Des Bloggers Jahresrückblick

Unglaublich vor allem, weil es mir nicht so lang vorkommt. Im Gegenteil kann ich mich an meine ersten Beiträge noch erinnern, als hätte ich sie eben erst in die Tasten gehackt. Seit Mai 2006 schreibe ich für Germanblogs. Seit Mai 2007 auch für Trigami. Mal sehen, was im Mai 2008 dazukommt.

Das Jahr 2007 war für mich geprägt durch ein äußerst einschneidendes Erlebnis, das ich hier leider nicht detailliert darlegen kann. Es entwickelte sich allerdings aus der Bloggerei und führte in der ersten Jahreshälfte dazu, dass sich mein Lebenslauf in erheblichem Maße änderte. Wegbegleiter, wie Kublai, Pantoffelpunk, Wilhelm und MaxR wissen, wovon hier die Rede ist.

Wenn die virtuelle Welt so real auf das wirkliche Leben durchschlägt, kann man schon einmal Angst bekommen. In der Tat stand ich kurz davor, die Tastatur künftig zu allem, nur nicht mehr zum Bloggen zu verwenden. Und es gab nicht wenige in meinem realen Umfeld, die mich für verrückt erklärt haben, als ich entschied, genau dies dann doch nicht zu tun. So blogge ich also immer noch und beabsichtige dies auch künftig. Sehr kritische Beiträge erscheinen allerdings seit Mai 2007 nur noch unter Pseudonym und nur noch dort, wo der normale Denic-nutzende Stardarddenunziant keine Informationen erhält.

Ansonsten bin ich durchaus auch unerschrockener geworden. Das mag damit zusammen hängen, dass ich mittlerweile mit meinen Beiträgen eine relativ große Öffentlichkeit erreiche und dadurch zu den bekannteren Namen in der D-Promiriege Blogdorfs gehöre. Sicherlich hat es aber auch damit zu tun, dass man mir nicht mehr wesentlich Schlimmeres als Ausfluss meiner Bloggerei antun kann. Und wenn der erste Blogger wegen seiner Aussagen ermordet wird, werde ich eher nicht diese Person sein. Da müsste ich schon noch ein paar Schüppen Rektalrhetorik drauf legen. Dieser Ehrgeiz geht mir ab.

Meine Ambitionen, mit dem Bloggen auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein, habe ich irgendwann im Laufe des abgelaufenen Jahres ad acta gelegt. Es gibt in Deutschland einfach kein denkbares tragfähiges Konzept. Und wenn ich sehe, dass sogar Robert Basic als Bloggerkönig des Landes nur runde 3.500 Euro Einnahmen aus dem Blog selbst erzielt, entfährt mir ein müdes Grinsen. Auf der anderen Seite bin ich auch nicht einer der zu Vielen, die von Barcamp zu Barcamp, Konferenz zu Konferenz und Meeting zu Meeting zu jagen bereit sind, um sich selbst als Blogberater, Web-2-Consultant oder sonstwas zu verkaufen. Das ist mir zu anstrengend. Außerdem schlafe ich nicht gern im Hotel, es sei denn, meine Familie ist mit dabei, wir sind im Urlaub und das Meer ist vor der Tür…

Irgendwann in den letzten Monaten keimte in mir die Idee, ich könnte es doch in Sachen Blogdesign versuchen. Es müsste doch einen Riesenmarkt an Leuten und Unternehmen geben, die für ihre WP-Software ein schönes Mäntelchen brauchen. Ein paar Tage lang surfte ich durch die Gegend, bis ich auch dieses Vorhaben begrub. Klar gibt es Bedarf. Einerseits. Andererseits gibt es aber eine irrsinnige Vielfalt bereits vorhandener Themes für nahezu jeden Anwendungsbereich. Und, und das ist das Entscheidende, es gibt kaum kostenpflichtige Themes und wenn doch, dann im Bereich von 50 bis 100 Dollar. Wie oft soll ich denn so´n Dingen verkaufen, bevor sich das lohnt? Nee, ist nix für mich. Würde wohl Spaß machen, aber nicht die Rechnungen bezahlen helfen. So beschränken sich meine Einnahmen aus der Bloggerei auch weiterhin auf nebenerwerbsüblichem Niveau. Ist schon okay so. Ich brauche es ja nicht wirklich.

Das monatliche Honorar bei Germanblogs wird übrigens – auch wenn man da mancherorts was anderes liest – seit Mai 2006 immer korrekt gezahlt. Ein Musterbeispiel für eine verbindliche Vereinbarung. Weder GB noch meine Wenigkeit haben seither Anlass zu Veränderungen gesehen.

Die Trigamihonorare fließen ebenfalls stets sehr pünktlich, wobei es hier natürlich schwierig ist, Einnahmen zu planen. Aufträge ergeben sich meist spontan. Bei dieser Gelegenheit möchte ich einmal dem Gerücht entgegen treten, bei Trigami würden nur Taschengelder gezahlt. Mein Honorar pro Rezension bewegt sich auf die 100-Euro-Marke zu und ist damit hinsichtlich des entgegenstehenden Aufwandes mehr als fair bemessen. Ich sehe auch keine anderen Medien, die hier deutlich mehr zahlen würden. Auch und insbesondere nicht im Lager der etablierten Medienhäuser, wie beispielsweise der WAZ-Gruppe oder dem Heise-Verlag.

