Deutsche Tugenden und unsere Kultur – Passt das noch zusammen?

Die  bevorstehende Bundestagswahl 2009 und noch einige Dinge mehr veranlassen mich derzeit, über deutsche Tugenden nachzudenken. Ich höre immer wieder von im Ausland lebenden Freunden von dem Bild, das andere Nationen von uns haben.

Deutsche Tugenden vom Ausland her gesehen

Als deutsche Tugenden gelten im Ausland vor allem Charakterzüge wie Fleiß, Disziplin, Pünktlichkeit – kurzum: Wir sind als korrekte Spießer bekannt, die als Arbeitskräfte sehr geschätzt sind. Die deutsche Kultur wird ebenfalls hoch verehrt. Man kennt uns als das Land der Dichter und Denker, Komponisten und Wissenschaftler. Aber auch als das Land der Lederhosen tragenden, Weißwurstessenden Bierbäuche, die im Urlaub die deutsche Kultur mitsamt ihrer weißen, in Sandalen steckenden, Tennissocken ins Ausland bringen.

Darüber hinaus halten uns beispielsweise die Australier für besonders hemmungslos. Aus Deutschland, so weiß man dort, kommen die schmutzigsten Pornos. Wie das jetzt mit der deutschen Kultur und den Tugenden zusammenpasst, die man sonst so von uns kennt, ist mir unbekannt, scheint aber den Australier an sich nicht weiter zu stören. Tatsache ist: Klischees sind nur so gut, wie die Situation in der man sie benützt.

Deutsche Kultur heute

Was ich mich frage: Wie können wie unsere eigenen Klischees über deutsche Kultur und Tugenden verwerten, wie müssen wir sie überhaupt in Anbetracht der jüngsten Zeit sehen? Passt die Tugend „strebsam“ zur Null-Bock-Generation, die lieber feiert und säuft, als lernt und leistet?

Sind wir denn immer noch dieses fleißige, arbeitsame Volk der Dichter und Denker, wenn man im Gegenzug die Flecke in Deutschland betrachtet, die mit einer Arbeitslosenzahl von über 20 Prozent seit Jahren existieren? Und was würde Goethe zum Fernsehprogramm am Vormittag sagen, das man eigentlich eher unter dem Begriff Arbeitslosen TV kennt?

Die deutsche Kultur hat sich gewandelt, nicht überall zum Schlechten übrigens. Es wird Zeit eine neue Definition der deutschen Tugenden.

5 Meinungen

  1. Deutsche Tugenden – das sind im Endeffekt immer noch die gute alte „Nibelungentreue“, Verlässlichkeit, Kampfgeist, Disziplin, Härte. All war eng verknüpft mit dem deutschen (preussischen) Militarismus, der eine Art Kernkonzept deutscher Kultur war – man denke an „Turnvater Jahn“, leibliche Ertüchtigung für das Volk, Vereinsmeierei usw. usf. Nach Dem II. Weltkrieg ist der Militarismus völlig diskreditiert und hält sich nur noch in Bayern und den Neuen Bundesländern so am Rande. Die traurige Antwort ist deshalb, dass Deutschland in vielen Bereichen sein Kernkonzept von Kultur verloren hat – Solidarität und Zusammenhalt, wie es sie früher mal gab, sind zerfallen in der Wohlstandsgesellschaft, im Individualismus. Neue (sehr negative) Konzepte wie Kinderfeindlichkeit haben sich etabliert. Manchmal ist fast befremdlich, an Russlanddeutschen Migranten noch die „altdeutsche Arbeitsmentalität“ (Thilo Sarrazin), gepaart mit Bescheidenheit und einem „Charakter ohne Arg“ zu finden – so in etwa waren die Deutschen mal. Die heutige deutsche Kultur ist eine Mischkultur, in der rationales Denken und „materielles Habenwollen und Besitzenmüssen“ dominiert – der Prozess einer Neubildung ist noch nicht abgeschlossen. Was bleibt vom Alten ist Folklore in manchen Gegenden und das bewahrte Erbe der Migranten und der Ostdeutschen. Und diese Verhaltensweisen bleiben den meisten Westdeutschen fremd.

