Die Neue Sachlichkeit in der Architektur

Dabei ist die Neue Sachlichkeit keine indigen architektonische Vokabel. Auch in der Literatur und den Bildenen Künsten entwickelten sich in Abgrenzung zum Jugendstil und zum Expressionismus neue Muster. Im Literarischen meint es die nüchterne und illusionslose Darstellung der Natur, der Gesellschaft, der Welt. Architekten, die sich der Strömung zugehörig fühlten, schufen Bauten ohne Schick, ohne Dekoration. Der Nutzen stand bei Bauten jener Zeit im Vordergrund. Die Abgrenzung zum Bauhaus ist dabei nicht eindeutig, gewissermaßen wurden die Begriffe später vermengt, eins daraus gemacht. Auf jeden Fall gründete Walter Gropius 1919 in Weimar das Staatliche Bauhaus – eine Schule für Architekten, Designer und Künstler, inzwischen in Dessau und bis heute mit einem exzellenten Ruf ausgestattet. Damit war Gropius nicht nur stilprägend, sondern gab der Ära gleichzeitig einen Namen. In der öffentlichen Wahrnehmung jedenfalls, ist der Begriff „Bauhaus“ weitaus präsenter.

Die Neue Sachlichkeit als neue Sicht auf Hausbau und Stadtplanung

Der „Formbau“ wich dem „Zweckbau“: Auf diese einfache Formel lässt sich die Grundidee der Neuen Sachlichkeit bringen. Dabei waren nicht nur einzelne Gebäude, sondern gleichwohl ganze städtebauliche Projekte Teil der Strömung. Die „funktionale Stadt“ galt als Masterplan, die Trennung zwischen Wohn-, Arbeits- und Freizeitbereichen als anleitend. Insbesondere in Berlin entstanden nach dem Ersten Weltkrieg und während der akuten Wohnungsnot durch innovative Finanzierungskonzepte eine Vielzahl neuer Bauten, die Wohn- und Lebensraum schufen.

Eine „erste Sachlichkeit“ entwickelte sich bereits vor dem Ersten Weltkrieg, davon ableitend wurde der Begriff Neue Sachlichkeit einige Jahre später entwickelt. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten und der Neuorientierung der Kulturpolitik endete jäh das Zeitalter des Bauhaus‚. Viele Künstler emigrierten in der Folge in die Staaten.

Vertreter und Bauten der Neuen Sachlichkeit

Einer der bedeutendsten Vertreter der Strömung war Bruno Taut, der eben nicht nur Bauwerke schuf, sondern sich auch ganzen städtebaulichen Projekten widmete. Zu nennen sind hier allen voran die Hufeisensiedlung in Berlin-Britz und Bauten in Onkel Toms Hütte in Berlin-Zehlendorf. Gemein sind diesen die schlichte und schnörkellose Architektur, die Funktionalität stand hier im Mittelpunkt. Daneben war der bereits erwähnte Walter Gropius maßgeblich für die Verbreitung und Popularität der Neuen Sachlichkeit verantwortlich. Sein gemeinsam mit Adolf Meyer gebautes Fabus-Werk in Alfeld gilt als prägender, richtungsweisender Bau dieser Stilepoche. Daneben ist noch Ludwig Mies van der Rohe zu nennen, der sich beispielsweise für den berühmten Barcelona-Pavillon verantwortlich zählt.

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