Die Diskette – ein Nachruf

Als Apple 1998 den ersten iMac vorstellte, brach der mit diversen Traditionen. Das Gehäuse war nicht aus beigem, undurchsichtigen Plastik, sondern blaugrün und gab den Blick auf die Inneren frei. Traditionelle Schnittstellen gab es keine einzige mehr, nur noch USB. Und: Das Diskettenlaufwerk war verschwunden.

Was löste das damals für Diskussionen aus. Die Diskette! Wie konnte man dieses essentielle, in jedem Computer seit vielen Jahren eingebaute Format einfach weglassen!

Apple konnte. Sie hatten auch das Recht dazu, schließlich war die 3,5-Zoll-Diskette seit dem ersten Macintosh von 1984 dabei. Apple war der erste Computerhersteller, der diese Laufwerke so konsequent einsetzte.

400 KB fassten sie damals, bis zu 1,4 MB Daten konnte sie später standardmäßig speichern, was über lange Zeit eine erhebliche Menge war. Andere brachten sogar mehr als 3 MB auf diesem Format unter. Die Festplatte in meinem ersten Mac 1993 fasste 40 MB. Später wurde sie durch eine 200-MB-Platte ersetzt. Damals konnte man mit einem Stapel Disketten also sogar noch ein Festplatten-Backup machen.

Wahnsinn.

Die Grundidee dieses Wechselmediums hielt sich noch einige Jahre in den ZIP-Drives von Iomega. Mit 100 MB Fassungsvermögen fingen die an, steigerten sich nachher, verloren aber irgendwann ihren Status. In manchen Kreisen waren sie recht verbreitet und ein Quasi-Standard. Im Nachhinein gesehen waren sie aber nur eine Episode hin zu etwas Neuem.

Und das war dann neben selbstgebrannten CDs der USB-Stick. Er ist die Diskette der Gegenwart. Und sein universelles Format lässt zudem beinahe unbegrenztes Speicherwachstum zu. Eigentlich ist er ja nur ein Speicher mit integrierter Schnittstelle. Es müsste also nicht einmal Flash-Speicher sein.

Dieses System wird uns noch sehr lange begleiten, denn USB hat sich inzwischen etabliert und ist an jedem modernen Rechner zu finden.

Nur ein Diskettenlaufwerk, das habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Aber ich habe ja auch viel mit Macs zu tun. Sie haben das 3,5-Zoll-Laufwerk dem Markt schmackhaft gemacht und es dann 15 Jahre später wieder fallengelassen.

In meinem Büro beispielsweise sind sowieso alle Computer miteinander vernetzt. Niemand würde 1,4 MB extra auf eine Diskette speichern und in ein anderes Büro tragen oder die paar Daten auf CD brennen. Und: Niemand zieht das auf einen USB-Stick.

Dafür wiederum gibt es E-Mail.

So gesehen sind Netzwerke, zumal drahtlose, die einzige Konkurrenz für den USB-Stick. Vielleicht ein Trost für ein fast vergessenes Wechselspeichermedium: Auch der Nachfolger sieht in einigen Jahren seinem Ende entgegen.

Deshalb: Kopf hoch, Diskette. Und: Danke, es war eine schöne Zeit.

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