Deutsche Truppen im Libanon – Mehr als ein symbolisches Kontingent ist angeblich nicht möglich oder doch?

(Foto:www.bundestag.de)

Derzeit sind ca. 7000 Deutsche an Auslandseinsätzen in Krisenregionen beteiligt [Deutsche Welle: Auslandseinsätze der Bundeswehr]. Auf diesen Umstand wird gerne verwiesen, wenn über Art und Umfang einer deutschen Beteiligung an einer "Friedenstruppe" gesprochen wird. Aus angeblichem Truppenmangel möchte Kurt Beck am liebsten die Bundespolizei an die syrische Grenze kommandieren. Die sollen dann „Knöllchen" an die Hisbollah verteilen: „Sorry, ihre Stalinorgel steht im Parkverbot!"

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan schätzt die militärischen Möglichkeiten der Bundeswehr allerdings deutlich höher ein. Als oberster deutscher Soldat sollte er das beurteilen können. Am Samstag sagte er gegenüber der Berliner Zeitung: „Aber allgemein muss ich sagen, dass wir noch nicht in allen Bereichen unserer Streitkräfte bis zum Anschlag in Einsätzen gebunden sind. Wir haben auch nicht gebundene Fähigkeiten." Zu den „nicht gebundenen Fähigkeiten" gehören aber nach Schneiderhans Aussagen in keinem Fall Sanitätseinheiten. Die sind bis dato Deutschlands militärischer Exportschlager Nummer eins, kein Auslandseinsatz ohne das unvermeidliche Feldlazarett im Kreiskrankenhausformat. Auf die Frage nach der Tauglichkeit der Bundeswehr für robustere Einsätze antwortete Schneiderhan dann selbstbewusst: „Ja. Wir müssen militärisch auch in der Lage sein, Kriegsparteien zu trennen, einen Waffenstillstand zu erzwingen. Zumindest das Angebot an die Politik muss vorhanden sein. Ob die Politik es wahrnimmt, ist nicht meine Entscheidung."  [Zum kompletten BZ-Interview]  

Und genau da gehört die Diskussion auch hin, in die Politik! Statt sich einfach für militärisch impotent zu erklären, müssen wir Deutschen die unappetitliche Debatte um ein Truppenkontingent im Libanon nun austragen. Zu billig ist die Ausrede und sie wird vom Ausland auch als solche wahrgenommen.

Wie wir uns entscheiden werden, ist eine ganz andere Frage. Wenn wir nicht an einem Libanon-Einsatz teilnehmen wollen, dann müssen wir auch den Mut zu einem deutlichen Nein haben!

Die Chefarztfrau

7 Meinungen

  1. Nun bin ich aber enttäuscht.Rechnete ich doch mit einem mutigen Wortschwall zum Terror, dessen Geruch jeder gleich hier um die Ecke, im Frankfurter Flughafen, errichen darf.Na ja, das erfordert wirklichen Mut und den hat nicht jeder.Feigling.

  2. Zu einem der letzten Artikel der geschätzten Chefarztfrau gab es heftige wenn auch leider anonyme Kritik. In der Tat war diese leider nicht ganz unberechtigt, wie auch dieser Eintrag zeigt. Erstens wäre es wünschenswert, wenn nicht jeder in diesem Blog nur so vor sich hinschreibt, sondern auch Beiträge anderer Autoren zum gleichen Thema wahrnimmt. Das spart Doppelungen und auch Halbwahrheiten.So kann zum Beispiel die tatsächliche Anzahl der im Ausland befindlichen Soldaten der Bundeswehr auch korrekt mit ca. 7700 angegeben werden. Dazu braucht es keinen Artikel der DW. Das Interview mit Schneiderhan ist zwar ganz interessant, aber doch sehr einseitig. Ein Verweis auf die Verteidigungspolitischen Richtlinien der Bundeswehr wäre an dieser Stelle sicher hilfreich gewesen. Sie zu kennen, signalisiert „Expertenwissen“. Dann kann man auch einen eigenen Standpunkt haben.Zur Wahrnehmung im Ausland empfehle ich an dieser Stelle der Einfachheit halber mal meinen eigenen Eintrag zum Thema. Last but not least: Kritik ist gut, Selbstkritik besser. An der Rechtschreibung können wir wohl alle noch ein bißchen feilen.

  3. @gruenschnabelIn der Gestammtheit ist dem zu zustimmen.Es unterstreicht, beinahe „unterstreichelt“, meine Meinung über den Hauptakteur Alexander Otto.Der, auch in meine Richtung geschickt geschickten Kleinkritik in Sachen Anonymität, setze ich höflich ~ http://www.germanblogs.de/chefarzt-frau/persons/aboutMe ~ entgegen. Ich bin der Meinung, wenn der Darsteller als Drag-Queen hinter einer Milchglasscheibe auf der Bühne sein Spiel vollzieht, darf ich, wie zum Spaß, in einer modischen Burka erscheinen.

  4. @ gruenschnabelKritik sollte wohl auch nicht um ihrer selbst willen betrieben werden! Der Beitrag wurde unter Rubrik Standpunkt veröffentlicht. Und der vertretene Standpunkt ist eben meine Feststellung: „Statt sich einfach für militärisch impotent zu erklären, müssen wir Deutschen die unappetitliche Debatte um ein Truppenkontingent im Libanon nun austragen.“ Darüber bin ich bereit zu diskutieren, alles andere können wir gerne per Mail erörtern.

