Germany Revisited (2): Die Woge als Erinnerung an die Flut 2002

Einer meiner Spaziergänge, den ich am Tag nach meiner Ankunft an der Elbe beginne, zeigt mir ein relativ neues Kunstwerk (2006), in einer Sandsteinbucht der Augustusbrücke. Die Landeshauptstadt Dresden fragte 2005 Künstler nach Vorschlägen für ein Kunstwerk, mit dem an die Flut vom Sommer 2002 erinnert werden könnte. Der Dresdner Künstler Tobias Stengl gewann den Wettbewerb mit seiner Plastik Die Woge, die von Hokusais Holzschnitt inspiriert wurde.

Die Woge wurde in eine Bucht der Augustusbrücke hineingepasst. Der Sandstein der Brücke und das Metall des Kunstwerks verbinden sich zu einer im wahrsten Sinne des Wortes bewegenden Erinnerung an die Hochwasserkatastrophe vor nunmehr fünf Jahren. Die Woge ist aufgeschnitten, mehrere Metallplatten aneinandergereiht sind deutlich erkennbar. Der weisse Schaum und die dunklen Wassermassen können auf den Betrachter bedrohlich wie bei einem Tsunami wirken. Es ist schwer vorstellbar, wie beängstigend, gewaltig und bedrohlich die jetzt in ihrem Flußbett ruhende Elbe gewesen ist. Im Sommer 2002 half ganz Deutschland den Bürgern Dresdens, die selbst unermüdlich Sandsäcke schleppten und Gemälde aus der Gemäldegalerie retteten. Die Woge war von der Stadt nicht nur als Erinnerung an das Hochwasser gedacht, sondern auch als Dankeschön an alle Helfer, national wie international.

In einer Pressemitteilung der Stadt Dresden wird darauf hingewiesen, dass sich die Woge in unmittelbarer Nähe bedeutender Sammlungen befindet, also der Gemäldegalerie und des Grünen Gewölbes um nur die berühmtesten zu nennen. Wie schnell diese Schätze in Gefahr sein können, zeigen noch heute Postkarten mit Fotos vom überschwemmten Theaterplatz, mit der Semperoper, die ebenfalls unter Wasser stand, mit schlammig braunen Wassermassen, die alles überschwemmten. Durch Zufall befinde ich mich am Jahrestag des Hochwassers in Dresden und entdecke diese Plastik. Wenn man die Gründe für ihre Erschaffung nicht kennt, könnte sie auch als Hommage an den Fluß verstanden werden. Die Elbe bestimmt das Stadtbild, die Woge passt hinein.

Plastik: Tobias Stengl: Die Woge, nach einem Holzschnitt von K. Hokusai, 2006

Pressemitteilung vom 28.11.2006:

http://dresden.de/de/02/02/01/2005/06/c_100.php?PHPSESSID=h9o6ipjim525667d3ebt6hmhr1&print&PHPSESSID=h9o6ipjim525667d3ebt6hmhr1

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