Eine lukullische Hotelreise durch die Pfalz

Bereits kurz nach der Autobahnausfahrt entdecke ich am Horizont die facettenreichen Weinbergshänge der nördlichen Weinstraße gehüllt in ein grün-sattes Rebkleid.

Dünne Federwolken kündigen eine Warmfront mit Regen an. Mein erster Teil einer kulinarischen Hotelreise entlang der Deutschen Weinstraße beginnt im Norden.

Hier wurde 1995 das nördliche Pendant zum südlichen Weintor in Rechtenbach-Schweigen, an der Grenze zum Elsaß, gebaut. Es markiert den Beginn einer 85 Kilometer langen, faszinierenden und spannenden Reise entlang der Deutschen Weinstraße.

Laumersheim – Weintalente und französischer Charme

Kurz nach der Durchfahrt des Weintors in Bockenheim verlasse ich bei Grünstadt die Weinstraße und steuere mein erstes Ziel an. Der Weinort Laumersheim, mit 890 Einwohnern, sieht auf den ersten Blick ruhig und bescheiden aus.  Jedoch sorgen drei Weingüter der Spitzenklasse dafür, dass Laumersheim im Focus der internationalen Weinwelt steht. Die Weingüter Gebrüder Knipser, Philipp Kuhn und Mario Zelt haben es international zu höchsten Auszeichnungen gebracht. Die erste Weinprobe des noch jungen Tages artet bereits in einer Faszination aus. Die noch recht jungen Talente der VDP – Phlipp Kuhn wie auch Mario Zelt – führen mit viel Charme und Freude durch ihr Repertoire an Weinen. Feine, elegante und nicht so fette Rieslingen, köstliche Sauvignons aber auch mineralisch-fruchtige Grauburgunder sind die besonderen Spezialitäten dieser Weinregion.

Großkarlbach – Ein Stück Toskana

Das erste Hotel- und Restaurantereignis meiner Hotelreise ist zweifelsohne „Wolfgang H.Meurer“ in Großkarlbach. In direkter Nachbarschaft bester Weinlagen gelegen, die überaus authentische Servicefreundlichkeit lässt auf angenehme Weise erkennen, dass sich der Gast hier willkommen und im Mittelpunkt fühlen darf. Die glaubwürdige Philosophie des Inhabers nimmt mich gefangen und lässt mich gleichzeitig bereits bei der Ankunft entspannen. Hier zelebriert der Inhaber ein toskanisches Gartenhaus, eine kleine und feine Hotellerie mit einem toskanischen Badehaus mit Wellness & Spa.

Das Gartenhaus inmitten einer opulent gestalteter Parklandschaft bietet eine herrliche Terasse, welche einlädt zum kulinarischem Genuss in der Abendsonne. Gern nehme ich den Vorschlag des Maitre an und bestelle ein Entrecote frisch vom Grill. Bereits kurz nach der Bestellung wird der Grill mit einem schön saftigen Stück Fleisch belegt. Der zart-würzige Grillduft lässt vorab erahnen, dass hier mit besonderer Liebe gegrillt wird. Entrecote gehört zur Königsklasse des Rindfleisches und sollte auch als solches zubereitet und serviert werden. Und in der Tat: Mich überzeugt ein ca. 400 Gramm zartes,  sattrosanes Entrecote mit einer feinwürzigen Kruste. 
Die klein gehaltene Weinkarte bietet wenig Auswahl, dafür aber hohe Qualität. Zum Entrecote… natürlich ein Merlot aus der Südpfalz. Die schweren, roten, Lehmböden der Südpfalz sind die natürlichen Vorraussetzungen für ausgezeichnete Merlotweine vom Weingut Bergdolt aus Duttweiler. Der Jahrgang 2009 ist von weicher, fast opulenter Beschaffenheit, der durch seine reifen Tannine durch vielfältige Aromen wie Pflaume, Schokolade und Veilchen den Gaumen und auch Nase bereichert. 

