Die wichtigsten CDs der Woche – von Annett Louisan bis William Fitzsimmons

Nina Persson – Animal Heart
Eine der faszinierendsten Stimmen des Pop ist zurück! Ausdrucks- und sehnsuchtsvoll, melodienumarmend, seligmachend – so singt Nina Persson, einst die Stimme der schwedischen Popband The Cardigans, später mit A Camp und jetzt solo unterwegs. Wobei sie natürlich unterstützt wird von ihrem Mann Nathan Larson, der ihr auch schon bei A Camp zur Seite stand. Das Resultat: verhalten melancholische Songs, zart, aber nicht zerbrechlich, poppig, aber nicht banal. Übrigens: Nathan Larson ist auch als Krimiautor unterwegs: Im März erscheint in der tollen diaphanes-Reihe Penser Pulp mit „2/14“ sein Romandebüt.
William Fitzsimmons – Lions
Verhuscht, das ist das erst Wort, das mir einfällt, wenn ich William Fitzsimmons, diesen grundsympathischen Songwriter mit dem üppigen Bartwuchs höre. Und dann: angenehm. Wie ein langes warmes Bad an einem einsamen, bummeligen Nachmittag. Ohne Dringlichkeit, aber eben auch ohne nervigen Druck. Das Klavier perlt, die Klampfe klampft, die Stimme wispert. Musik, die man auch bei Damenbesuch spielen kann.

Band of Horses – Acoustic at the Ryman
Wer heutzutage Erfolg haben will, muss im Internet präsent sein? Stimmt nur so halb. Viel wichtiger ist es, dass man es schafft, seine Songs in der richtigen TV-Serie zu platzieren. So wie Band of Horses aus Seattle, die mal so klingen wie The Band, mal wie Neil Young, mal wie die Eagles – selten originell, aber immer angenehm. Das machte ihre Songs perfekt zur Untermalung seichter TV-Shows wie „O.C., California“, „90210“ oder „How I met your Mother“ – und die Band berühmt. Auf ihrem Acoustic-Livealbum findet sich auch der Song „Detlef Schrempf“, der nach dem in den USA sehr erfolgreichen deutschen Basketballer heißt. Hübsche Platte, ein Muss für echte Fans, eine Empfehlung für Einsteiger.

Annett Louisan – Zu viel Information
Irgendwie passt das alles perfekt zusammen: Am Vatentinstag erscheint Annett Louisans neues Album, und kurz zuvor lies sie die Welt daran teilhaben, dass sie wieder neu verliebt ist. Vielleicht liegt es daran, dass sie und ihr Marcus zusammen dran gearbeitet haben, dass viele Songs dieses Albums so zu strahlen scheinen. „Zu viel Information“ ist das 6. Album der 36-Jährigen – und es ist eines ihrer besten. Die Melodien sind einprägsam, die Texte pointiert, die Arrangements zwischen Chanson, Schlager und Countrypop haben Klasse. Viel besserer Pop aus Deutschland ist kaum denkbar.

Sun Kil Moon – Benji
Das muss man erst einmal bringen: einen zehn Minuten langen, sehr stillen Song „I watched the Film The Song remains the same“ zu nennen. Und dann genau darüber zu singen, wie man den Film fand, wie man drauf war, wie man als Jugendlicher so drauf war. Wer „Benji“ richtig hören will, der muss sich auf die Lyrics von Mark Kozelek einlassen. Denn anders als etwa die Musik von William Fitzsimmons funktioniert „Benji“ nicht als angenehmes Hintergrundgeräusch. Hier hat jemand wirklich was zu sagen, über eine Stunde lang sind wir den klugen Gedanken Kozeleks ausgesetzt, wir haben es gern getan. Und werden es wieder und wieder tun. Eigentlich müsste man „Benji“ im Bücher- und nicht im Plattenregal einsortieren, so sparsam sind die Songs arrangiert, so sehr sind sie auf Kozeleks Stimme optimiert.

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