Go get me a piece of China!

Es vergeht eigentlich kein Tag, an dem nicht ein Makler bei uns anruft mit der Frage "Ist Ihre Wohnung noch zu verkaufen?" Die Visitenkarten-Orgien der Netzwerker von OpenBC in Shanghai werden von 25jährigen Maklerinnen beherrscht, die mit Stahllächeln auf Kundenfang gehen. Ein Bekannter, Siemens-Manager in Shanghai, hat gleich nach seiner Rückkehr aus Deutschland vor drei Jahren zugeschlagen und ein Apartment im neuen Finanzviertel Pudong gekauft. "Heute könnte ich mir das nicht mehr leisten", sagt er.

Seit Jahren versucht die chinesische Regierung, den unbändigen Immobilienmarkt mit seinem Wildwuchs vor allem in Shanghai zu dämpfen. Die Käufer und Investoren kratzt das allerdings kaum. PricewaterhouseCoopers und ULI haben jetzt Fakten zur chinesischen Bau-Phorie zusammengetragen. Fazit der Studie "Emerging Trends in Real Estate® Asia Pacific 2007": 

“While the money is flowing to many countries, interviewees single out China—the growth engine of the Asia Pacific—as the favored investment destination,” Emerging Trends says. “People say…‘Go get me a piece of China, I’m not interested in the details, just get me a piece.’”

Allein in diesem Jahr sind in Shanghai nach Angaben der Studie mindestens sieben Megadeals mit einem Volumen von durchschnittlich 500 Millionen US-$ abgeschlossen worden. Aber nicht nur institutionelle Anleger sind im Kaufrausch. Wer schon eine Wohnung hat, bei dem geht der Trend zur Zweitwohnung oder zum Upgraden auf ein größeres Quartier. Aus der Provinz steht ein Heer an kaufwilligen und liquiden Mittelschichtkunden bereit, die sich selbst von hohen Preisen nicht abschrecken lassen, um einen Fuss in den Shanghaier Markt zu bekommen.

Am liebsten Handel und Hotels 

Nicht, dass es keine Risiken gäbe. Die Infrastruktur ist überlastet, leerstehende Büros und Geschäfte gibt es selbst in Toplagen, und die Immobilienblase bläht sich. 

 "Retail is the number-one buy sector…" 

Gekauft wird trotzdem, gekauft wird alles. Besonders hoch ist die Nachfrage bei kommerziellen Projekten. 70 Prozent der Befragten sehen die besten Aussichten bei Einzelhandelsimmobilien, nicht nur in Shanghai selbst, sondern vor allem auch in den Satellitenstädten und Schlaforten. 64 Prozent der Befragten favourisieren Investments in Hotelanlagen in Shanghai, 62 Prozent gehen in die Industrie. Vor allem Logistik-Immobilien werden nachgefragt, da Shanghai sich mit seinem neuen Tiefseehafen in den kommenden Jahren als wichtigstes Handelsdrehkreuz in Asien positionieren will.  Immerhin noch 59 Prozent sehen bei Büroimmobilien Chancen trotz hoher Kapazitäten. Eine Sättigung sehen Immobilienprofis offensichtlich bei Wohnimmobilien, nur 32 Prozent rieten zum Einstieg.

Chinas Cote d'Azur 

Immobilienmakler gibt es wie Sand am Meer. Beherrscht wird der Markt jedoch von einigen wenigen chinesischen und ausländischen Immobilienentwicklern, die mit ihren Prestigeprojekten unter klangvollen Namen wie "Cote d'Azur", "Hope Town", "Celebrity Village" Schlagzeilen machen. Die zehn bekanntesten Immobilienfirmen in China haben im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 472 Mio US-$ erzielt mit einem durchschnittlichen Betriebsergebnis von rund 21,2%.Das stellte eine Studiengruppe der Qinghua Universität und des Wirtschaftsforschungsinstituts beim Staatsrat fest.

China Overseas Land & Investment Ltd. ist der bekannteste Markenname unter den chinesischen Immobilienfirmen. Unter den ausländischen Firmen führt New World China Land Limited. Die Hälfte der zehn bekanntesten Firmen sind börsennotiert, so ging Yanlord Land beispielswiese im Juni diesen Jahres an die Singapurer Börse.

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