Beim Hotel „Wolfgang H. Meurer“ faszinieren nicht nur die unterschiedlich und liebevoll gestalteten Gästezimmern im Haupthaus, sondern insbesondere das etwas abseits gelegene Winzercottage mit zwei romantischen Apartments und einem ruhigen, etwas verträumten Innenhof, welcher an Ruhe und Geborgenheit der britischen Inseln erinnert. Hier vereinen sich Großzügigkeit und Liebe zum Detail. Anmutige Materialien, Elemente und Farben im Kolonialstyle hüllen jedes Zimmer und jedes Apartment in einen ganz persönlichen, eigenen Charme.

Am Morgen weckt der Haus-Hahn in den neuen Tag. Laut einer alten Weisheit ist der Hahn das Sinnbild für die Fruchtbarkeit in der Landwirtschaft. Zudem soll er böse Geister verscheuchen. Und in der Tat, weder eine Wolke trübt den blauen Himmel noch der Wein des gestrigen Abends meine Sinne.

Freinsheim – Romantische Mauern des Mittelalters

Nach einem ausgiebigen Frühstück auf der schattigen Terrasse ist das nächste Ziel, das „Rothenburg der Pfalz“ – Freinsheim. Es lohnt sich unbedingt bereits am Ortseingang das Auto zu parken und genussvoll entlang der mittelalterlichen Ringmauer aus dem 15. Jahrhundert zu schlendern. Diese gehört zweifelsohne zu den schönsten, wie auch vollständigsten Stadtbefestigungsanlagen in Europa. Romantische Blicke auf diverse Türme und Tore, verträumte Gassen und Plätze, kleine Lädchen und Weinstuben nehmen gefangen und laden ein zum Verweilen. 

Nach so viel Romantik des Mittelalters lassen wir uns inspirieren von Rezepten aus der Sterneküche Dieter Luthers. Es heisst er schafft wahre Wunderwerke für den Gaumen. Und tatsächlich: Dieter Luther setzt insbesondere durch seine jahreszeitorientierten Kompositionen aus marktfrischen Produkten und einer aussergewöhnlichen Weinkarte Akzente der besonderen Art. Sein Spiel mit Aromen und leichter Küche ist über die Grenzen der mittelalterlichen Ringmauer bekannt. Nach einem sehr informativen Blick in die faszinierende Speise- und Weinkarte lassen wir uns vom Vorschlag der überaus freundlichen Gastgeberin überzeugen. Das Menue beginnend mit Carpaccio vom Seeteufel an roter Paprikamousse, einem Rehrücken mit einer gelungenen Variation an sautierten Pilzen und gefüllten Sellerie-Crépes sowie die Bitterschokolade mit Gartenbeeren zum Dessert ist eine wahre Verführung. Bereichert wurde jeder Gang mit einer besonderen Weinauswahl von den VDP-Weingütern der Region. Und weil es so besonders war, …zum Abschluss nochmal ein Dessert: Ein warmes Zwetschgentörtchen soll es sein.

Das kleine aber feine Hotel „Luher“, welches durch die gelungene Synthese von individuellem Flair moderner, heller Einrichtung inmitten einer gesichtsträchtiger Kulisse besticht, lässt manche Gedanken und Phantasien Ruhe und Geborgenheit austräumen.

Forst – Malerischer Ortskern und sonnenverwöhnter Riesling

Das mittägliche Ränkespiel von Schäfchenwolken und der Nachmittagssonne zeichnet bizarre Erscheinungen in das Rebenmeer entlang der weltbekannten Weinlagen von Wachenheim und Forst. Das besonders milde Klima ist hier ebenso bekannt wie die Rieslinge aus den Lagen „Ungeheuer, Jesuitengarten, Kirchenstück, Musenhang“. Der malerische alte Ortskern von Forst mit seinen lauschigen Gassen, den prächtigen Fachwerkhäusern, gesäumt von Reben- und Efeuranken und einem ehrwürdig anmutende Kopfsteinpflaster lädt zum Verweilen ein. Auf der herrlich blühenden Gartenterrasse des Weinguts Spindler ist nicht nur der Kaffee und der hausgemachte Rotweinkuchen ein Ereignis… auch der hochdotierte Cuvée-Sekt „Henri Brut“ ein besonderer Genuss.

