Der Gewinner des Libanon-Konflikts

„Wir werden“, verkündet Ali Laridschani, der iranische Chefunterhändler für Atomfragen, „die nuklearen Aktivitäten wo nötig ausweiten. Das schließt alle Atomtechnologie ein, inklusive der Zentrifugen.“ Man gibt sich selbstbewusst wie es sich für eine Regionalmacht des Nahen Ostens gehört. Die Tür für diplomatische Lösungen im Atomkonflikt wird laut zugeschlagen und sicherheitshalber doppelt verschlossen. Es ist ein klares Signal an den hilflosen Westen, der sich auf einem Schlingerkurs zwischen Zuckerbrot und Peitsche befindet.
 
Allein die Peitsche nimmt man dem Westen im Iran nicht mehr ab. Wie machtlos militärische Supermächte wie Israel und die USA sind, erleben die Mullahs tagtäglich im Irak und nun auch im Libanon. Bei letzterem mischt Teheran selbst kräftig mit und weiß, dass Zugeständnisse Hier zu Entgegenkommen Dort führen muss. Das verbessert ihre Verhandlungsposition. Die Sanktions-Drohungen des Weltsicherheitsrates entlocken dem Regime gerade noch ein müdes Lächeln – der Westen würde sich nur ins eigene Fleisch schneiden. Militärische Lösungen? Ebenfalls äußerst unwahrscheinlich. Außer den USA kann niemand die Kapazitäten für einen solchen Einsatz aufbringen. Doch diese sind auf unabsehbare Zeit noch im Irak gebunden. Außerdem stehen Kongresswahlen vor der Tür, da sind neue Einsätze dem Elektorat nur sehr schwer zu vermitteln.
 
Es scheint als sei der Iran der eigentliche Gewinner des Libanon-Konflikts. Quasi freie Hand für das Atomprogramm, eine innenpolitisch verwertbare Politik der Stärke und gestiegene internationale Achtung. Der Iran hat im Moment alle Trümpfe in der Hand. Und auch die Zeit spielt für die Mullahs. Vor einer Lösung des Libanon-Konflikt, an der auch der Iran beteiligt sein muss, wird niemand ernsthaft und mit dem entsprechenden Druck den Atomkonflikt lösen können. Sollte es tatsächlich zu einer Ausweitung der Urananreichung kommen, könnte der nächste Konflikt im Nahen Osten schneller eskalieren, als die meisten wahrhaben möchten. Doch dann sind es keine Katjuschas, die im Umkreis von 100 Kilometern die Sicherheit bedrohen, sondern Atomwaffen, die auch Europa erreichen könnten.
 
Eine schnelle Lösung im Libanon ist also auch in Bezug auf das iranische Atomprogramm geboten.

6 Meinungen

  1. Der Zusammenhang zwischen dem Konflikt im Libanon und dem Atom-Poker der Iraner ist nicht von der Hand zu weisen. Der Iran ist historisch gesehen nicht besonders durch antisemitische Ausfälle bekannt geworden. Die neuesten Ergüsse des Dr. Mahmud Ahmadinejad sind da eine Ausnahme. Daher darf man annehmen, dass es bei der Unterstützung der Hisbollah weniger um die Auslöschung des Judenstaates geht, als vielmehr um eine neue Front im Atomstreit. Wie aber könnt eine kombinierte Lösung beider Probleme aussehen? Ich sehe keine. Israel hat die Bombe, Indien hat die Bombe (richtig beides Demokratien) und Pakistan hat die Bombe (Demokratie? wohl kaum). Die jetzt erarbeitete Resolution findet natürlich die Unterstützung von Russen und Chinesen. Kein wunder so langsam scheint ja ihr Alleinstellungsmerkmal potentielle Supermacht verloren zu gehen.

  2. Die Meldung der Iran besorge sich Uran aus Afrika passt sehr gut dazu. Wer erinnert sich nicht an die Meldung der Irak habe Uran aus den Niger bezogen? Erwies sich dann zwar als Falschmeldung, aber da lief das Unternehmen Befreiung des Iraks bereits.

