Glamour für Poppenbüttel: Ab heute schicker shoppen im AEZ

Okay, acht Uhr habe ich nicht geschafft, aber um 9.15 Uhr war noch immer kein Verkehrschaos auf den kleinen Straßen rund um den hochmodernen Shoppingtempel entstanden. Vor der Tür prägten vor allem die Gesichter übermüdeter Handwerker den ersten Eindruck. Sicher hatten einige von ihnen die Nacht durchgearbeitet, um allerletzte Optimierungen vorzunehmen. Letzte Pinselstriche hier, kollabierte Beleuchtungsanlagen dort – man kann sich das Chaos, den Druck für den perfekten Auftritt vorstellen. 240 Geschäfte vereint das AEZ nun unter seinem Dach. Mit den hinzugekommenen 17.000 Quadrametern erstreckt es sich jetzt auf 59.000 Quadratmetern. Für alle Prosteste gegen den Bau gab es einen Kompromiss und 700 neu geschaffene Arbeitsplätze tun Hamburg definitiv gut.

Hinter den gläsernen Eingangstüren entlockt die dreißgeschossige neue Passage mir ein kleinen Pfiff: „Wow!“. Hohes Kuppeldach, stylishe Ladenfassaden, ein Café im Lounge-Look mit viel dunklem Holz. Alles licht und großzügig. Sehr schön.

Unter den 80 frisch eingezogenen Geschäften sind Nobel-Labels (wie Lagerfeld), aber auch mittelpreisige (z. B. More & More) und Cheap & Chic-Geschäfte (Zara). Viele der langjährigen AEZler nutzten die Chance zum Vergrößern und/oder Verschönern (H&M, Gant, Peek & Cloppenburg). Vor allem sind es wieder die Ketten, die sich nun auch hier ein Standbein hinstellen: Benetton, Appelrath & Cüpper, C&A etc. Was ich nicht verstehe: Wozu braucht es noch einen Gant- oder einen Esprit-Shop, wenn drei Meter weiter auch P&C diese Marken anbietet?

Mir ebenfalls unverständlich: Früher gab es zwei Douglas-Filialen im AEZ, dann machte eine dicht. Nun kommt wieder eine dazu, allerdings mit dem Namenszusatz „Select“, was, so verstehe ich es, die Filiale für die Kundin ist, die kalt lächelnd hundert Euro für 30 ml Creme zahlt und nicht für mich, die mit latent schlechtem Gewissen die 25 Euro für den Lieblingsmascara aus dem Portemonnaie fingert. Ob das funktioniert?

Tja, weitere Bilder: Die Vier-Mann-Kappelle in blassgelben Fräcken, die im Kreis um eine Chart-Songs trällernde Mitvierzigerin in Alltagsklamotte herumlatscht, wirkt piefig, der später allein auf einer Bühne musizierende Gitarrist tut mir nur Leid. Alle Verkäuferinnen sind stark geschminkt und bieten eifrigst Dienst am Kunden an; einige rufen den Vorbeiflanierenden sogar aus dem Laden ein „Hallo!“ zu. Nur Sport Sperk hat zwar seinen Laden gepimpt, das Personal steht aber wie gehabt in Grüppchen und diskutiert unbeeindruckt Privates. Dass C&A fettere blaue Luftballons verteilt als P&C finde ich irgendwie cool, die langen Schlangen am Gratis-Sekt-Stand weniger. Mein persönliches Highlight: Es gibt eine Starbucks-Filiale! Der neue Penny-Markt, obwohl neben dem teurem MiniMal und Edeka von vielen sehnsüchtig erwartet, erinnert mich an die Sesamstraße: Eins von den Dingen passt nicht zu den anderen.

Nach 51 Minuten (mit der Parkkarte gestoppt) verlasse ich das Einkaufsmekka. Inzwischen staut es sich doch auf dem Parkdeck. Zuletzt wurde die Fashion-Victim-Dichte merklich höher, an jedem Finger Tüten schleppt aber noch keine. Allerdings scheint jede bei Zara fündig geworden zu sein. Wie war noch der Werbeslogan zur Neueröffnung: „Shoppen Sie nur noch de luxe“.

Mehr Infos zum gesamten Festprogramm findet Ihr unter www.alstertal-einkaufszentrum.de. Und am 1.10. wäre am verkaufsoffenen Sonntag Gelegenheit von 12 bis 17 Uhr in Ruhe alles zu checken.

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