Der kraetive Akt

Jede Frage nach dem Sinn einer momentanen kreativen Tätigkeit ist contaproduktiv. Denn das Dafür und Dagegen heben sich meist auf. Jedes Nachdenken über den Sinn, unterbricht oder stoppt sogar den Kreativprozess. Dies bedeutet natürlich nicht, dass der Künstler bewusstlos vor sich hin werkelt.

»Allem Anschein nach handelt der Künstler wie ein Medium, das aus dem Labyrinth durch Zeit und Raum seinen Weg zu einer Lichtung sucht. Wenn wir nun dem Künstler die Eigenschaften eines Mediums zusprechen, dann müssen wir ihm das volle ästhetische Bewußtsein dessen, was er tut oder warum er es tut, absprechen – all seine Entscheidungen bei der Ausführung des Kunstwerkes bleiben intuitiv und können nicht in eine Selbstanalyse umgesetzt werden, sei sie ausgesprochen, geschrieben oder nur gedacht.«

Der Künstler korrigiert und reflektiert sich, klar. Aber doch immer schon vorher im Gedanklichen oder erst nach bzw. zwischen der Schaffensphase. Wenn Rodin an einer Skulptur rummeißelte, hämmerte er und dachte nicht über den sekündlich ausgeführten Schlag nach. Danach ging er vielleicht zwei Schritte zurück und sah, dachte und entschied. Das ist eine Ja / Nein Entscheidung. Geht das soeben gestaltete in die richtige Richtung? Ja, weiter. Nein, andere Richtung. So einfach ist im Prinzip der kreative Prozess. In der Kunst sind Kompromisse schlecht.

»Ich möchte ganz einfach sagen, daß Kunst gut, schlecht oder gleichgültig sein kann, aber daß wir sie, gleich mit welchem Beiwort, Kunst nennen müssen:  schlechte Kunst ist immer noch Kunst, wie ein schlechtes Gefühl immer noch ein Gefühl ist.«

Zitate aus "Der kreative Akt" von Marcel Duchamp 

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Eine Meinung

  1. Ja, seltsam! Jetzt weiß ich auch, warum mich manche Kunst so langweilt. Die Künstler sind während des Schaffensprozesses nicht zurückgetreten. Oder sie wollten, daß ihre Kunst irgendwo im Nirgendwo endet, ziellos. Man redet immer nur davon, die Kunst sei nur für sich selbst da, sei einfach nur da, l’art pour l’art. Aber eigentlich entzieht man sich damit jeglicher Kritik und der Frage nach dem Sinn, die der Betrachter doch immer wieder stellt. Und selbst die scheinbar zweckfreie Kunst versucht dann doch häufig, dem Zuschauer diese Zweckfreiheit auch unterzujubeln.Das ist wie mit der sogenannten objektiven Wissenschaft. Gerade dort, wo die Objektivität oder Interesselosigkeit betont wird, liegt meist doch ein geheimer Beeinflussungsversuch verborgen.

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