  3. Kriegsverbrechen und KriegstreibereiGanz ohne jeglichen Zweifel werden in diesem Krieg von beiden Kriegsparteien permanent Kriegsverbrechen begangen, und wer hegt schon ernsthafte Sympathien fuer die baertige, fanatische, zu allem bereite Soldateska der Mullahs, die bei der Wahl ihrer Opfer wahrlich nicht zimperlich ist. Doch was die moerderische israelische und die us-amerikanische Toetungsmaschinerie vollbringen, sind wahre Massaker am laufenden Band. Wenn man sich vorstellt, wozu die Kriegsverbrecher aus Tel Aviv und Washington noch in der Lage sein koennten und moeglicherweise auch werden, stockt einem der Atem. Irak brennt, Gaza brennt, der Libanon brennt, Syrien brennt – noch – nicht, der Iran brennt – noch – nicht. Schon werden von Abgeordneten sog. demokratischer Parteien im US-Kongress in Washington die Stimmen jener Scharfmacher und Kriegstreiber laut, die fordern, die US-Regierung moege doch endlich offiziell bekanntgeben, ihr Land befinde sich im 3. Weltkrieg, um entsprechend agieren zu koennen. Die Nah- und Mittelostpolitik / Aussen- und Kriegspolitik der USA und Israels zumindest der letzten 15 Jahre und wohl weit darueberhinaus zeigt eine ganz besondere Kontinuitaet: die Expansion durch widerrechtliche Besetzung, Annektionen, Angriffskriege und Apartheid bzw. ethnische Saeuberungen an der palaestinensichen und uebrigen arabischen Bevoelkerung der Region.Wenn Bush und seine Schergen von der internationalen Gemeinschaft nicht – unter Einsatz aller gebotenen Mittel – davon abgehalten werden, stuerzt das Imperium unter seiner Fuehrung die Welt tatsaechlich vollends in den Weltkrieg, wenn er demnaechst Syrien und den Iran in Brand schiessen lassen wird.Boykottiert israelische und US-amerikanische Interessen weltweit!

  4. Hey Sorebek, du scheinst ein sehr einseitiges und stark subjektiv gefärbtes Politikverständnis zu haben. Dass Kriege wohl selten Trophäen der Humanität gewinnen werden, sollte jedem klar sein. Von „Massaker[n] am laufenden Band“ zu sprechen, bedeutet der Propaganda aufgesessen zu sein. Lies dir mal durch, wie es in Kana „wirklich“ gewesen sein soll! Das stand am Sonnabend sogar in der BILD. In wie weit aber auch das Propaganda ist, das wissen nur Wenige. Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte.Aber zurück zum eigentlichen Thema: Ich bin mir sicher, dass weder Syrien noch der Iran angegriffen werden, bevor der Libanon-Konflikt gelöst ist. Syrien kann nur für den Fall einer Intervention auf Seiten des Libanons in den Krieg hineingezogen werden, was aufgrund von Partnerschaftsabkommen auch zu einer Beteiligung des Iran führen könnte. Ich glaube auch, dass dies ein Szenario ist, dem Israel durchaus nicht abgeneigt ist, da dies zu einem Kriegseintritt der USA führen könnte. Und dann haben wir tatsächlich einen 3. Weltkrieg. Ich hoffe allerdings, dass dies Gedankenexperimente bleiben.

  5. Natürlich sind die Vereinigten Staaten mit ihrer komromißlosen Haltung zum Konflikt im Libanon in eine Falle getappt. Jetzt fehlt jede Flexibilität und zu Hause macht sich die Presse schon über Condi Rice lustig, die jeden Tag aufs neue versichert, die Resolution steht bald. Aber der vorgegebene Automatismus Richtung Dritter Weltkrieg ist unlogisch. Welche militärischen Kapazitäten sollen denn die Amerikaner in der Region noch aufbringen? Warum sollte sich das Regime in Damaskus zu aktiven Teilnahme hinreißen lassen. Es läuft doch?

  6. @ Grünschnabel Du hast ja vollkommen recht, die USA hat nicht die Kapazitäten, allerdings werden sie bei einem Angriff Syriens, den ich für genauso unwahrscheinlich halte wie das Zur-Seite-Stehen Irans, wohl kaum um einen Militärteinsatz herumkommen. Da sorebrek aber so sehr davon überzeugt ist, dass ein Angriff auf Syrien und Iran kurz bevor steht, wollte ich nur einmal aufzeichnen, welche Eventualitäten für diesen Fall zusammenkommen müssten, damit die von ihm prophezeite Entwicklung überhaupt mit einer nennenswerten Wahrscheinlichkeit eintritt.

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