieb, der sich im schlagartig eisig gewordenen gottlosen Universum wohl fühlen würde wie ein Fisch im Wasser. Nietzsche benötigte keine bildgebenden Verfahren für seinen Schwanengesang, einfaches Nachdenken und die letzte Konsequenz aus der Aufklärung reichten völlig.
Interessant ist, was dieses Aufrütteln des moralischen Fundaments der westlichen Welt bewirkte. Nichts. Absolut nichts. Und ebenso wird es dem Remake ergehen. Denn mal ehrlich: es gab zwar einen Friedrich II, der Menschen vor und nach dem Tod wog und keinen Gewichtsunterschied feststellte und daraus schloss, es gäbe keine Seele. Aber ganz so naiv haben wir uns das ja auch nicht vorgestellt. Wie auch immer es ist: Meiner Ansicht nach fällt das große Vakuum in der Zukunft aus.
Trotzdem finde ich Metzingers Artikel mitreißend und anregend. Er ist mutig genug, darüber zu schreiben, wie wir die gewonnenen Freiräume nutzen werden und dies sollte uns faszinieren, egal wie wir das mit Gott so sehen.
Denn es stimmt: mit dem Menschen kam die große Möglichkeit der Subjektivität und des bewussten Erlebens in die Welt und damit sind wir etwas Besonderes im Universum, denn wo gab es vorher Freude und Glück zwischen den Elementarteilchen? Wir haben gerade zögerlich begonnen, unsere Innenwelt zu erforschen und zu erweitern. Metzinger zeigt uns, dass wir nur einen Hauch der möglichen Bewusstseinszustände und Möglichkeiten des Erlebens wahrgenommen haben. Wie auch immer wir den „Geist“ erhalten haben, vor uns liegt eine noch zu erschaffende Welt an Möglichkeiten, ob durch Mentaltraining oder Technik sogar noch erweiterbar. Das Abenteuer unseres Bewusstseins beginnt erst und wir können es erleben, egal ob wir uns vom „Gott ist tot“-Remake beeindrucken lassen oder nicht.

4 Meinungen

  1. Da sagte Nietzsche: „Gott ist tot!“ Aber kann etwas tot sein was nie gelebt hat? Sanskrit: Sarva antha = „Alles ist in uns“Der Mensch ist die Verkörperung dieses selbstbewussten Universums, dass einen Gott nur als Vorstellung dessen benötigt, was es zu werden vermag. Kein Gott erschuf den Menschen nach seinem Ebenbild, ganz im Gegenteil, der Mensch erschafft sich seine Götter als Vision seiner selbst.Das Universum, der Mensch, Gott und der ganze Rest: – Herr O. erklärt die Welt [………..]Also in laienkreisen alles gar nicht so neu, oder?Und das Gewicht der Seele soll 21 Gramm betragen, mindestensß1

  2. Ja, die Aufgeklärten…Wenn Sie nur nicht so langweilig und so dumm wären. Der mit Abstand interessanteste Gegenwartsphilosoph ist Papst Benedikt XVI und seine Enzyklika „Deus Caritas est“, da ist nämlich noch eine zweite Sache drin, die die Metzingers der deutschen Vernunftmaschinerie nicht finden und messen können: die Liebe.

  3. Hallo ihr beiden;ohhhh – ich bin ein Aufgeklärter. Und je mehr ich weiß, desto weniger weiß ich auf der anderen Seite. Ich bin römisch-katholisch getauft etc.; als junger Erwachsener bin ich aus der Kirche ausgetreten und war überzeugter Atheist – auch bzw. im Besonderen durch mein natur- und ingenieurwissenschaftliches Erststudium. Ich wollte keinen Gott. Wie durfte ein Gott existieren bei so viel Ungerechtigkeit auf der Erde.Schon mit Mitte 20 behauptete ich alles vom Leben zu kennen – und doch wusste ich nichts. Nun, ich habe die Geburt meiner Söhne erlebt – ich habe meine Frau wahrhaft geliebt und liebe sie immer noch. Und doch weiß ich, dass unsere Wege sich trennen werden – ich lebe die Patchworkfamilie des Jahres 2020 heute schon.Und Gott – heute bin ich Agnostiker und denke eher wie Frau Chefarzt.Sanskrit: Sarva antha = „Alles ist in uns“Ich habe zwei wunderschöne Bilder mit buddhistischen Motiven in meiner Wohnung.It is your mind that creates the world.undTrue love is born from understanding.Und ich weiß, dass irgendwann die Zeit für die Liebe wieder kommen wird – schließlich ist sie mehr als biologisch-chemischer Prozess. Sie ist die schönste Win-Win-Strategie zwischen Frau und Mann. Und ich kenne eine sehr interessante Studentin – und für sie war ich bereit, mich über meinen logisch-analytischen Verstand hinweg zu setzen. Denn eigentlich durfte es nicht sein.

