Did video actually kill the radiostar?

Für viele starb der Rock (’n‘ Roll) Anfang bis Mitte der 1970er. Meiner Meinung nach begannen die großen Fernsehsender etwa zur selben Zeit ihren großen Feldzug zur Verbreitung des Trivialwissens.

Interviews, Auftritte, kleine Skandale. Immer mehr privates wurde über die Künstler bekannt, immer klarer und schärfer wurde das Bild der Menschen die hinter der Musik steckten, welche man bis dato "nur" hören konnte. Merchandising wurde notwendig um finanziell mit der neuen Generation, die zusammen mit der neuen Medienpräsenz aufstiegen, mit zu halten. Bald waren jene Leute in den Charts, die sich an das Fernsehen "verkauften". Auch wer sich nicht mit Musik beschäftigte stolperte irgendwann zwangsläufig auf die nun bekannteren Musiker, kauften ihre Musik und wurden vielleicht sogar Fans. Künstler die damals keine "Publicity" brauchten und aus Prinzip weiterhin darauf verzichteten hatten nur noch bei Musik-Insidern eine Chance.

Bands wie Pink Floyd oder die Stones sind auf den Zug aufgesprungen und verkaufen bis heute Merchandising und Platten. Doch haben sie dadurch die Mystik und Magie von damals verloren. Jim Morrison hat es, so makaber es klingen mag, genau richtig gemacht. Er hat von 1965 bis 1971 zusammen mit den Doors sehr gute Musik abgeliefert und hat dann die Welt verlassen. Es gibt bislang ein bekanntes Fernsehinterview von ihm. Den Rest seines Denkens muss man sich aus den Liedtexten und aus seiner Lyrik zusammenreimen. Dadurch ist er zur Legende geworden. Die restlichen Bandmitglieder (bis auf Densmore) machen wieder als Riders On The Storm Musik, verzichten aber auf große Werbung.

Heute wird überall über DSDS-Kandidaten und Skandalnudeln wie Mr. Doherty berichtet. Musik ist dabei zur Nebensache verkommen. Immer öfter gibt es Fälle von musikalischen Entgleisung, die so schlecht sind, dass sie auf den Hitlisten nach oben schießen.

Es wird gecovert was das Zeug hält und dabei werden die leiblichen Mütter und Väter der Originale komplett verdrängt. Dank an die Disco Boys, dass sie Manfred Mann’s Earth Band wenigstens mit einem "feat." noch erwähnt haben.

Man kann in diesen Tagen eigentlich nur noch eines machen: Beim Fernseher und Rechner die Stecker ziehen, die alten Vinylscheiben aus dem Keller holen und sich auf eine akkustische Zeitreise begeben…

Anmerkung der Redaktion: Hier die Erklärung für alle, denen dieser Artikel bekannt vorkommt. „Did video actually kill the radiostar?" wurde bereits am 05. Juni 2007 im satireblog veröffentlicht, da er aber besser in das musikblog passt, wurde er hierher verschoben.  

5 Meinungen

  1. Hallo Musik Blogger,Ich glaube nicht das Fernsehen an allem Schuld ist. Ist es nicht der Endverbraucher der durch diverse Medien immer dümmer und unmündiger gemacht wird. Radiosender die Rotationen von 300 und weniger Songs haben und sich mit Claims wie „die besten Hits der 80er, 90er und das beste von Heute“ verkaufen zählen genauso dazu wie die flache fremdschäme-Unterhaltung von DSDS oder den Popstars. Rock’n’Roll ist genausowenig tot wie immer. Vor einigen Jahren wurde Rock ebenfalls wieder für tot erklärt und siehe da wir haben heute wieder mehr Rock als noch vor ein paar Jahren. Ich glaube es sind eher wellenartige Bewegungen im Geschmack der Menschen. Wenn sich die Medienmacher nicht immer nur nach der Quote richten würden (das war in den 70er und 80er Jahren noch nicht so da es keine Privatsender gab), wäre das Programm auch abwechslungsreicher und qualitativ besser. So gehen alle nach dem Mainstream Massengeschmack und spielen dieselbe Soße. Innovativere Sender jenseits des Mainstream fristen ein klägliches Dasein oder gehen ein weil die Masse daran kein Interesse zeigt. Schade, ist aber so…Gruss von der Soundzzgood.com Crew