Deidesheim – eine kulinarische Vielfalt mit Geschichte

Auf Forst folgt ein kulinarisches Spektakulum. Berühmt ist Deidesheim durch zahlreiche Staatsbesuche in der Regierungszeit von Helmut Kohl. Viele Größen aus Politik und Wirtschaft haben im „Deidesheimer Hof“ den vorzüglichen Saumagen in allen Variationen genossen. Seither ist Deidesheim wahrhaft aufgeblüht. Köche mit Ambitionen zum Sternenhimmel, Weine mit vorzüglicher Güte und weltbekanntem Renomee, wunderschön-herrliche Hoteloasen laden zum längeren Aufenhalt ein.

Mein Tipp: Hotel Ketschauer-Hof mit seinem Restaurant der Spitzenklasse „Freundstück“. Im Hotel ein Mitglied der „Leading Hotels of the world“ lässt sich angenehm und erholsam „residieren“. Das Herrenhaus verzaubert durch den Flair von vergangenen Zeiten, stilvoll und luxuriös verpackt in eine unverwechselbare Kreation aus zeitlicher Moderne und klassischer Eleganz.

Das eher puristisch wirkende Restaurant Freundstück ist der Höhepunkt eines besonderen Abends. Es ist nicht nur ein Erlebnis für Augen und Gaumen auch für die Nase. Der Küchenchef Jens Fischer verführt mit inspirierenden Aromen aus aller Welt und ergänzt seine Kreationen mit modernem und präzisen Stil.
 Die Atmosphäre des Ortes wirkt besinnlich und inspirierend zugleich. Insbesondere das Restaurant überrascht mit seiner wirkenden und dennoch detailverliebten Eleganz. Besonders empfehlen kann ich als Vorspeise Gâteau von der Gänsestopfleber mit Mirabellen und Brioche. Dazu aus der reichhaltigen Weinkarte natürlich die Weine des zum Hotel gehörenden Weingutes „Reichsrat von Buhl“. Der Hauptgang gehört dem zarten „Chateaubriand“ welches am Tisch tranchiert und mit feinen Zutaten bereichert wird. Hierzu ein Rotwein aus dem weltbekannten VDP-Weingut Bassermann-Jordan. Ohne Dessert sollte hier niemand das Restaurant verlassen, denn hier glänzt nochmals die Kunst der Küche.

Beim Frühstück im lauschigen Innenhof vergessen wir Zeit und Raum und jegliche Planung für die nächsten kulinarischen Stationen. Ein Spaziergang durch die malerische Altstadt des Luftkurorts Deidesheim lässt die südländische Lebensfreude spürbar werden. Die engen Fachwerkgassen, der Schlosspark mit seinen zahlreichen mediterranen Pflanzen, die Spitalkirche (erbaut 1494), die Stadtpfarrkirche St. Ulrich (erbaut im 15. Jh.) und das historische Rathaus mit Blick auf den Marktplatz lassen jeglichen Alltag vergessen. Der Nachmittag gehört natürlich den bekannten VDP-Weingütern „Reichsrat von Buhl“, „Dr. von Bassermann-Jordan“ und am Abend das Weingut „von Winning“ mit seinem eleganten Restaurant „Leopold“.