  4. Unser unendlicher Schöpfer.Nennen wir Ihn Gott oder Allah? Spielt es überhaupt eine Rolle?Im Folgenden möchte ich das System Mensch-Gott ein wenig anders darstellen. Anmaßung von Wissen stellt es allemal dar, weil wir nicht wissen können, was Metaphysik ist. Wir können es nur ahnen. Ob es eine Gotteslästerung ist, soll der Leser nach der Lektüre selbst entscheiden. Nur soviel dazu vorweggenommen: wenn das hier Gotteslästerung ist, dann muss dieses Wort für alle Religionen neu erfunden werden, weil das, was innerhalb dieser praktiziert wird, Gotteslästerung (Hybris) hoch drei wäre.Wir fangen mit ein paar Fragen an, die große Rätsel aufwerfen könnten:Was sind wir? Sind wir unser Körper, unserer Verstand oder das, was wir wahrnehmen? Wahrscheinlich sind wir alles das zusammen. Jetzt subtrahieren wir mal Empfindungen, Wahrnehmungen, Gedanken und Körper. Was bleibt übrig. Nichts? Nein, es bleibt etwas übrig und das was übrig bleibt, existiert unabhängig von unserer Gestalt, unseren Gedanken, Wahrnehmungen und Empfindungen. Ouspensky nennt dies den kausalen Körper, den Herren oder den „göttlichen Körper“:„ [Er] gibt dem Menschen Unsterblichkeit, und alle Religionen bemühen sich den Weg dahin zu zeigen. Es gibt sehr viele Wege, manche sind kürzer, manche länger, manche schwerer und manche leichter, aber alle ohne Ausnahme führen oder trachten in einer Richtung zu führen, nämlich zur Unsterblichkeit.“ (Ouspensky, S. 63)Der kausale Körper oder anders, der Teil Gottes in uns, existiert nicht weil uns Gott lieb hat oder wir gute Christen resp. Moslems etc. sind. Er existiert notwendigerweise, weil wir ein Teil einer Gesamtheit sind. Versuchen Sie dazu zu begreifen, was Alles ist. Alles was passiert, alles was existiert und das intertemporal, also auch in der Vergangenheit und der Zukunft. Jetzt nehmen wir zu dieser Menge noch alles das, was sein könnte und alles das was gedacht wird (Spekulationen, Phantasien und Träume). Da Ihre und meine Vorstellungskraft nicht ausreichen kann um all das in seiner Gesamtheit zu erfassen, machen wir hier Pause mit der Vorstellung von Allem und sagen: „alles das, was ich mir vorstellen kann und dasjenige, was dieses nicht umschließt, zusammen, ist Alles“. Vorgestellt? Das könnte Gott sein. Sie haben es erfasst!In der menschlichen Gestalt sind wir (notwendigerweise) ein Teil dieser Gesamtheit. Unser Verstand (nach Ouspensky der „astrale Körper“) erlaubt es, uns so etwas vorzustellen. Unser Verstand verbietet uns jedoch zugleich, die Grenzen unserer Individualität zu sprengen und uns die Gesamtheit der wir angehören, vor Augen zu führen. Die Gesamtheit entwickelt sich jedoch durch uns und zwar durch unsere Aktionen, Reaktionen und Vorstellungen. Die Gesamtheit erfährt dadurch eine Komplexitätssteigerung, eine Vielfalterhöhung oder Evolution. Kausale Körper existieren nicht als Individuen, sie existieren in ihrer Gesamtheit. Wissen aus Erfahrungen anderer ist in dieser Gesamtheit transferierbar und brauchbar. Vom Körper und der Individualität dessen befreit, existieren wir in dieser Gesamtheit. Was ist die logische Konsequenz