Der gefrorene Rabbi von Steve Stern

Vom tiefgefrorenen Rabbi zum sexbesessenen Guru

Elisier ben Zephir ist sein Name und seine Geschichte schier unglaublich. Rund hundert Jahre war der Rabbi mit den außergewöhnlichen Fähigkeiten in einem Eisblock eingeschlossen, ein tiefgefrorenes Familienerbstück sozusagen.

Das aufgrund eines Stromausfalls auftaut und zwar in zweierlei Hinsicht. Der wieder zum Leben erweckte Rabbi kommt in unserer Zeit ziemlich in Fahrt, kümmert sich um das Seelenheil und nicht nur um dieses von einsamen Hausfrauen und macht geschickt Geschäfte mit seinem Können.

Wohingegen der fade Bernie Karp, der erste, der ihn zu Gesicht bekam und der zunächst einmal dafür sorgte, dass „Der gefrorene Rabbi“ überhaupt wieder zu Kräften kommt, sich im Schatten des Meisters ziemlich verändert und an sich Fähigkeiten entdeckt, die ihn bisweilen in reichlich prekäre Situationen bringen. Die ihm aber auch Lou bescheren, eine der Hauptpersonen des Buches, auch wenn man davon anfangs gar nichts bemerkt.

Wer will schon sein Dasein unter Kotellets fristen?

Steve Stern verfolgt in verschiedenen Strängen die Werdegänge des Rabbis bzw. den Transport seines gefrorenen Körpers über Generationen hinweg. Zu den gelungeneren gehört die eingeflochtene Geschichte einer jungen Frau, die aufgrund einer Vergewaltigung kombiniert mit den äußeren Umständen in Männerkleidern nach Amerika flieht – im Gepäck den Tiefgefrorenen, dessen Reise eine lange ist:

Von seiner polnischen Heimat bis in die Kühltruhe, tief unter die Kotellets der Familie Karp. Mit der sich Stern im Hier und Jetzt ein wenig mehr hätte befassen dürfen. Denn die Charaktere von Bernie, Lou und vor allem der des Rabbis haben eine Menge Potenzial, das zugunsten von teilweise recht langatmigen Passagen aus der Vergangenheit geopfert wurde.

Auch hätte Stern durchaus auf ein paar der jiddischen Ausdruck verzichten können, mit denen er das Werk verziert hat. Wenn man nämlich der Gebräuche und Ausdrücke nicht mächtig ist, dann kann einem schon mal der Sinn des einen oder anderen Absatzes entgehen. Und der Spaß am Weiterlesen auch. Doch auch wenn die Schreibweise des Autors nicht durchgängig überzeugt, so ist die Geschichte „Der gefrorene Rabbi“ nichtsdestotrotz außergewöhnlich in ihrer Art.

Steve Stern: Der gefrorene Rabbi, erschienen im Januar 2011 beim Karl Blessing Verlag, ISBN 978-3896674364, Preis: rund 22 Euro.

Eine Meinung

  1. Danke für den Artikel.Steve Stern ist einer meiner Lieblingsautoren.GrüssePeter

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