  5. In der Tat, der Standpunkt ist nicht zu übersehen. Einen solchen kann man haben, wenn man ihn sich gebildet hat. Für eine Diskussion wäre es wichtig zu erkennen, wie dieser Standpunkt entstanden ist. Die Diskussion um einen Militäreinsatz gehört natürlich in den Berich des politischen. Wer nun in einem Blog seinen Standpunkt kund tut, stellt ihn einer politisch interessierten Öffentlichkeit dar. Daher die Bitte, den Standpunkt vernünftig zu begründen.Deutschland ist nicht militärisch impotent. Nur kann es nicht auf 11 Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Der deutsche Bundestag hat beschlossen, dass die Bundeswehr sich auf drei Missionen konzentrieren soll. Wer jetzt etwas anderes will, muss auch aufzeigen, wie das funktionieren soll. Und da kommt man auch an den Verteidigungspolitischen Richtlinien nicht vorbei. Sie sind „die verbindliche Grundlage für die Arbeiten im Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung.“Und weiter heißt es in den VPR: „Die bisherigen Rahmenvorgaben für Anzahl undUmfang von möglichen Operationen bedürfen derÜberprüfung und Anpassung, um die hohe Belastung,in Teilen Überlastung der Einsatzkräfte abzubauen.“Hier ist bisher nicht viel geschehen. Kein wunder angesichts der finanziellen Ausstattung der Bundeswehr. Hierzu lese man den Einzelplan 14 des Bundeshaushaltes (Etat des Bundesministeriums für Verteidigung).

  6. @ GruenschnabelZur Entstehung des Standpunktes: Eigentlich war ich der Überzeugung, dass die Diskussion über eine deutsche Beteiligung im Libanon, eben wegen der begrenzten Einsatzkapazitäten der Bundeswehr, nicht so emotional geführt werden braucht, wie sie es wird. Ungefähr in diesem Tonfall: „Regt Euch ab, wir können ja gar nicht!“.Tja, aber wie das so ist beim Vorbereiten von Texten, man stößt plötzlich auf eine Äußerung, die nicht wirklich ins Bild passt. So eine Irritation war das Interview der BZ mit Schneiderhan. Als oberstem Militär der Republik, sind ihm intime Kenntnisse der Situation zuzutrauen. Selbstverständlich hat sich Herr Schneiderhan nicht allzu weit aus der Deckung gewagt und seinen Dienstherren offen widersprochen. (Das ist auch nicht die Aufgabe kommandierender Offiziere in einer „Parlamentsarmee“!), aber er ließ doch Freiraum genug, um über womöglich z.Z. gerne verschwiegene Kapazitäten des Heeres zu spekulieren. Welche Möglichkeiten robuster Einsätze böten etwa die multinationalen Verbände (Eurocorps oder Deutsch-Niederländisches Korps)?Für mich sind das einfach offene Fragen! Da ich von Harz IV über die Einwanderungsdebatte bis hin zur Gesundheitsreform aufrichtig geführte Diskussionen in der deutschen Politik vermisse, besteht für mich zumindest die Möglichkeit, dass vornehmlich die Informationen von offizieller Seite präsentiert werden, die die gewünschte Meinungsbildung in der Republik befördern.Aber vielleicht hat sich Schneiderhan auch bloß missverständlich ausgedrückt. Militärs haben wohl rein berufsbedingt ihre Probleme mit dem offenen Eingeständnis von Schwäche.Übrigens ist mir nicht klar, warum ich in einem Blog keine Fragen aufwerfen darf, deren Antwort ich noch nicht kenne? Offensichtlich haben wir eine ganz unterschiedliche Herangehensweise ans Bloggen! Zu meinen Mitteln gehört ganz unbedingt die Provokation! Wenn ich überzeugend wiederlegt werde, habe ich tatsächlich neue Einsichten gewonnen. Das gilt selbstverständlich auch für die Leute, die sich evt. ähnlich geirrt haben wie ich. So profitieren immer alle! Das nur zu meiner Kommunikationsform.

  7. So ganz abwegig scheint der Gedanke des Generalinspekteurs nicht zu sein: Mit seinen Zusagen für eine deutsche Beteiligung an der Libanon-Schutztruppe hat der deutsche Uno-Botschafter Thomas Matussek in Berlin für Verwirrung gesorgt. Er versprach den Vereinten Nationen eine wesentlich größere Beteiligung, als die Bundesregierung bisher bereit ist zu stellen….. Bei Illners Donnerstags-Palaver befand auch Ex-Kfor-General Reinhardt die deutsche Beteiligung an der Nahostfriedenstruppe als jämmerlich. Es stellt sich mir wirklich die Frage, wo die Panzerarmeen hin verschwunden sind, an denen der Wehrpflichtige in der Norddeutschen Tiefebene noch bis in die späten 90er herumturnen durfte. Vermutlich nach Polen verschenkt?Aber egal, mir soll es nur recht sein! Sonst heißt es nachher noch „Germans to the Front?“ Wenn schon eine Friedenstruppe im Libanon, dann aber bitte richtig!

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