Markant ist im „Leopold“ die elegante Gemütlichkeit gepaart mit modernem Design und einem Hauch von Tradition in Stein. Hier überzeugt das Küchenduo Michael Pauli und Christian Meier mit einer faszinierenden Neuinterpretation altbekannter, fast vergessener, Gerichte. An warmen Tagen ist die Terrasse im Park mit ihren schattigen Bäumen, ein wahrlich romantischer Ort für schöne Stunden der Genüsslichkeit. Als Vorspeise zum Wein aus dem hauseigenem Weingut ist ein leichter Marktsalat der erfrischende Beginn in die kulinarische Leidenschaft. Zur Hauptspeise sollte es gern auch mal ein Fisch sein. Der Seeteufel auf Bombolino-Maultasche und Pesto schmeckt vorzüglich und spielt mit Gaumen und Augen. Das Zitronentart mit Lavendeleis und marinierten Aprikosen vertreibt sicherlich nicht die Lust auf ein weiters Glas Wein oder darf es zum Abschluss auch mal ein besonderer Sekt sein? Mein Favorit: „Dr. Deinhard Weisser Burgunder Brut“.

Gimmeldingen – Inmitten herrlicher Weinbergslandschaften

Nach so viel Deidesheim ist der Abschluss des ersten Teils meiner kulinarischen Hotelreise durch die Pfalz ein kleiner, sonniger Winzerort inmitten von herrlichen Weinbergslandschaften. Hier in einer idyllisch-ruhigen Ortslage von Gimmeldingen befindet sich das wunderschöne Anwesen des VDP-Weinguts Mugler. Im erst kürzlich eröffneten Weinhotel wurde eine besondere Form von Lebensart kreiert. Das liebevoll-romantische Winzerhaus trägt bereits 100 Jahre Geschichte und unverkennbaren Charakter in sich. Mit viel Liebe zu mediterranen Materialien hat das Ehepaar Mugler ein Stück Mallorca an die Weinstraße gezaubert. Sie kombinierten schnörkelose Eleganz und extravagante Klassik mit viel Respekt vor der Vergangenheit. Das Anwesen mit seinen vier großzügigen und hellen Zimmern besticht durch seine heimelige Ausstrahlung und seinen besonderen Charme.

Gleich bei der Ankunft lädt der sehr schön gestaltete Innenhof zum Verweilen bei einem guten Glas „Muglers Vino Secco“ ein. Die romantische Weinstube „Muglers Kutscherhaus“ überzeugt durch eine regional-authentische Küche. Die reichhaltige Speisekarte führt durch gewohntes Terrain internationaler Kochkunst ebenso wie regionale Feinheiten. Zum Abschluss dieser Tour sollen es nun endlich „Pfälzer Spezialitäten“ sein. Die hausgemachte, deftige Komposition aus Saumagen, Bratwurst und Leberknödel ist perfekt inszeniert mit einem fast „weingöttlichen“ Krautsalat. Dazu ist der vielschichtige ja fast schmelzige „Ruppertsberger Linsenbusch – Riesling Kabinett trocken“, des hauseigenen Weingutes, eine gelungene Weinwahl.

Aller Abschied fällt schwer

Der sonnige Innenhof am Morgen im D-Dur zahlreicher Vögel lassen eine traumhafte Reise nochmals Revue passieren. Das üppige Frühstück ist ein besonderer Morgengruß in einer sehr gastfreundlich-harmonischen Atmosphäre von Familie Mugler. Der Duft von frischem Kaffee mischt sich in die Aromen der Weinstraße. Zum Abschluss lohnt insbesondere eine Weinprobe im VDP-Weingut Mugler oder im benachbarten VDP-Weingut Christmann.

Eine Meinung

  1. Sehr schöner Reise-Blog! Da ich selbst aus der Pfalz stamme und die Örtlichkeiten kenne, kann ich dem Beitrag nur zustimmen. Die sehr lesenswerten und schönen Umschreibungen muten an, fast selbst an der Reise teilzunehmen. Weiter so!!Viele Grüße aus der Nordpfalz!

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