Die soziale Herkunft und die Bildungschancen

Eines ist ja schon bekannt: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind nach der Grundschule ein Gymnasium besucht, ist in Deutschland für Kinder aus bildungsfernen Haushalten gering. Nur 14% der Kinder von Eltern mit Hauptschulabschluss schaffen den Sprung auf das Gymnasium, bei Kindern von Abiturienten liegt die Quote bei 68%. Die gewünschte Durchlässigkeit des Bildungssystems scheitert schon beim Schulwechsel.

Eine neue Studie der Universität Bamberg will nun zeigen, dass auch das vorzeitige 'Aus' auf dem Gymnasium durch soziale Auslese geprägt ist. Verfolge man die Wege der Kinder, die nach der Grundschule auf das Gymnasium wechseln, dann zeige sich, dass innerhalb von 6 Jahren 35% der Kinder aus bildungsfernen Haushalten die Ausbildung abbrechen. Habe mindestens ein Elternteil das Abitur, so liege die Quote bei nur 20%.

„Der starke Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungschancen zeigen sich auch dann, wenn nicht nur der formale Bildungsabschluss, sondern die kulturellen Freizeitaktivitäten der Mutter untersucht werden. Besucht die Mutter mindestens einmal im Monat die Oper, das Theater oder eine Kunstausstellung, hat ihr Kind eine Chance von 59% auf das Gymnasium zu wechseln. Hat sie kein Interesse an diesen Aktivitäten, beträgt die Wahrscheinlichkeit des Wechsels auf das Gymnasium nur 17%."

Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung

8 Meinungen

  1. Die Frage die sich jetzt anschlißt ist doch: Woran liegts? Am „schlechten“ selektiven Bildungssystem oder eher am geringen Interesse/Motivation der Eltern, ihren Kindern eine entsprechende Schulbildung zukommen zu lassen? Ich würde auf letzteres tippen. Die Sozialsation „bildungsnaher Schichten“ verläuft nun mal anders als diejenige „bildungsferner Schichten“. Wer mit 10 Jahren zum ersten mal, gezwungener Maßen in der Schule, ein Buch in der Hand hat das er auch lesen muß, von dem kann man mit 15 kaum erwarten, einen Überblick über die deutsche Literatur zu haben. Da sind die Eltern in der Pflicht, Bildung beginnt und endet schließlich nicht in der Schule. Wenn die Eltern dies aber nicht können oder wollen, leiden darunter die Kinder.

  2. Christoph Berger

    Die Eltern tragen bestimmt einen entscheidenden Beitrag dazu bei und natürlich könnte man jetzt bei ihnen ansetzen. Doch dies wird deren Kindern nichts bringen. Viele Eltern, das ist jetzt nur meine Einschätzung, haben es regelrecht auch nicht gelernt und können es von daher auch nicht, sich mit Themen auseinanderzusetzen, die ihre Kinder weiter nach vorne bringen würden. Da spielt auch Gewohnheit, Faulheit und die eigene Sozialasition mit rein. Dies beginnt schon bei der Betreuung der Hausaufgaben und dem Interesse für Themen, die in der Schule durchgenommen werden.Einige wollen es natürlich auch nicht, denen ist es egal. Und wenn das Fernsehen das einzige Informationsmedium in der Familie ist, und wir wissen alle, dass das Niveau und die Struktur des Programms da schon mal besser war, es keine Tageszeitung und Bücher im Haushalt gibt, die die Kids nutzen könnten, dann ist es auch kein Wunder, dass sie in das ‚Fahrwasser‘ der Eltern geraten. Es müssen Konzepte her, die Kinder und Eltern gleichermaßen motivieren, etwas zu ändern.

  3. „Die Eltern tragen bestimmt einen entscheidenden Beitrag dazu bei […] Es müssen Konzepte her, die Kinder und Eltern gleichermaßen motivieren, etwas zu ändern.“ Ich denke, die Eltern haben den ENTSCHEIDENDEN Einfluss auf ihre Kinder in Sachen Bildung. Entweder interessiert es die Eltern, ob und was ihre Kinder lernen, oder nicht. Entweder kümmern sich die Eltern um eine „bildungsnahe“ Sozialisation ihrer Kinder, oder nicht. Tun sie dies nicht, wird die Aufgabe für Kita und Schule um so schwerer bzw. unlösbar. Daher sollten Konzepte bei den Eltern ansetzen, denn sie sind Vorbilder für ihre Kinder, sie bestimmen über die Zukunft der Kinder und sie setzen die entscheidenden Impulse in der Frühphase der Entwicklung, oder leider auch nicht. Die Kinder sind in diesem Sinne „abhängig“ von den Vor- und Einstellungen ihrer Eltern.

  4. Hätte ich nicht geglaubt, einmal mit Herrn Kulik zu 100 % übereinzustimmen… Klingt komisch, ist aber so.

  5. Ich bin in einem Forum aktiv und durch dieses Forum auf diesen Blogeintrag gestoßen:http://www.shisha-forum.de/blog/?p=3Der ist zwar recht schlecht geschrieben, aber die Idee dahinter könnte durchaus potential haben.Stichwort: Gruppendynamik. Von so einer Idee habe ich bisher noch nie gehört, sie klingt aber sehr plausibel.

  6. @netty: Wer sich wirklich die Mühe machen will, den genannten Blogeintrag zu lesen, kann sich getrost auf den letzten Absatz beschränken. Stilistisch, sprachlich und auch ansonsten ist der Beitrag tatsächlich eine Katastrophe.Im Kern schlägt der Autor vor, alle Hauptschulen aufzulösen und deren Klientel im Verhältnis 1 Hauptschüler auf 5 Gymnasiasten auf die Gymnasien zu verteilen. Eine Gymnasiumsklasse kann so also 4 – 5 Hauptschüler „integrieren“. Was der Autor vergisst, ist, dass es mehr Hauptschüler als Gymnasiasten gibt. Für das angestrebte Mischungsverhältnis sind weder genügend Gymnasiasten, noch genügend Klassen, noch überhaupt genügend Gymnasien da. Weiterhin wird die Frage, was denn dann mit Real- und Gesamtschule passieren soll, völlig unbetrachtet gelassen.Fazit: Wirres Zeug!

  7. Aber der Ansatz, integrierte Schulmodelle zu schaffen, ist ja in allen bildungspolitischen Debatten vertreten, mit Hinweis auf Skandinavien und die positiven Erfahrungen die dort damit gemacht wurden. In soweit ist der Ansatz wohl eine Überlegung wert, die beschriebene Umsetzung dagegen wohl kaum.

  8. @ Martin Kulik:“Wer mit 10 Jahren zum ersten mal, gezwungener Maßen in der Schule, ein Buch in der Hand hat das er auch lesen muß, von dem kann man mit 15 kaum erwarten, einen Überblick über die deutsche Literatur zu haben.“Deswegen meinte ich, es müssen Konzepte für Kinder und Eltern her. Denn wie sollen Kinder von Eltern lernen, die selbst nie gelernt haben?

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