„Der Staat bin ich“: Der 300. Todestag von „Sonnenkönig“ Ludwig XIV

Am 1. September 1715 stirbt mit Ludwig XIV einer der am längsten regierend Monarchen Europas – 72 Jahre lang hatte der „Sonnenkönig“ die Regentschaft inne. Den Thron hatte Ludwig offiziell aber schon als vierjähriger Knirps bestiegen, die Regierungsgeschäfte lenkte zunächst ein anderer.

Die Regierungsgeschäfte führt zunächst ein anderer

Als Ludwig am 5. September 1638 geboren wird, tauft ihn der Volksmund Dieudonné – der von Gott Gegebene. Mit dem Beinamen will das Volk aber nicht seine Hochachtung vor dem Sprössling ausdrücken, sondern seinen Spott. Denn es gilt als gesichert, dass Ludwigs Vater Ludwig XIII. und seine Mutter ein sehr distanziertes Verhältnis zueinander hatten. Damit der Thronfolger gezeugt werden konnte, sei somit göttlicher Beistand nötig gewesen, spottete die französische Bevölkerung.

Nach Ludwigs Inthronisierung übernimmt zunächst seine Mutter die Regentschaft, der tatsächliche Herrscher ist aber Kardinal Mazarin. Der gebürtige Italiener, der es ohne Priesterweihe zum päpstlichen Gesandten und später sogar Kardinal brachte, nimmt sich auch der Erziehung des Jungens an. Ab seinem 16. Lebensjahr mischt Ludwig in der Politik mit, im Jahr 1661 – dem Todesjahr von Mazarin – übernimmt er die alleinige Regierung.

Ludwig XIV sieht sich als Zentrum des Staates

Ludwig hält sich für eine Art höheres Wesen, seine Königswürde sei göttlicher Wille. Zum Symbol seines Wappens macht er die Sonne – daher stammt sein Beiname „Sonnenkönig“. So wie die Sonne Mittelpunkt des Sonnensystems ist, ist Ludwig Mittelpunkt des Staates. Mehr noch: Er sieht den Staat als seinen Besitz an, über den er als absolutistischer Herr frei verfügen kann. Der berühmte Ausspruch „Der Staat bin ichstammt nicht wie oft vermutet von Ludwig XIVselbst, “ charakterisiert sein Herrschaftsverständnis aber vortrefflich.

Ludwigs Machtverständnis spiegelt sich im Schloss von Versailles, dem offiziellen Königssitz. Allein das Hauptgebäude hat 700 Zimmer, im kompletten Schloss leben rund 10.000 Menschen. Tagtäglich wird das Morgenritual zelebriert, bei dem mindestens 200 Bedienstete anwesend sein und ihrem Herrscher huldigen müssen – auch wenn der gar nicht im Schloss weilt.

Die Bilanz von Ludwigs Herrschaft: Frankreich ist pleite

In der zweiten Hälfte seiner Regentschaft zeigen sich bei Ludwig vermehrte Anzeichen von Größenwahn und extreme Eitelkeit, mit immer neuen Kriegen will er sich einen Platz als ruhmreicher Feldherr in den Geschichtsbüchern sichern. Bei seinem Tod ist Frankreich finanziell ruiniert, der Bevölkerung geht es so schlecht wie unter keinem anderen Monarchen. Damit hat Ludwig XIV ungewollt den Untergang des Absolutismus eingeleitet und der Französischen Revolution den Weg bereitet, die im Jahr 1789 über das Land fegen soll.


Fotoquelle: Thinkstock, 173719576, iStock, frederic prochasson

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