  2. Der Rock tot? Totgesagte leben bekanntermaßen länger. Ich denke, daß gerade in den letzten Jahren die gute alte Rockmucke wieder auf dem Vormarsch ist. Das spiegelt sich allerdings leider weniger in den Medien wieder (weder im Radio noch im Fernsehen). Das wiederum führt auch wieder dazu, daß sich das nicht in Verkäufen und dann auch Charts niederschlägt. Dieses ganze Radiogedudel – da muss ich meinem Vorschreiber beipflichtet – ist sowas von schlecht, einfach unglaublich. „die megahits der 80 und 90er und das beste von heute“… wenn ich solche Jingles höre, wird mir schlecht. Vielmehr hab ich in den letzten Jahren beobachtet, daß es mehr und mehr wirklich geile junge neue Bands gibt, die in kleinen Clubs geile Livekonzerte hinlegen oder auch mal Online in Radiostreams gespielt werden. Gerade für solche Bands ist das Web ideal. Was Eigenvermarktung angeht. Wobei man auch hier nicht zuviel erwarten sollte…Schade is nur, daß das abseits der Massen stattfindet und solche Bands nie eine Chance bekommen werden, sich zu entwickeln und wirklich mal von Plattenfirmen gefördert (hahaha guter Witz – leider) zu werden.GrußMarc (der auch ne Band am Start hat und sich den Major-Deal schon lange abgeschminkt hat *ggg* und darüber gar nicht traurig ist)

  3. Der Rock heute ist ein anderer Rock. Viele Sachen sind sehr gut keine Frage. In der Hamburger Rockszene gibt es viele gute Livebands, die wenig bekannt sind.Doch der Rock der damals in den 50ern erfunden wurde und in den 60ern seine Höhepunkte hatte ist tot. Er ist zwar jetzt in einer anderen Form wiedergekommen; aber es wurde nichts wirklich neuerfunden.

  4. Natürlich ist heute nicht alles schlecht! Aber man kann doch eine Art „Verwirrung“ feststellen, in dem, was heute unter Musik verstanden und konsumiert wird.Gerade in HipHop, Dance, House, Rap, Techno usw. laufen rein maschinell erzeugte Playbacks, die dermaßen inhaltsleer und monoton sind, dass man ehrlicherweise nicht mehr von Musik sprechen kann.Klar gehört das teilweise zum Stil. Doch wenn statt Harmonik und/oder Melodik nur noch Soundbrei mit Sprechgesang abläuft ist man von Musik sehr weit weg!Der Grund für die Abflachung ist die Tatsache, dass heute schon technisches Talent genügt, um einen Tonträger her zu stellen. Wer die entsprechende Software und Plugins bedienen kann, ist schon in der Lage so was ähnliches wie Musik zu „produzieren“.Wo früher noch Musikalität das Kriterium war, sind jetzt Billigproduktion, Tabubruch und Dreistigkeit gefragt!Der Massenkonsument hat gar keine Chance mehr, sich an Qualität zu orientieren, da auch in den Medien und den Herstellerfirmen eher Betriebswirte statt musisch/künstlerisch begabter Menschen sitzen, denen die Unterscheidung zwischen Musik und Müll auch schwer fällt. Ich denke, das geht noch einige Zeit so, bis jeder Hausmeister im Wohnzimmer ein „Studio“ hat, und die Welt mit seinen Elaboraten „beglückt“.Irgendwann wird man dann – hoffentlich – zu Musik als Kunstform zurückfinden.

  5. musik ist als kommunikationsmittel hat viel weniger kraft, als z.b. in den 60ern. heutzutage ist die wahrnehmung mehr visuell durchs tv und netz geprägt. musik wird leider immer mehr ein unterhaltungsmedium. die demokratisierung des marktes führt dazu, das es einfach viel mehr musik gibt und viel mehr gehört wird als früher, alelrdings ist die qualität des hörens anders. die meisten hören nicht hin, sondern mehr nebenbei. heutzutage ist es wichtiger, oft und regelmässig kleine platten rauszubringen, als ein mal in zwei jahren ein album.

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