Die bessere Nationalmannschafts-Dokumentation

1998 beobachtete Stéphane Meunier die französische Nationalmannschaft auf ihrem Weg zum Titel und wenn man sich seine außerordentliche Dokumentation ansieht (wozu in diesen Tagen in cleveren Kino wieder die Möglichkeit besteht, in Berlin zum Beispiel im central-Kino), bekommt man nicht nur den Eindruck, dass sich Wortman sein Vorbild sehr genau angeschaut hat, auch Jürgen Klinsmann scheint seinen Trainerkollegen Aimé Jacquet imitieren zu wollen. Der Aufbau beider Filme ist identisch: Der Fokus liegt ausschließlich auf der Mannschaft, was im Land, beim Rest der WM passiert spielt hier wie dort keine Rolle. Die Regisseure, die jeweils auch als Kameramann fungierten, hatten Zugang zu Kabine, Hotelzimmern und Mannschaftsbus, doch die Ergebnisse ihrer Arbeit könnten unterschiedlicher nicht sein. Zum Teil hängt die Qualität einer solchen Dokumentation natürlich davon ab ob etwas passiert, ob es Momente gibt, die berühren, die in ihrem kleinen Symbolgehalt für das große Ganze stehen. Ob der Filmemacher aber dazu in der Lage ist solche Momente dann auch einzufangen und richtig in Szene zu setzen ist die zweite Frage. Und Meunier hatte nicht nur das Glück, das sich ihm zahlreiche außerordentliche Momente boten, er hat es auch exzellent verstanden, diese zu zeigen. Wenn da etwa Zinedine Zidane nach seiner roten Karte in der Kabine steht, mit dem Rücken zur Kamera, ganz allein mit sich und seiner Wut, hadert, sein Hemd auf den Boden wirft, bleibt Meunier weit weg und lässt den Moment für sich sprechen. Oder das Achtelfinale, das Frankreich nach Golden Goal gewann. Da ist der Film nicht auf dem Feld, sondern beim verletzten Thierry Henry, der in das Studio eines Fernsehsenders humpelt, sich auf den Boden setzt und mit den Technikern den entscheidenden Treffer verfolgt. Das ist großes, emotionales Kino, aber auch in anderen Bereichen zeigt sich der Unterschied zwischen Meunier und Wortman ebenso wie zwischen den französischen und deutschen Spielern. Während Wortmann stets versucht unsichtbar zu bleiben, merkt man, dass Meunier Teil der Ganzen ist. Man hört seine Stimme, er stellt Fragen, die Spieler albern mit ihm rum, der Kontakt zwischen Mannschaft und Filmemacher ist viel lockerer. Was natürlich auch an der prinzipiellen Haltung der Spieler liegt. Vielleicht liegt es daran, dass etliche der französischen Spieler in den starken internationalen Ligen spielten und Erfahrung mit einer solchen Situation hatten. Jedenfalls wirken sie trotz des ständig steigenden Drucks erstaunlich entspannt, souverän und sind dazu auch noch in der Lage ihre Situation artikuliert zu reflektieren. Wenn man da etwa Christophe Dugarry sieht, wie er über das erste Spiel redet, dass im Stadion seines Heimatvereins Olympique Marseille stattfand, über seine Angst zu versagen, seine Nervosität nach einem frühen Fehler und das Glück, nachdem er das entscheidende Tor erzielte, dann bekommt man einen Einblick in die Psyche eines Fußballers, der in Wortmanns Film vollkommen fehlt. Bei Meunier sieht man die Spieler untereinander reden, über den nächsten Gegner, die Möglichkeiten einen Ronaldo auszuschalten, taktische Mittel, man hat das Gefühl einer wirklichen Mannschaft beizuwohnen. Und so sind auch die Ansprachen von Aimé Jacquet zwar von großer Emotionalität geprägt, vor allem aber von Taktik und Analyse. Keine Spur von Klinsmanns Tiraden, die auf einfältigste Weise ein Maß an „positiver Energie“ erzwingen wollen, das eben nur beschränkt trägt. Dass Meunier es zudem versteht mit filmischen Mitteln, mit Cross-Cutting, überraschenden Einstellungen und einem intelligenten Einsatz von Musik, ein erstaunliches Maß an Intensität und Spannung zu erzeugen, macht seinen Film zu echtem Kino, während Wortmann über Fernsehniveau nicht hinauskommt.

Ganz abgesehen davon ist es natürlich auch außerordentlich cool, wenn sich ein Lilian Thuram nach seinen zwei Toren im Halbfinale, die seine Mannschaft immerhin ins Finale brachten, ganz entspannt auf sein Bett legt, die Füße zur besseren Zirkulation des Blutes an die Wand lehnt und eine Platte von Miles Davis in den CD-Player schiebt. Aber was Stil und Lässigkeit betrifft, sind die französischen Spieler den deutschen ohnehin haushoch überlegen. Oder könnte man sich einen deutschen Spieler vorstellen, der wie Emmanuel Petit allein vor der Stereoanlage sitzt, mit nachdenklicher Miene in die Ferne blickt und dazu Mozart hört?

11 Meinungen

  1. Sehr schöner film… aber halt etwas zu schnell gedreht…

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