Der Satireblog-Test: Bild-„Zeitung“

Die erste Kategorie ist das Gewicht. Mit ein paar Messungen und Schätzungen kommen wir bei Testobjekt eins auf ca. 160 g, die Rolle Klopapier bringt es auf zellulöse 130 g. Die Kontrahenten ziehen damit ungefähr gleich, doch so richtig aussagekräftig sind die Werte nicht, denn bei meinem Einkauf an Reisekoffern, die ich gerne an großen, öffentlichen Plätzen verteile und stehen lasse, ist das Gewicht nicht so entscheidend.

Kommen wir zur nächsten Kategorie. Die Geschmeidigkeit. Man braucht kein täglicher Stuhlgänger zu sein um zu wissen, dass Zeitung verglichen mit dem heutigen Klopapier definitiv Defizite aufweist. Und auch ein Analstöpsel führt um diese Erkenntnis nicht herum. Allerdings erklärt es, warum vor allem ältere Leute sich dieses Bilderbüchlein angucken. Nicht nur wegen ihrer Demenz, sondern auch, weil die Nachkriegsgeneration noch wusste, was Klopapiermangel bedeutet. Sie mögen es eben immer noch etwas rauer zwischen den Hautfalten und sparen gleichzeitig das Klopapier.

Bei der Oberfläche brauchen wir überhaupt keinen Vergleich, denn die Rolle Klopapier kommt bei 200 Blatt schon auf 25 m². Auch wenn die Bild eine solche Oberfläche erreichen würde, der Informationsgehalt bliebe trotzdem bei unseren beiden Testobjekten immer der selbe. Mit dem wichtigen Unterschied, dass man sich das Klopapier auf der Toilette auch ansehen kann, ohne aufstehen, sich umdrehen und hinknien zu müssen, um seinen Brechreiz zu befriedigen.

Immerhin im Punkt Kapazität hat die Bild eindeutig gewonnen. Denn nirgendwo anders passt auf so kleinen Raum, so viel Scheiße. Da könnte man die Rolle Klopapier noch so oft durch das Klärbecken ziehen, hier muss sie sich einfach geschlagen geben.

Der finanzielle Faktor ist in Zeiten steigender Mehrwertsteuererhöhung mit der wichtigste. Genießen wir die Zeiten, da der Anteil der Prozentsatz Steuer beim Preis noch der geringere ist, gegenüber dem der Ware. Denn lange wird es nicht dauern, bis der Warenanteil am Preis nur noch 19% beträgt und dann wird sicher fröhlich gesenkt. Beide Male liegt der Preis bei ungefähr 50 Cent, wobei nur das Testprodukt Klopapierrolle sein Geld auch Wert ist.

Gewonnen hat somit eindeutig die Rolle Klopapier. Aber eigentlich wussten wir das auch schon vorher. Das offizielle Testergebnis lautet also: diese Pseudo-Zeitung reicht nicht mal, um sich den Dung aus der Rille zu kratzen.

Distanzierungserklärung: Natürlich wurde für diesen Test keine "Bild" gekauft, doch leider musste ich eine anfassen. Trotz Handschuhen und Desinfektionsmittel habe ich mir die Finger danach abgehackt. Aber was tut man nicht alles für den Satireblog.

Keine Meinungen

  1. Also, nachdem genügend lange blutig hin und her und herumgekämpft worden war, wie immer, wenn Macht mittels Religionen erkämpft werden kann und umgekehrt, verstand man damals unter „Religionsfreiheit“ beim darauf folgenden Augsburger Religionsfrieden kein echtes Individualrecht, sondern allerhöchstens, dass die Untertanen pauschal den jeweiligen Glauben des jeweiligen Fürsten in seinem erkämpften Herrschaftsgebiet annehmen mussten, sodass die Gläubigen ihre Konfession unter Umständen auch wechseln mussten oder sie durften (!) auswandern in eine Region ihrer Konfession. Hurraaa, sie durften auswandern! Ich kann übrigens zwischen Artikel 4 zusammen mit Artikel 6 des Augsburger Bekenntnisses von 1530 und der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre zwischen Lutherischem Weltbund und der katholischen Kirche“ von 1999, [nachzulesen auf der Vatikanseite im Internet], keinerlei trennenden Unterschied erkennen. Fast identisch zu den beiden Artikeln 4+6 heißt es hier nämlich:„Es ist unser gemeinsamer Glaube, dass die Rechtfertigung das Werk des dreieinigen Gottes ist. Gemeinsam bekennen wir: A l l e i n aus G n a d e im Glauben an die Heilstat Christi, n i c h t auf Grund unseres Verdienstes, werden wir von Gott angenommen und empfangen den Heiligen Geist, der unsere Herzen erneuert und uns befähigt und a u f r u f t zu guten Werken. Die Botschaft von der Rechfertigung sagt uns, dass wir Sünder unser neues Leben allein der vergebenden und neuschaffenden Barmherzigkeit Gottes verdanken, die wir uns n u r schenken lassen und im Glauben empfangen, aber n i e – in welcher Form auch immer verdienen können.“469 Jahre liegen zwischen den beiden Erklärungen und zwei verschiedene Kirchen, damals wie heute. Doch der direkte Vergleich des Wortlautes klingt wie abgekupfert. Woher dieser (theoretische) Wandel der katholischen Kirche so kurz vor dem Jahrtausendwechsel, die doch unaufhörlich davon sprach, man müsse sich die ewige Seligkeit bei Gott verdienen durch gute Werke und Taten, sündenfreies Leben, alle möglichen Verzichte, jeden Sonntag in die Kirche gehen oder ansonsten Behaftung mit Todsünde und ewiger Verdammung, Wallfahrten, Beichten, Bußtaten, Ehrenämter, Spenden, Überschreibungen an die Kirche etc.pp. Gilt das jetzt nicht mehr? Sind die jetzt komplett evangelisch geworden oder wie oder was? Jetzt braucht nur noch das Papsttum aufgegeben zu werden und der ganze kirchliche, plumpe und kostenintensive Apparat, dann hat sich die Sache endlich. Denn nach dieser gemeinsamen, angepassten Erklärung ist für mich höchst stimmig, was Hubertus Mynarek in seinem Buch „Kritiker kontra Kriecher“ schreibt:„Denn, wenn die Gnade Gottes Luther zufolge den Menschen unmittelbar, ohne dessen Zutun und Verdienste, rechtfertigt, dann würde sie ihn natürlich auch ohne jegliche kirchliche Vermittlung und Vermittlungsrituale rechtfertigen.“ Dann ist logischerweise aber auch die Institution Kirche samt Priesterschaft überflüssig!!!So konsequent hat Luther trotz dieser seiner Überzeugung aber leider nicht gehandelt. Doch diese klitzekleine Inkonsequenz ist bei weitem nicht die schlimmste, die ich ihm ankreiden würde, eher schon andere horrenden Diskrepanzen zwischen Jesus Christus’ Lehre und Aussagen und Luthers geradezu gegenteiligen Aufforderungen an die Gläubigen, denen er damit das Christseinkönnen im Sinne Jesu wohl sehr erschwerte.

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