dessen? Durch eigener Evolution, Lernen und Handeln entwickeln wir uns selbst und damit auch die Gesamtheit. Jeder Gedanke ist wichtig. Jede Auseinandersetzung mit Situationen, Menschen und Konstellationen ist wichtig. Niemand ist auserwählt, niemand ist näher oder weiter weg von Gott. Niemand kann sich anmaßen, normative Handlungsempfehlungen auszusprechen oder Gutes und Böses zu definieren.In diesem Zusammenhang noch einige Axiome:• Es gibt keine Zeit• Jeder Gedanke existiert indem man ihn denkt• Wirklichkeit ist das, was jeder darunter versteht• Objektives Bewusstsein ist das Bewusstsein der Gesamtmenge.Menschen versuchen seit je her Erklärungen für die metaphysische Dimension zu finden. Einige haben Theorien über Planeten und Götter entworfen. Andere Gott als Vater und seinen Sohn als Menschen geehrt. Andere ein Paradies und eine Hölle konstruiert. Andere Strafe und Lob verwendet. Wieder andere ein Reinkarnationsmodell entworfen. Hierzu haben wiederum andere rechnerisch „bewiesen“ dass dieses nicht funktionieren kann, es sei denn, ein Kausalkörper hat mehrere physische Körper. Menschen zerbrechen ihren Kopf darüber und haben alles in Allem nur eins: Angst vor ihrem Tod, vor dem Verlust ihres kleinen Eigentums. Dass sie Teilhaber des großen Eigentums sind, ist ihnen offensichtlich vollkommen unklar. Georg Ivanovitch Gurdjieff (1877-1949) wollte allen seinen Zeitgenossen „sowohl theoretisch als auch praktisch die Absurdität der ihnen allen eigenen Idee über die angebliche Existenz einer gewissen ‚anderen Welt’ mit dem so schönen und viel gepriesenen ‚Paradies’ und der so entsetzlichen ‚Hölle’ […] unbedingt […] beweisen und zur selben Zeit theoretisch darzutun und es später unbedingt praktisch zu erreichen, dass auch jedes ‚volle Opfer’ der heutigen Erziehung mit schaudern verstehe und wisse, dass ‚Hölle’ und ‚Paradies’ tatsächlich existieren, jedoch nicht irgendwo in der anderen Welt, sondern zusammen mit i[I]hnen auf dieser Erde.“ (Gurdjieff All und Alles, S. 1322). Er hat es erreicht, leider nicht in vollem Umfang. Schön wäre es, dann könnten wir endlich damit anfangen, mit dem angehäuften Kirchenvermögen und den jährlich verausgabten Geldern für Kriege, Wohlstand für Alle Menschen zu erreichen und dadurch der Gesamtheit eine höhere Anzahl evolutiver Prozesse durch sorgenfreies Leben bereitzustellen.Aber nein, nein, gehen Sie morgen (Sonntag den 21.01.2007) zur Kirche, lassen Sie die Gewissheit über sich ergehen, dass das, was Sie dort tun und hören richtig ist und alles andere falsch, seien Sie Christen und keine Moslems oder Buddhisten, sagen Sie „ja“ zu Merkel, die „ja“ zu Busch in Ihrem Namen sagen wird und damit „nein“ zu allen anderen und darüber bestimmt, wer morgen leben wird und wer nicht.Kein Gericht, keine Gerechtigkeit: es gibt nur Rückschritt und Fortschritt. Ob die Welt untergeht oder blühen wird, spielt keine Rolle. Hauptsache man hat Recht. Recht und Ordnung. Abends ein Süppchen und morgens ein Brötchen. Einen guten Job, Achtung der Anderen und Ahnung vom Menschlichen. Willkommen!

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