  2. Ach ja – was auch typisch deutsch ist, ist das „Bravsein“, das „Normalsein“, das es für erstrebenswert halten, durchschnittlich zu sein, das Eintauchen in die Masse, das Ausgrenzen des Anderen. Das deckt sich zum Teil mit anderen Kulturen, ist aber Sammelsurium der Symptome der „deutschen Spiessigkeit“ und nähert sich der Feigheit – die wiederum eigentlich gar nicht deutsch ist. Aber das mit den Nibelungen ist ja auch schrecklich lange her…….Die Niederländer zum Beispiel, die uns kulturell nahe stehen, sind gar nicht spiessig, sondern tendenziell mutig, draufgängerisch, tolerant – das ist ein Kernunterschied.

  3. Meine Erfahrung der Deutschen Kultur ist leider, dass Historie nicht mehr interessant ist. Gruende dafuer koennten Einfachheit sein; ich meine damit zum Beispiel, dass es einfacher ist eine neugeschaffene „Kultur“ einer Zivilisation (in der ich uebrigens derzeit selbst lebe) zu uebernehmen, da sie einfach ist, keiner grossen Anstrengung bedarf. Es scheint mir, dass es um „den Weg der den geringsten Widerstand mitsich bringt“ geht. Das hat, meines Erachtens, aber verfehlt, dass Menschen Befriedigung, dass sie etwas geschafft/erreicht haben, wollen, jedoch das Erstreben hiernach nicht weiter gefordert (ja, sogar nicht gefoerdert) ist.
    Ich bin traurig, dass Deutsche Tugenden, wie sie vor und in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, und auch in den Jahren des „Wirtschaftswunders“, in der breiten Masse nicht mehr existieren. Ich moechte aber allen Lesern dieses Schreibens klar darstellen, dass, seitdem ich Arbeit habe, habe ich stehts nach der Devise gearbeitet und auch gedacht, dass ich mein Bestes zu geben habe (zur Information, ich arbeite bei S******, und bin kein, wie allgemein bekannt wurde ueber die Jahre, S*******beamter); taeglich sehe ich, dass Menschen einfach nur erwarten; erwarten, dass etwas gemacht wird. In langen Gespraechen mit meinen Grosseltern sowie meine Eltern fand ich heraus, dass dies damals, in den Zeitraeumen, die ich vorher nannte, nicht so war. Leute haben sich selbst eingesetzt, dass „Dinge“ funktionierten.
    Ich denke, dass es eine Erfuellung sein kann wenn man das Beste gibt; einfach das Ziel vor Augen hat, wie es frueher auch war (soweit meine Familie mir das berichtete).
    Ich habe mich selbst erst entdeckt als mir eine Aufgabe gegeben wurde; und diese war eben Arbeit. Ich habe vormalige Deutsche Tugenden fuer mich selbst wieder entdeckt. Und ich fuehle mich sehr gut seitdem.
    Versuchen Sie es doch auch mal.
    Mit den freundlichsten Gruessen
    Florian

  4. Ich lese gerade ad Buch „Charakterwäsche-Die Re-education der Deutschen und ihre bleibenden Auswirkungen“ von Casper von Schrenck-Notzing…in den Buch findet man ein Hauptursache für die neuen Deutschen, gezielte Entwurzelung gesteuert durch die Allierten über Generationen. Die deutschen Tugenden störten den Allierten wie es aussieht sehr…den bevor was über den Holocaust überhaupt bekannt war wollte man die Deutschen Umerziehen um sie für immer in das angloamerikanische Imerpium (Finanzimerpium) ohne Rückhalt aufzunehmen, gleich von kriegsanfang wurde eine Propaganda-Abteilung gegründet, die deutsche Krieggefangene umerziehen sollte…auch die Ausbombung wird als pychologischer Krieg dort angegeben, was auch später eine Umerzeihung vereinfachen sollte. Ziel war halt die komplette Auslöschung der alten deutschen Kultur.

  5. Geben Sie mir bitte die wichtigsten deutschen Tugenden, ab WIENER Kongress.

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