Die Kunst und der schnöde Mammon ? Folge 2: Der kleine Unterschied zwischen Brutto und Netto

Gerade in den (ganz offensichtlich) immer weiter expandierenden Internet-Blogs und Foren stößt man immer wieder auf Diskussionen über den angeblichen kommerziellen Erfolg eines Films. Und mit schöner Regelmäßigkeit heißt es da beispielsweise, dass ein Film, der Produktionskosten von 40 Millionen Dollar hatte und am ersten Wochenende 20 Millionen umgesetzt hat, schon die Hälfte seiner Kosten eingespielt hat. Dass ist natürlich falsch und zeigt auf welche oberflächliche Weise das Thema diskutiert wird. Leider findet man solche und ähnliche Aussagen indes nicht nur auf Fanseiten oder in Blogs, sondern verstärkt auch in eigentlich ernstzunehmenden Medien, die ähnlich falsche Einschätzungen als korrekte Nachricht vermelden und als Basis für die Einschätzung eines Films als Hit oder Flop benutzen.

Der entscheidende Fehler ist die Annahme, dass der Umsatz, der mit dem Kauf einer Kinokarte getätigt wird, zu 100% dem jeweiligen Studio, also dem Produzenten zufällt. Dass der Kinobetreiber so etwas wie ein Zwischenhändler ist, der, ebenso wie ein Buchhändler, ein Zeitungsladen oder jedes andere Geschäft, das nicht selbst produzierte Waren an Kunden verkauft, einen Anteil des Umsatzes erhält, ist zwar offensichtlich, wird aber immer wieder ignoriert. Der Unterschied zwischen Brutto und Netto, den jeder Angestellte auf seiner Gehaltsabrechnung erkennen kann, spielt selbstverständlich auch beim Verkauf von Waren eine Rolle. Produzenten schließen mit den Kinos, die in der Regel in regionalen oder landesweiten Ketten organisiert sind Verleihkonditionen ab, die die Aufteilung der Einnahmen regeln. Ganz genau lässt sich als Außenstehender nie sagen, wer wie viel Prozent des Umsatzes erhält, da diese Zahlen nicht veröffentlicht werden. Im Allgemeinen wird jedoch mit einer Aufteilung von jeweils rund 50% gerechnet, also einer recht paritätischen Teilung des Umsatzes. Das bedeutet nun in Bezug auf das obige Beispiel, dass von den 20 Millionen, die ein Film umgesetzt hat (also der Brutto-Umsatz), nur etwa 10 Millionen beim produzierenden Studio landen (die Netto-Einnahmen). Anders ausgedrückt: Ein Film, der 50 Millionen gekostet hat, muss nicht nur 50 Millionen umsetzen, damit die Kosten gedeckt sind, sondern 100 Millionen, schließlich landet nur die Hälfte des Umsatzes beim Produzenten. Allerdings gibt es bei dieser Rechnung einen weiteren Haken: Sie ignoriert, dass zu den Kosten eines Film nicht nur die reinen Produktionskosten gehören, sondern auch zusätzliche Kosten für Kopien und Werbung. Und darum wird es in der nächsten Folge von Die Kunst und der schnöde Mammon gehen.

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