Immer wieder wurde ich von anderen Erscheinungen des Web 2.0, beispielsweise der Reader´s Edition angesprochen, ob ich nicht Interesse hätte, auch dort zu veröffentlichen. Jedoch habe ich keine Zeit zu verschenken und von Gottes Lohn wird meine Familie nicht satt. Umso erstaunlicher finde ich, dass es Einrichtungen wie die RE immer noch gibt. Offenbar sind doch eine ganze Reihe finanziell unabhängiger Menschen öffentlichkeitshungrig und nutzen eine solche Plattform zur Beseitigung ihrer Langeweile und zur Befriedigung ihres Bedürfnisses nach Anerkennung. Gut für Medien wie die RE. Ich gönne es ihr!

Ein Trend, an dem ich mich in keinster Weise beteiligt habe, ist die fortschreitende Communityisierung des Webvolkes. Okay, in keinster Weise ist übertrieben. Immerhin bin ich bereits seit Juli 2004 Mitglied bei XING und im abgelaufenen Jahr bin ich zum LastFMler geworden. Meine aktiven Einsätze auf den beiden Plattformen halten sich allerdings in Grenzen. LastFM nutze ich eigentlich nur, um Musikempfehlungen auf der Basis meiner angehörten Tracks zu erhalten. Auf diese Weise habe ich schon den ein oder anderen interessanten Künstler gefunden.

XING nutzte ich bislang eigentlich überhaupt nicht. Ich wollte es zunächst irgendwie anders umschreiben, aber man muss ehrlich gegenüber sich selbst sein anlässlich eines solchen Rückblicks, also: Ich nutzte es bislang eigentlich überhaupt nicht. Ich habe mir aber vorgenommen, im kommenden Jahr in ein paar interessante Gruppen einzusteigen und mal zu sehen, inwieweit es verborgenenen Nutzen zu heben gibt.

Facebook. Fällt mir gerade ein. War ich noch nie drauf. MySpace. War ich schon mal, aber nur auf den Seiten von Musik-Bands. Dieser ganze Hypekram interessiert mich irgendwie nicht und ich erkenne auch keinen potentiellen Nutzen darin und schon gar nicht daraus.

Mitte des Jahres stieß ich auf eine Reisecommunity namens Tripflip.de. Ganz nett gestaltet. Man kann Bilder und Videos hochladen, sowie Blogs betreiben, Hotelbewertungen abgeben und in Foren diskutieren. Eigentlich für einen Urlauber wie mich eine interessante Sache. Leider hapert es an der Mitgliederbasis, sprich: Es macht kaum einer da mit. Dann bringt es auch wieder nix. Und so war ich heute zum ersten Mal nach einigen Monaten wieder dort. Allerdings nur, um fest zustellen, dass sich nichts gebessert hat.

Was wird das kommende Jahr bringen? Vermutlich werden im kommenden Jahr die meisten Web-2-StartUps den Bach herunter gehen. Es macht schließlich auch wirklich keinen Sinn, Communities mit jeweils gleicher Zielgruppe im Dutzend aufzuziehen. Wer eine Sportcommunity intensiv nutzt, wird die nächste ignorieren. Genauso verhält es sich mit Themen wie Gesundheit, Familie, Reise und was nicht alles. Communities werden also quantitativ zu den Verlierern des nächsten Jahres gehören, aber danach qualitativ einen großen Schritt nach vorn machen.

Was ist mit dem Thema Blogprofessionalisierung? Germanblogs ist da das einzig verbliebene Stichwort. Wird Germanblogs nächstes Jahr um diese Zeit noch existieren? Und zwar nicht nur als URL? Ehrlich gesagt. Ich weiß es nicht. Die Chancen dafür stehen allerdings gut. Das Projekt wurde beim bisherigen Betreuer Boogie Medien abgezogen und dem Holtzbrinck eLab unterstellt, wo es wieder intensiverer Betreuung zugeführt werden soll. Ich habe noch keine näheren Informationen zum künftigen Betreiber, weiß aber, dass mit Ablauf dieses Jahres Boogie Medien definitiv aus dem Projekt ausscheidet. Wer sich mal die Website der Boogie-Medien anschaut, kann übrigens leicht den Eindruck gewinnen, dass man nicht nur aus diesem Projekt ausscheidet…

Wo ich schon einmal dabei bin, will ich auch dem Thema Blogmarketing ein paar Worte widmen. Was nicht funktioniert, ist, potenziellen Kunden eine aggressiv gestylte Website vor die Nase zu hauen und sie damit werben zu wollen, dass man sie nicht braucht. Diese Erfahrung hat Adical dieses Jahr machen dürfen und das finde ich auch richtig so.

Was allerdings bislang funktioniert, ist Blogmarketing á la Trigami. Vor kurzem hat sich ein Wettbewerber namens Hallimash ins Gerede gebracht, aber bislang nicht eine einzige Kampagne präsentieren können und den Anfang des Jahres gestarteten Pseudowettbewerber BlogPay kann man getrost vergessen. Die Trigami-like Form des Blogmarketing ist angewiesen auf eine klare Kennzeichnung der entsprechenden Beiträge, sowie die Garantie redaktioneller Freiheit und fairer Preise, sowie deren tatsächliche Zahlung durch den Vermittler. Diesem Anspruch wird Trigami bislang gerecht. Wie sich die jetzt erfolgte Öffnung der Preisfestlegung auswirken wird, bleibt allerdings abzuwarten.

Wohin geht Bloggen in 2008? Nirgendwohin. Es bleibt, wo es ist und stabilisiert sich als notwendige Säule neben der journalistischen Berichterstattung durch etablierte Medien. Es ist Tagebuch, Leserbrief, Pamphlet, Fehdehandschuh, Grundlagenwerk und Bürgerjournalismus. Je nachdem, wo man schaut.

Und es ist auch Cat Content. Und das, meine sehr verehrten Damen und Herren. Das ist gut so!

In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern einen guten Rutsch und ein erfolgreiches Jahr 2008!

[Fotoquelle: pixelio.de]

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